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Lippische Landes-Zeitung , 23.04.2012 :

Über das Leben von Adolf Sternheim / Drei Lemgoer fassen die Biografie des jüdischen Bürgers zusammen

Von Alexandra Strathmann

Adolf Sternheim hat sich zwischen 1910 und 1950 in gemeinnützigen Organisationen engagiert. Der Bürger mit jüdischem Glauben wird jetzt in die Liste der Lemgoer Persönlichkeiten aufgenommen.

Lemgo. Die Idee für die Darstellung von Sternheims Leben ist Karin Hehner-Rügge, Jürgen Scheffler, Direktor des Hexenbürgermeisterhauses, und Stadtarchiv-Leiter Marcel Oeben nach der Verleihung der Adolf-Sternheim-Nadel im Jahr 2011 gekommen. Im jährlichen Wechsel verleiht die Stadt Lemgo die Adolf-Sternheim-Nadel an Einzelpersonen und die Adolf-Sternheim-Auszeichnung an Vereine, Gruppen und Organisationen (siehe Kasten).

Sternheim wurde 1871 in Aplerbeck geboren und ist 1910 nach Lemgo gezogen. "1911 gründete er das Rote Kreuz in Lemgo", berichtet Jürgen Scheffler. Außerdem war er in der Lemgoer Synagogengemeinde und im Schützenverein aktiv. Sternheim zählt auch zu den Mitbegründern der Wolff’schen Stiftung. 1933 wurde Sternheim von all seinen Ämtern entbunden und ist 1942 ins Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert worden. 1945 kam er nach Lemgo zurück und übernahm den Vorsitz der Jüdischen Kultusvereinigung Lippe. Außerdem gründete er 1946 die FDP und 1947 das Deutsche Rote Kreuz. Sternheim ist 1950 in der Nähe von Hannover gestorben. Sein Grab befindet sich allerdings auf dem Friedhof an der Rintelner Straße in Lemgo.

Karin Hehner-Rügge ist bei der Gründung des liberalen Zentrums auf Adolf Sternheim gestoßen. "Es hat mir sehr imponiert, wie ein ehemaliger KZ-Häftling sich am Aufbau des Staates beteiligt hat", erzählt sie.

Doch etwas über das Leben des Lemgoer Juden herauszubekommen, war für Karin Hehner-Rügge, Jürgen Scheffler und Marcel Oeben gar nicht so einfach. "Es gibt nur wenig Material in den Archiven", weiß auch Sandra Miggelbrink von der Stadt, die die Drei bei der Suche unterstützt hat. Einige Dokumente hat Oeben im Stadtarchiv gefunden. Laut Scheffler gibt es auch im Landesarchiv in Detmold einen kleinen Nachlass. Im Hexenbürgermeisterhaus hat der Leiter Fotos, Orden und einen Ausweis gefunden. "Ich stehe in Kontakt mit einer von Sternheims Enkelin. Sie wohnt in London", berichtet Scheffler. Das alles fassen die Drei jetzt für die Rubrik "Persönlichkeiten" auf der Internetseite der Stadt Lemgo zusammen. "Etwas umfangreicher wird dann eine Präsentation, die bei der Verleihung der Adolf-Sternheim-Auszeichung gezeigt werden soll", verrät Oeben.

Die Biografie ist in Kürze auf www.lemgo.de im Bereich Kultur und Bildung unter Persönlichkeiten zu finden.

Adolf-Sternheim-Auszeichnung

Bewerben können sich Vereine, Gruppen und Organisationen, deren Projekte in unmittelbarer Verbindung zu ehrenamtlichem Engagement für Lemgo stehen müssen. Die Auszeichnung ist mit einem Geldpreis in Höhe von 1.500 Euro, gestiftet von der Sparkasse Lemgo, verbunden. Bürgermeister Dr. Reiner Austermann bittet bis zum 31. Mai um Vorschläge. Entgegengenommen werden sie in schriftlicher Form von Sandra Miggelbrink, Rathaus, Marktplatz 1, 32657 Lemgo. Eine Jury wird die Preisträger auswählen. Die Verleihung ist für September vorgesehen.

Bildunterschrift: Wird nun gewürdigt: Adolf Sternheim.

Bildunterschrift: Suche in alten Dokumenten: Marcel Oeben, Jürgen Scheffler und Karin Hehner-Rügge (von links) tragen die Informationen über Adolf Sternheim für die Biografie zusammen.


lemgo@lz-online.de

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