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Veranstaltungen / Nachrichten , 07.03.2012 :

Tages-Chronologie von Mittwoch, 7. März 2012

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Veranstaltungskalender:





- Mittwoch, 7. März 2011 von 14.00 bis 17.00 Uhr -


Ausstellung: "Vor 70 Jahren - Der Weg der jüdischen Familien Höxters in die Vernichtung"


Veranstaltungsort:

Forum Jacob Pins im Adelshof
Westerbachstraße 35 - 37
37671 Höxter

www.jacob-pins.de


Öffnungszeiten: Vom 27. Januar bis zum 11. März 2012, täglich, außer montags, von 14.00 bis 17.00 Uhr.


Gustav Uhlmann überlebte die Konzentrationslager

Am 9. Dezember 2011 jährte sich zum 70. Mal der Tag, als die ersten 20 der damals noch in Höxter lebenden 45 Jüdinnen und Juden nach Riga deportiert wurden. Wenige Monate später wurden am 31. März 1942 weitere fünf Jüdinnen und Juden abtransportiert, vermutlich ins Warschauer Ghetto. Die letzten 20, im Durchschnitt 70 Jahre alt, mussten am 31. Juli 1942 die Fahrt nach Theresienstadt antreten. Nur einer dieser 45 höxterschen Jüdinnen und Juden, Gustav Uhlmann, überlebte die Konzentrationslager der Nationalsozialisten.

Nur noch drei Überlebende der Shoa

Heute leben nur noch drei Menschen aus Höxter: die jetzt fast 100-jährige Irmgard geborene Katz, damals Corveyer Allee 1, die heute mit Kindern, Enkeln und Urenkeln in den USA wohnt. Dann Rudy Pins, 92 Jahre alt, der seinen Lebensabend auf Hawaii verbringt und 2008 zur Einweihung des Pins-Forums nach Höxter gekommen war. In Schottland wohnt die 76-jährige Suse Anna, geborene Israelsohn, heute Sue Jewitt. Sie ist die Enkelin der aus der Kreisstadt Höxter deportierten Hedwig Ahron.

Dokumentation von Leben und Schicksalen

Die Ausstellung geht nicht auf die Verfolgung in Höxter 1933 bis 1941 ein, sondern beschränkt sich auf die letzte Phase, die Deportation 1941 bis 1945. Die Jacob Pins Gesellschaft dokumentiert das Schicksal der 45 ehemaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihren Weg in die Vernichtung. Zugleich wird die Ausstellung auch den 38 Jüdinnen und Juden gewidmet sein, die in Höxter geboren, aber später aus anderen Orten in die Lager des Dritten Reiches deportiert wurden und im Holocaust umkamen.

Deportation über den Bielefelder Bahnhof

Der Weg der aus Höxter Deportierten führte über Bielefeld, von wo die Züge aus Ostwestfalen nach Riga, Warschau und Theresienstadt in den Tod fuhren. Deshalb werden in Höxter auch Teile der Bielefelder Deportationsausstellung mit dort entstandenen Fotos zu sehen sein, von denen eines den Tierarzt Dr. Leo Pins, Vater von Jacob Pins, auf dem Bahnhof in Bielefeld zeigt.


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- Mittwoch, 7. März 2012 um 18.00 Uhr -


Vortrag von Andreas Speit: Erlebniswelt Neonazismus - rechte Musik, Events und Konsum


Veranstaltungsort:

DGB-Haus
Otto-Brenner-Straße 1
30159 Hannover


Extrem Rechte treten seit Jahren in zunehmend modernem Erscheinungsbild auf. Sie orientieren sich an Jugendkulturen und kopieren sie mit eigenen Inhalten. Das Angebot der Rechten ist inzwischen vielfältig, folgt aber immer noch rechten "Codes".

Ein Referat für Jugendliche, PädagogInnen und Interessierte, die rechte "Dresscodes" und Events enttarnen wollen, aber auch präventive Handlungsmöglichkeiten diskutieren wollen.


Eine Veranstaltung der DGB-Region Niedersachsen-Mitte.


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- Mittwoch, 7. März 2012 um 19.30 Uhr -


Vortrag von Dr. Hans-Jürgen Gaber: "Blitzmädel" und "Schwarzer Krieger" - Eine Liebe in den Zeiten von Krieg, Holocaust und Euthanasie


Veranstaltungsort:

Volkshochschule
Hohenzollernstraße 43
Raum 24 (Aula)
33330 Gütersloh

www.vhs-gt.de


Als Angehöriger einer Generation, deren Eltern und Großeltern über die NS-Zeit nur wenig mitgeteilt haben, galt das Interesse des Referenten seit den 1960er Jahren vornehmlich dem Leben und Leiden der Opfer von Verfolgung, Krieg und Gewaltherrschaft.

Im Nachlass seiner Eltern entdeckte Dr. Hans-Jürgen Gaber in einem Schuhkarton einen gut sortierten Briefwechsel aus den Jahren 1941 bis 1945. Nach zunächst mühseligem Entziffern der Sütterlinschrift seines Vaters, erhielt er schließlich überraschende Antworten auf die "alten" Fragen nach Erleben und Alltag der damals jungen Generation.

Neben Auszügen aus dem Briefwechsel der Eltern des Referenten, die sich im Herbst 1941 zum ersten Mal als Luftnachrichtenhelferin ("Blitzmädel") und Feldwebel einer Panzereinheit ("Schwarzer Krieger") im belagerten Paris begegneten, sollen musikalische und Bildbeiträge die Atmosphäre jener Zeit lebendig werden lassen.

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www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Mittwoch, 7. März 2012:


Am 5. März 2012 fand in Gütersloh eine öffentliche Anhörung des Kulturausschusses über historische Straßennamen, deren Namensgeber der nationalsozialistischen Ideologie nahe standen, statt.

Am 6. März 2012 sicherte die Polizeischule "Erich Klausener" der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) in Stukenbrock-Senne zu, die abhanden gekommenen Lager- und Seminarräume zu ersetzen.

Am 8. März 2012 trifft sich das Bündnis Rodenberg für Demokratie gegen Rechtsextremismus (BüRo) im "Hotel Stockholm" in Rodenberg.

Am 6. März 2012 veröffentlichte die Polizeidirektion Göttingen die "Entwicklung der Politisch Motivierten Kriminalität (PMK) 2011" und schreckte dabei auch nicht vor NS-Verharmlosungen zurück.

Am 9. Närz 2012 findet vor dem Gemeindehaus einer Kirchengemeinde am Papenmarkt eine Mahnwache gegen den "72. Bismarck-Kommers der Bielefelder Korporationsverbände" statt.

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Gütersloh: Anhörung über historische Namen - "Hermann-Simon-Straße"

Am 5. März 2012 fand in Gütersloh eine öffentliche Anhörung des Kulturausschusses über historische Straßennamen, deren Namensgeber der nationalsozialistischen Ideologie nahe standen, statt. Darüber berichten heute, am 7. März 2012, die Gütersloher Volkszeitung, die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt.

Anlass war ein Bürgerantrag auf Umbenennung der "Hermann-Simon-Straße", den der Kulturausschuss der Stadt Gütersloh - ausgerechnet am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2012 - ablehnte.

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Schloß Holte-Stukenbrock: Polizei verspricht Dokumentationsstätte Hilfe - Lager- und Seminarräume

Am 6. März 2012 sicherte die Polizeischule "Erich Klausener" der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) in Stukenbrock-Senne zu, die abhanden gekommenen Lager- und Seminarräume zu ersetzen. Darüber berichten heute, am 7. März 2012, das Westfalen-Blatt und die Neue Westfälische.

Die Polizeischule "Erich Klausener" befindet sich auf dem Gelände, auf dem die Nationalsozialisten von 1941 bis 1945 Hunderttausende überwiegend russischer Soldaten gefangen hielten. Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde das Lager zur Internierung Deutscher genutzt, danach als Sozialwerk für Flüchtlinge und "Vertriebene".

Informationen im Internet: www.stalag326.de

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Rodenberg: Bündnis für Demokratie gegen Rechtsextremismus

Am 8. März 2012 trifft sich das Bündnis Rodenberg für Demokratie gegen Rechtsextremismus (BüRo) im "Hotel Stockholm" in Rodenberg. Darüber berichten heute, am 7. März 2012, das Schaumburger Wochenblatt und die Online-Ausgabe der Schaumburger Nachrichten.

Stolpersteine und neonazistischer "Trauermarsch"

Themen sind ein erster Entwurf zum Flyer für den ersten Stolperstein in Rodenberg, die Gestaltung des Internet-Auftrittes und weitere Aktionen des Bündnisses wie die Teilnahme an den Protesten gegen den diesjährigen neonazistischen "Trauermarsch" in Bad Nenndorf.

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Bückeburg: Politische Lügen der Polizeidirektion Göttingen - Funktionale NS-Verharmlosung

Am 6. März 2012 veröffentlichte die Polizeidirektion Göttingen die "Entwicklung der Politisch Motivierten Kriminalität (PMK) 2011" und schreckte dabei auch nicht vor NS-Verharmlosungen zurück. Darüber berichtet heute, am 7. März 2012, die Schaumburger Zeitung.

Die Polizeidirektion Göttingen umfasst die Polizeiinspektionen Göttingen, Hameln-Pyrmont / Holzminden, Hildesheim, Nienburg / Schaumburg und Northeim / Osterode.

"Straßenschlachtmentalität ihrer Groß- und Urgroßväter"

Zum "Rechts-Links-Konflikt in Bückeburg" führte Polizeipräsident Robert Kruse heute wörtlich aus:

"Die Täter haben offenbar die Straßenschlachtmentalität ihrer Groß- und Urgroßväter übernommen. Ein solches Konfliktverhalten zur Durchsetzung politischer Ziele hat in unserer pluralistischen Gesellschaft keinen Platz. Die Polizei kann und wird solche Verhaltensweisen nicht dulden und Straftaten beider Seiten gleichermaßen verfolgen."

Polizei berichtet die Unwahrheit

Die Realität sieht anders aus: Seit dem Beginn des Jahres 2011 ist die Anzahl von Propaganda- und Gewaltdelikten der Neonazi-Szene in Bückeburg sprunghaft angestiegen. Die Betroffenen fühlen sich von der Politik und den Behörden nicht ernst genommen. 13 Menschen sind bisher verletzt worden. In der Bilanz enthalten sind ein acht­facher Schädelbruch, ausgeschlagene Zähne und Kopfverletzungen durch einen Teleskopschlagstock. Aber auch Hetzjagden, eingeworfene Fensterscheiben und Einschüchterungsversuche ­gehören zum Alltag in Bückeburg.

Einschüchterungen und Bedrohungen durch Neonazis

Jugendliche berichten wiederholt von Einschüchterungen und Bedrohungen durch Akteure der "Autonomen Nationalisten Bückeburg" in den Schulen und im öffentlichen Raum - vor der Jugendfreizeitstätte, am Bahnhof, an Bushaltestellen, bei Erntefesten. Im Innenstadtbereich seien des Öfteren "Patrouillengänge" von mit Baseballschlägern ausgestatteten jungen Leuten und Verfolgungsaktionen vorgekommen. Angriffe mit von Zwillen abgeschossenen Stahlkugeln auf Autos, Verfolgungen von Andersdenkenden und anders Aussehenden, gewalttätige Übergriffe und Verletzungen seien nicht nur polizeibekannt, sondern entfalten eine Einschüchterungs- und Bedrohungswirkung.

Eine Chronik der Gewalt über Aktionen der Neonazis in und aus Bückeburg seit August 2010 widerlegt die aus politischen Gründen verharmlosenden Aussagen der Polizei nachhaltig und eindeutig:

www.copyandpaste.blogsport.de/chronik/

Kameradschaft erweitert Aktionsradius

Die Aktivitäten der "Autonomen Nationalisten Bückeburg" reichen von Betreiben einer Internetseite, Verkleben von Propagandamaterial bis hin zu körperlichen Angriffen sowie Morddrohungen gegen Andersdenkende und politische Gegnerinnen und Gegner. Inzwischen haben sich die "Autonomen Nationalisten" aufgelöst und gründeten sich anschließend als "Nationale Sozialisten" neu. Dabei fusionierte die Gruppe mit dem vormaligen "Widerstand Wunstorf". Nach Einschätzung von antifaschistischen Initiativen versucht die Neonazi-Szene sich neu zu formieren, um ihren Aktionsradius zu erweitern

Mit 20 Personen und 30 Sympathisierenden wird die Zahl der Mitglieder und ihres Umfeldes von der Kampagne gegen Nazi-Strukturen in und um Bückeburg deutlich höher geschätzt als die Angabe "15 überwiegend junge Männer" der Polizei.

Zwei aktuelle Sendungen des Norddeutschen Rundfunks über neonazistische Gewalt in Bückeburg:

www.ndr.de/fernsehen/sendungen/menschen_und_schlagzeilen/media/menschenundschlagzeilen1389.html
www.ndr.de/fernsehen/sendungen/menschen_und_schlagzeilen/videos/menschenundschlagzeilen1231.html

Aktuelle Informationen: www.copyandpaste.blogsport.de und www.recherchebbg.wordpress.com

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Bielefeld: Mahnwache gegen den "Bismarck-Kommers"

Am 9. Närz 2012 findet vor dem Gemeindehaus einer Kirchengemeinde am Papenmarkt eine Mahnwache gegen den "72. Bismarck-Kommers der Bielefelder Korporationsverbände" statt. Darüber berichtet aktuell www.bismarck.blogsport.de.

Die Mahnwache für die Opfer neonazistischer Gewalt, rechtskonservativer Politik und der Unkultur des Wegsehens beginnt um 19.30 Uhr.

Aktuelle Informationen im Internet: www.bismarck.blogsport.de

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Artikel-Einträge in der Datenbank:


Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt, 07.03.2012:
LWL legt Hermann Simon ab / Kein Gebäude und kein Institut soll mehr wie der Gütersloher Klinikgründer heißen

Neue Westfälische 07 - Gütersloh, 07.03.2012:
Umstrittener Psychiater / Historiker rät zur Umbenennung der Hermann-Simon Straße / Arzt habe Rassenhygiene den Weg gewiesen

Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke, 07.03.2012:
Was bei der Benennung von Straßen zählt

Neue Westfälische 06 - Schloß Holte-Stukenbrock, 07.03.2012:
Polizei verspricht schnelle Hilfe / Dokumentationsstätte soll die ehemalige Entlausungsstation mitnutzen

Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock / Westfalen-Blatt, 07.03.2012:
"Verein erhält Räume" / Polizei sichert Lösung zu

Schaumburger Nachrichten Online, 07.03.2012:
Bündnis gegen Rechts kommt zusammen

Schaumburger Wochenblatt, 07.03.2012:
"BüRo"-Treffen

Schaumburger Zeitung, 07.03.2012:
"Straßenschlachtmentalität der Großväter"

www.bismarck.blogsport.de, 07.03.2012:
Mahnwache gegen den "Bismarck-Kommers" am 9. März 2012 ab 19.30 Uhr

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Zeitung für Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg und Harsewinkel / Westfalen-Blatt, 07.03.2012:

LWL legt Hermann Simon ab / Kein Gebäude und kein Institut soll mehr wie der Gütersloher Klinikgründer heißen

Von Stephan Rechlin

Gütersloh (WB). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wird seinen Gremien vorschlagen, Gebäude und Institute nicht mehr länger nach Hermann Simon zu benennen. Der Hermann-Simon-Preis wird auch nicht mehr verliehen.

Die Stadt Gütersloh hat noch eine Straße, die nach Simon benannt ist, dem ersten Leiter der 1919 gegründeten Provinzial- und Pflegeanstalt. Zwei Gütersloher hatten beantragt, den Namen zu ändern, weil sie in Simon einen geistigen Brandstifter und Vorbereiter des Massenmords an psychisch kranken Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus sehen. 39 von 43 Anwohner aber wollten keine Änderung ihres Straßennamens - der Kulturausschuss folgte ihnen und lehnte die Namensänderung ab. Das aber war vor dem Forum, das der Ausschuss extra beantragt hatte, um sich erst zu informieren und dann zu entscheiden.

Was nun? Die überraschende Abkehr des LWL von dem Gründer zweier Kliniken (Warburg und Gütersloh) beruht auf dem Meinungswechsel von Prof. Dr. Bernd Walter, dem Leiter des LWL-Instituts für Regionalgeschichte in Münster. Der teilte seinen Zuhörern im Seminarraum eins der Stadthalle am Montagabend mit, dass ihn vor allem Simons Einsatz für eine Zwangssterilisation von seiner Ansicht nach minderwertigen Patienten umgestimmt habe. Hatte Walter in einer 1998 veröffentlichten Stellungnahme noch Simons "zweifellos große Verdienste um die westfälische und deutsche Psychiatrie" höher gewichtet, so sieht er das Werk Simons nun durch dessen biologistisch-sozialdarwinistische Ideenwelt und seinen aktiven Einsatz für eugenisch-rassenhygienische Zwangsmaßnahmen diskreditiert. Walter: "Hermann Simon kommt nicht mehr als Namensgeber für eine Straße in Frage."

Astrid van Hülsen, ehemalige Mitarbeiterin der Klinik und viele Jahre Vorsitzende des Fördervereins Psychiatriemuseum, warf Prof. Walter vor, seine Fahne nach dem Wind zu hängen: "Gegenüber Ihrer ersten Stellungnahme gibt es keine neuen Erkenntnisse, keine neue Quellen. Sie haben einfach nur Ihre Ansicht gewechselt."

Zum großen Kontrahenten des Geschichts-Professors aber wurde der Psychiatrie-Professor Klaus Dörner, der mit seiner Wortmeldung zum Co-Referenten wurde und die Debatte fortan dominierte. Dörner begann mit einem "Bekenntnis": als ärztlicher Leiter der Westfälischen Klinik in Gütersloh für Psychiatrie, Psychosomatik und Neurologie (1980 - 1996) sei er auf die privaten Aufzeichnungen Hermann Simons gestoßen, habe sie dem heutigen LWL-Archiv übergeben und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: "Das war nachlässig. Ich hätte ahnen müssen, welche Wogen es schlägt, wenn diese Aufzeichnungen bekannt werden."

Dörner forderte Walter auf, Psychiater aus der aktiven Zeit Simons zu nennen, die sich nicht für eine Zwangssterilisation eingesetzt hätten: "Sie wurde sogar von Leuten wie Friedrich von Bodelschwingh und Viktor von Weizsäcker gefordert." Nur fundamentale Katholiken hätten diese Methode abgelehnt. Simons biologistische und sozialdarwinistische Weltanschauung habe der konservativ-nationalen Grundhaltung jener Jahre entsprochen: "Mit biologisch meinte Simon den ganzen Menschen. Und minderwertig waren für ihn Menschen, die sich nicht mit der Härte ihres Schicksals auseinandersetzten."

Eine Tötung der Patienten, wie sie dann von den Nationalsozialisten praktiziert worden sei, sei für ihn niemals in Betracht gekommen. In den privaten Unterlagen, die Dörner vorgefunden habe, sei auch ein Brief gewesen, in dem sich Simon angesichts des Genozids an psychisch kranken Menschen nach dem Krieg von seinen Äußerungen distanziert habe: "Hätte er geahnt, auf was es hinausläuft, hätte er es niemals so formuliert", referierte Dörner.

Daniel Heihoff und Hannu Peters, die beiden Gütersloher, die den Antrag auf Änderung des Straßennamens gestellt hatten, blieben bei ihrer Meinung. Heihoff: "Ich arbeite beruflich mit psychisch kranken Menschen, habe täglich mit ihnen zu tun. Als ich las, wie Simon mit Geisteskranken, Idioten, Schwachsinnigen, Psychopathen, Nervösen, Schwächlingen, Verbrechern, Säufern und Trotteln umspringen wollte, musste ich einfach diesen Antrag stellen." Prof. Dr. Bernd Walter stellte fest: "Hermann Simon war nicht irgendein Psychiater. Er war der deutsche Reformpsychiater. Was er schrieb, hatte Gewicht." In seinen Ausführungen berichtete Prof. Dörner vom vergeblichen Versuch, in den achtziger Jahren eine Tagung zur "Psychiatrie im Dritten Reich" durchzuführen. Beim Landschaftsverband sei er damit auf Granit gestoßen: keine Genehmigung. Statt dessen habe der Verband beschlossen, diesen Teil seiner Geschichte lieber selbst zu erforschen.

Bildunterschrift: Gütersloh hat noch eine Hermann-Simon-Straße. Der Kulturausschuss hat jüngst beschlossen, dass es auch dabei bleiben soll. Das war jedoch bevor Fachhistoriker Prof. Dr. Bernd Walter feststellte, dass der Name nicht für ein Straßenschild geeignet ist.

Bildunterschrift: Ehemaliger ärztlicher Leiter Prof. Dr. Klaus Dörner.

Bildunterschrift: Fachhistoriker Prof. Dr. Bernd.

Bildunterschrift: Reinhard Loer, Geschäftsführer der LWL-Klinik Gütersloh (links), berät sich mit seinem ärztlichen Leiter Dr. Klaus-Thomas Kronmüller.

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Neue Westfälische 07 - Gütersloh, 07.03.2012:

Umstrittener Psychiater / Historiker rät zur Umbenennung der Hermann-Simon Straße / Arzt habe Rassenhygiene den Weg gewiesen

Von Thorsten Gödecker

Gütersloh. Einen aktiven Förderer der nationalsozialistischen Rassenhygiene sieht der Historiker Professor Bernd Walter vom Institut für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in dem Psychiater Hermann Simon (1867 - 1947). Das und Simons "biologistisch-sozialdarwinistisch geprägte Ideenwelt" diskreditierten ihn als Namensgeber einer Straße.

Walter revidierte damit sein Urteil über Simon aus dem Jahre 1998. Damals habe er Simons Verdienste um die Psychiatrie stärker gewichtet als seine Rolle als Vorbereiter der nationalsozialistischen Rassenhygiene.

Beim von der SPD initiierten Forum zum Thema Straßennamen widersprach Professor Klaus Dörner, von 1980 bis 1996 ärztlicher Leiter der Westfälischen Klinik in Gütersloh, Walters Einschätzung und ergriff Partei für seinen Vorgänger: Hermann Simon sei ein Kind seiner Zeit gewesen. "Mir ist in Europa und den Vereinigten Staaten kein Psychiater bekannt, der damals anders gedacht hat."

Dieses Denken bereitet nicht nur Bernd Walter Unbehagen. Auch die beiden Heimatforscher, Hannu Peters und Daniel Heihoff, die einen Bürgerantrag zur Umbenennung der Straße eingereicht haben(die NW berichtete), sehen lange Schatten auf der Biographie des Begründers der modernen Arbeitstherapie bei der Behandlung psychisch Kranker liegen.

Walter betonte im Forum, dass Simon schon 1929 zwischen dem "Heilbaren" und "Starken" auf der einen Seite und dem "Krankhaften" und "Schädlichen" auf der anderen Seite unterschieden habe. Vor einem Kreis evangelischer Akademiker äußerte sich Simon 1931: "Es wird wieder gestorben werden müssen. Es fragt sich nur, welche Millionen sterben müssen. Der Tod ist und bleibt auch eine Erlösung. Auch die Kirche beginnt zu erkennen, dass die starke Rücksichtnahme auf die Kranken und Schwachen eine Grausamkeit gegen die Gesunden und Tüchtigen ist ( ... )."

Für Daniel Heihoff, der als Pädagoge mit behinderten Menschen arbeitet, bedeutete das: "Ich kümmere mich um Menschen, die nach Hermann Simon nicht leben dürften." Klaus Dörner bezieht Simons Aussage auf die im Ersten Weltkrieg verbreitete Praxis, psychisch Kranke in den Psychiatrien durch Kalorienentzug zu töten - mehr als 70.000 Menschen seien in den Anstalten verhungert.

Dass Simon ein typischer Vertreter des Bürgertums seiner Zeit war und völkisch-national dachte, sehen Walter und Dörner ähnlich. Doch Walter lässt Dörners Prägung nicht als Entschuldigung für das gelten, was er von sich gab: "Geisteskranke, Idioten und Schwachsinnige, Psychopathen, Nervöse und Schwächlinge, Verbrecher, Säufer und Trottel taugen weder zur Erzeugung, noch zur Heranziehung eines starken und tüchtigen Nachwuchses; sie gefährden mit ihrer Fortpflanzung nur die Zukunft ihres Volkes und verursachen ihm damit nutzlose und schädliche wirtschaftliche und soziale Belastung. Der Staat, will er seine Zukunft nicht in Frage stellen, muss und wird für sich das Recht in Anspruch nehmen, das untüchtige, wertlose und schädliche Erbgut an der Fortpflanzung zu hindern, soweit es nötig ist, auch mit Zwang."

Astrid van Hülsen warf Walter vor, dass er keine neuen Erkenntnisse referiere. Alles was Walter zitiere, sei lange bekannt. Sie frage sich, warum man nach fast 15 Jahren eine beendete Debatte neu belebe.

Dörner wertet Simons Aussagen als Reflex auf die Sozialstaatlichkeit der Weimarer Republik, die viele Menschen verunsichert habe. Zuviel Fürsorge für die Schwachen bedrohe die Nation. Man habe Angst gehabt, dass das ganze Volk vor die Hunde gehe. Mit minderwertigem Leben habe Simon jenes gemeint, das nicht bereit gewesen sei, sich mit der Last des eigenen Schicksals auseinanderzusetzen, erläuterte Dörner.

Auch darin widersprach ihm Bernd Walter nicht, doch gelte mit Blick auf für Simons Stellung und Reputation: "Er war nicht irgendein Psychiater."

Klaus Dörner, der um Verständnis für Simon und dessen "schlimme Texte" warb, hat den Historikern zumindest einen Spalt die Tür zum Gedankengut Simons geöffnet. Zusammen mit Simons Enkel, Professor Werner Güth, hat er Teile des Nachlasses in Gütersloh entdeckt und den Archiven in Münster zugänglich gemacht. Ein Schritt, den Dörner heute bereut: "Ich fühle mich schuldig, die persönlichen Notizen Simons an die Öffentlichkeit gebracht zu haben."

Info / Konsequenzen

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) vergibt seit 2009 den Hermann-Simon-Preis nicht mehr.

Die Krankenhaus- und Gesundheitsabteilung des Landschaftsverbandes werde den politischen Gremien empfehlen, den Namen Hermann Simon als Bezeichnung für Institute und Gebäude nicht weiter zu verwenden.

Bildunterschrift: Unangebrachte Ehre: Hermann Simons Verdienste um die Psychiatrie sind unbestritten, Kritik zieht seine Vorarbeit für die Rassenhygiene der Nazis auf sich.

Bildunterschrift: Verteidiger: Professor Klaus Dörner sieht in Hermann Simon ein Kind seiner Zeit.

Bildunterschrift: Antrag: Hannu Peters (l.) und Daniel Heihoff setzen sich für die Umbenennung der Straße ein.

Bildunterschrift: Ankläger: Professor Bernd Walter will Simons Namen nicht mehr auf Straßenschildern lesen.

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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke, 07.03.2012:

Was bei der Benennung von Straßen zählt

Gütersloh (dop). Wann hat es ein Mensch verdient, durch einen Straßennamen geehrt zu werden? Muss er Held oder Heiliger sein? Ist es sein Denken oder Handeln, das ihn zum Vorbild macht? Und welche Rolle spielt der jeweilige Zeitgeist?

Liefert er Erklärungen für Worte und Taten oder dient er gar als Entschuldigung? Um Fragen wie diese ging es am Montagabend beim Forum zur Benennung der Hermann-Simon-Straße.

Wie berichtet hatten die Gütersloher Hannu Peters und Daniel Heihoff in einem Bürgerantrag eine Änderung verlangt, weil der Gründungsdirektor des heutigen LWL-Klinikums den Nationalsozialisten nahe gestanden habe.

Bei einer Befragung seitens der Stadtverwaltung hatten sich 39 der 43 Anwohner indes dagegen ausgesprochen. Deshalb wollte man es laut Beschluss des Kulturausschusses beim Namen lassen - allerdings soll eine Informationstafel Aufschluss geben über Leben und Werk Hermann Simons.

Nur knapp 40 Zuhörer - Parteivertreter, Geschichtsinteressierte, Psychiatrie-Fachleute, darunter Professor Dr. Dr. Klaus Dörner (Leiter des LWL-Klinikums von 1980 bis 1996) und vier Enkel von Hermann Simon, waren in die Stadthalle gekommen, um den Ausführungen der Fachleute unter Moderation von Professor Dr. Rainer Pöppinghege von der Universität Paderborn zu folgen. Mit der Maßgabe, dass Straßennamen nie Geschichte an sich widerspiegeln, sondern immer nur deren Wahrnehmung, schickte er die Anwesenden in die Gesprächsgruppen.

Wer Professor Dr. Bernd Walter, Leiter des LWL-Instituts für Regionalgeschichte, folgte, erlebte einen spannenden Schlagabtausch zwischen dem Fachmann für westfälische Psychiatriegeschichte und Professor Dörner. Beide waren sich einig, dass Simons Leistung als Reformpsychiater (Begründer der Arbeitstherapie) zu Recht internationale Anerkennung gebühre. Sein biologistisch-sozialdarwinistisches Weltbild habe aber eugenische und NS-rassenhygienische Konzepte nach sich gezogen, urteilte Professor Walter.

Zitate wie das folgende machten eine Neubewertung Simons nötig und diskreditierten ihn als Namensgeber: "Was wir aber müssen ist: der hemmungslosen Fortpflanzung und Weiterverbreitung krankhaften und minderwerten Erbguts Einhalt gebieten. Geisteskranke, Idioten und Schwachsinnige, Psychopathen, Nervöse und Schwächlinge, Verbrecher, Säuger und Trottel taugen weder zur Erzeugung, noch zur Heranziehung eines tüchtigen Nachwuchses. Der Staat muss sich das Recht in Anspruch nehmen, das untüchtige, wertlose und schädliche Erbgut an der Fortpflanzung zu hindern - auch unter Zwang."

Dörner, der bedauerte, dass er die bei seinem Amtsantritt 1980 entdeckten Notizen und Vorträge Hermann Simons an den Landschaftsverband gab ("Mein Schuldbekenntnis: Hätte ich gewusst, was daraus wird, wäre ich nicht so leichtfertig damit umgegangen"), versuchte einen anderen Kontext zu beschwören. Zu Simons Zeiten hätten alle Psychiater - mit "Ausnahme einiger ultrakatholischer Mediziner" - in ganz Europa von minderwertigem Leben gesprochen. Das sei "gängiges Bürgerdeutsch" gewesen. Simon habe seine Patienten trotzdem ganzheitlich betrachtet und auch behandelt. Er sei nie über den Status eines NSDAP-Anwärters hinausgekommen.

Am Ende blieb nicht nur in dieser Runde die Frage, was tun mit prominenten Namen auf den Straßenschildern, wenn die Forschung neue Erkenntnis bringt? Der Historiker Professor Dr. Hans-Ulrich Thamer (Münster) versuchte, in seiner Gruppe praktikable Entscheidungshilfen zu geben: Man dürfe die privaten und beruflichen Leistungen einer Person nicht trennen. Und nicht die ideologische Haltung sei entscheidend, sondern die Handlung des Betroffenen müsse Maßstab für dessen Beurteilung sein.

Die Ergebnisse des Forums werden dokumentiert und veröffentlicht. Dann wird die Politik entscheiden müssen, was mit der Hermann-Simon-Straße passiert.

Bildunterschrift: Wie weit prägt der Zeitgeist einen Menschen? An dieser Frage rieben sich Prof. Dr. Bernd Walter (links) und Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner.

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Neue Westfälische 06 - Schloß Holte-Stukenbrock, 07.03.2012:

Polizei verspricht schnelle Hilfe / Dokumentationsstätte soll die ehemalige Entlausungsstation mitnutzen

Schloß Holte-Stukenbrock (sk). Die Mitglieder des Fördervereins der Dokumentationsstätte Stalag 326, die auf dem Gelände der Polizeischule "Erich Klausener" untergebracht ist, können (zumindest gedanklich) beginnen, das Durcheinander in Ausstellungsraum, Flur, Büro und Küche aufzuräumen. Die Lager- und Seminarräume, die ihnen abhanden gekommen waren, werden ersetzt.

Das versprach gestern Polizeioberkommissar Victor Ocansey. Er ist Pressesprecher des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei (LAFP) NRW - früher sagte man einfach Polizeischule. "Das LAFP NRW ist nach wie vor sehr zuversichtlich, eine konstruktive Lösung mit dem Trägerverein Stalag 326 zu finden. so dass wir sehr zeitnah einen adäquaten Vorschlag unterbreiten werden." Das schrieb Ocansey gestern in einer von der NW erbetenen Stellungnahme.

Wie berichtet, hatte der Förderverein die bislang genutzte und zum Abriss freigegebene Baracke räumen und alles im Hauptgebäude, dem Arrestbereich in Zeiten des Kriegsgefangenenlagers Stalag 326, lagern müssen. Ohne dass von der Polizei ernsthaft eine Alternative angeboten worden wäre. Im Gespräch gewesen war mal die ehemalige Entlausungsstation aus Nazi-Zeiten, heute von der Polizei als Werkstatt genutzt. Gespräche verliefen jedoch im Sand - trotz der Zusage des Fördervereins, die Kosten für die Innenrenovierung zu übernehmen.

Ocansey brachte gestern in seiner Stellungnahme wieder die Entlausung ins Gespräch - und ging sogar noch einen Schritt weiter. Das LAFP habe sich entschlossen, die Arbeit in der Dokumentationsstätte mit der Aus- und Fortbildung der nordrhein-westfälischen Polizei didaktisch zu verknüpfen. Das, so Victor Ocansey, biete sich an und führe "unter Umständen zu interessanten Synergien".

Die Polizeischule befindet sich auf dem Gelände, auf dem die Nazis von 1941 bis 1945 Hunderttausende überwiegend russischer Soldaten gefangen hielten. Nach der Befreiung durch die Amerikaner wurde das Lager zur Internierung Deutscher genutzt, danach als Sozialwerk für Flüchtlinge und Vertriebene. Die gesamte Geschichte wird in der Dokumentationsstätte aufgearbeitet. Eine Arbeit "die nicht nur unsererseits große Anerkennung findet", so Ocansey. Er unterstrich, dass der Polizei sehr daran gelegen sei, die bisher gute Zusammenarbeit fortzusetzen.

Zwischenruf / Geht doch

Von Sabine Kubendorff

Da hat die Polizei doch noch ganz flott die Kurve gekriegt - dank des öffentlichen Drucks. Der Förderverein der Dokumentationsstätte Stalag 326 darf sich nach der Berichterstattung der NW ziemlich sicher sein, dass ihm doch kurzfristig neue Räume zur Verfügung gestellt werden und der Ausstellungsraum nicht länger zum Materiallager degradiert bleibt. Ob all den Versprechungen auch die Taten folgen werden? Die NW wird genau hinschauen.

sk@ihr-kommentar.de

Bildunterschrift: Die Nisse unter dem Giebel zeigt’s an: Hier wurden vor 70 Jahren Kriegsgefangene entlaust.

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Zeitung für Schloß Holte-Stukenbrock / Westfalen-Blatt, 07.03.2012:

"Verein erhält Räume" / Polizei sichert Lösung zu

Schloß Holte-Stukenbrock (bs). Der Förderverein der Dokumentationsstätte Stalag 326 (VI K) Senne bekommt Räume in der ehemaligen Entlausungsstation angeboten. Das versichert das zuständige Landesamt.

Auf Nachfrage des Westfalen-Blattes sagte Victor Ocansey von der Pressestelle des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW in Selm (LAFP), dass "sehr zeitnah", ein Angebot unterbreitet werde. "Wie vereinbart wird der Trägerverein Räume bekommen." Details müssten aber noch abgestimmt werden.

Der Förderverein leidet, wie am Samstag berichtet, unter großer Platznot, da die bisher zusätzlich zum Ausstellungsgebäude genutzten Räume einer Baracke geräumt werden mussten, ohne Ersatz oder eine konkrete Zusage über Ersatzräume erhalten zu haben. Außerdem sind Teile des Mobiliars und der Ausstattung des Vereins abhanden gekommen.

Oliver Nickel, Vorsitzender des Fördervereins, bestätigte gestern, dass es heute ein Gespräch mit dem Landesamt bezüglich der Raumfrage geben soll.

In der Stellungnahme des Landesamtes steht: "Es war und ist seitens des LAFP NRW angedacht, Räumlichkeiten in der ehemaligen Entlausungsstation bereit zu halten." Diese Lagerräume müsste der Verein renovieren, hieß es auf Nachfrage. Eventuell könnten Schulungsräume der Polizei in Einzelfällen mitgenutzt werden, wenn dadurch Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten nicht eingeschränkt würden. Den Diebstahlshinweisen werde nachgegangen. Die Ermittlungen dauerten an.

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Schaumburger Nachrichten Online, 07.03.2012:

Bündnis gegen Rechts kommt zusammen

07.03.2012 - 15.55 Uhr

Das Bündnis "BüRo für Demokratie - gegen Rechtsextremismus" plant das nächste Treffen im Hotel Stockholm in Rodenberg. Am Freitag, 8, März, soll um 19 Uhr unter anderem eine Demonstration gegen Rechtsextremismus am 4. August besprochen werden.

Rodenberg (par). Jeden ersten Sonnabend im August möchte die Gruppe ein Zeichen setzen, indem sie von Rodenberg nach Bad Nenndorf läuft und anschließend an einem Gottesdienst teilnimmt. "Demokratie ist bunt und macht Spaß! Wir pfeifen auf braun", lautet das Motto.

Wie im vergangenen Jahr hat der Verantwortliche Uwe Märtens für den 16. Juni zwischen 11 und 16 Uhr auf dem Amtsplatz wieder das Bemalen von T-Shirts beantragt. "Zudem laden wir unter dem Motto "Bestrickend: wir Demokraten vernetzen uns gegen rechts" all diejenigen ein, die an einem langen bunten Band mitstricken", heißt es in einer Pressemitteilung.

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Schaumburger Wochenblatt, 07.03.2012:

"BüRo"-Treffen

Rodenberg (pd). Die Initiative "Bürger für Rodenberg" (BüRo) gegen Rechtsextremismus trifft sich am Donnerstag, 8. März, um 19 Uhr im "Hotel Stockholm". Themen sind unter anderem die Gestaltung des Internet-Auftritts, die Flyer zur Aktion "Stolpersteine" und der Ausblick auf weitere Veranstaltungen. Neue Gesichter sind immer gern gesehen.

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Schaumburger Zeitung, 07.03.2012:

"Straßenschlachtmentalität der Großväter"

Bückeburg. "Die Täter haben offenbar die Straßenschlachtmentalität ihrer Groß- und Urgroßväter übernommen." Das stellte der Leiter der Polizeidirektion Göttingen, Polizeipräsident Robert Kruse fest, als er gestern in Göttingen die Statistik politisch motivierter Kriminalität in der Polizeidirektion vorstellte und an mehreren Stellen explizit auf die Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen in Bückeburg einging.

So sind die durch rechtsmotivierte Straftäter begangenen Gewaltdelikte von acht Fällen in 2010 auf 17 Fälle in 2011 gestiegen, so der Polizeipräsident: "Dieser Anstieg ist überwiegend auf den Rechts-Links-Konflikt in Bückeburg zurückzuführen, zumeist handelt es sich um Körperverletzungen im Rahmen von Konfrontationen zwischen politisch Andersdenkenden." Auf die "Straßenschlachtmentalität" eingehend sagte Kruse, dass ein solches Konfliktverhalten zur Durchsetzung politischer Ziele in unserer pluralistischen Gesellschaft keinen Platz hat: "Die Polizei kann und wird solche Verhaltensweise nicht dulden und Straftaten beider Seiten gleichermaßen verfolgen." Die Täter würden inzwischen mit einer Brutalität vorgehen, die keine Rücksicht mehr auf die Gesundheit anderer Menschen nimmt. "Bei Auseinandersetzungen zwischen rechts und links motivierten Gruppen, wie aktuell in Bückeburg zu beobachten, ist beidseitig nur noch eine geringe Hemmschwelle erkennbar."

53 politisch motivierte Straftaten in Bückeburg
2011 wurden 53 politisch motivierte Straftaten in Bückeburg verzeichnet, hatte die Polizei Bückeburg bereits Anfang Februar mitgeteilt. 20 Taten konnten der linken Szene und 33 Straftaten der rechten Szene zugeordnet werden. 2010 hatte es nach der Statistik zwölf Taten der linken Szene und drei der rechten gegeben, 2009 sechs von Linken und vier von Rechten. Die kompletten Zahlen für Schaumburg werden am kommenden Freitag vorgestellt. Zur Polizeidirektion Göttingen gehört die Polizeiinspektion Schaumburg-Nienburg, zu dem wiederum das Polizeikommissariat Bückeburg gehört. Insgesamt umfasst das Gebiet der Direktion rund 1,3 Millionen Einwohner.

Wie der Polizeipräsident zu den Gesamtzahlen der Polizeidirektion ausführte, sei die Gesamtzahl der politisch rechts motivierten Kriminalität von 236 auf 320 Fälle um rund ein Drittel gestiegen und habe damit den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre erreicht. Mit 183 Fällen stellten die so genannten Propagandadelikte den größten Teil dar. Die Gesamtzahl der politisch links motivierten Kriminalität ist mit einem Anstieg von 208 auf 214 nur leicht um 2,9 Prozent gestiegen. Die Zahl links motivierter Gewaltdelikte ging auf 36 Fälle zurück (2010: 44).

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www.bismarck.blogsport.de, 07.03.2012:

Mahnwache gegen den "Bismarck-Kommers" am 9. März 2012 ab 19.30 Uhr

Auch in diesem Jahr wird der Bielefelder "Bismarck-Kommers" nicht ohne wahrnehmbaren Protest am Ort des Geschehens vonstatten gehen. Eine Mahnwache für die Opfer neonazistischer Gewalt, rechtskonservativer Politik und der Unkultur des Wegsehens beginnt am Freitag, 9. März 2012 um 19.30 Uhr vor dem Gemeindehaus der Neustädter Marienkirche (Papenmarkt). Alle, die keine eigene Aktion im Rahmen des dezentralen Konzepts durchführen, können somit ihren Protest vor Ort zum Ausdruck bringen.

Wir erkennen den in diesem Jahr konsequent vollzogenen Ausschluss der neofaschistischen "Burschenschaft Normannia-Nibelungen" vom Kommers durchaus als einen Schritt der Korporationen in Richtung demokratischer Gepflogenheiten an - und begreifen ihn zugleich als einen Erfolg unserer Kampagne in den beiden vergangenen Jahren - können dadurch alleine jedoch nicht von unserer allgemeinen Kritik am studentischen Verbindungswesen absehen.

Mit der Aktionsform einer Mahnwache wollen wir demonstrieren, dass wir das Bielefelder Verbindungs(un)wesen inklusive der Einbindung von Neonazis und neofaschistischen Gruppen weiterhin kontinuierlich im Auge behalten, öffentliche Auftritte dieser Kreise weiterhin ablehnen und nicht zuletzt auch scharfe Kritik an derjenigen Kirchengemeinde zum Ausdruck bringen, die hierfür noch Räumlichkeiten zur Verfügung stellt!

Keinen Fußbreit dem Faschismus!
Selbstbestimmung statt Herrschaftszeiten!
Verbindungen kappen!

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info@hiergeblieben.de

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