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Dokumentation der Redebeiträge am 5. November 2011 in Bielefeld , 05.11.2011 :

Kundgebung gegen die "Ideenwerkstatt" der Burschenschaft "Normannia-Nibelungen"

1. Redebeitrag: Informationen zum Hintergrund und den Mitgliedern der "Normannia-Nibelungen"

Im April diesen Jahres haben wir gegen den "Bismarck-Kommers" der Bielefelder Burschenschaften demonstriert. Auch damals haben wir auf die extrem rechten Aktivitäten der "Normannia-Nibelungen" hingewiesen. Und wir haben gesagt, das wir nicht locker lassen werden gegen die Burschen der "Normannia-Nibelungen". Nicht locker lassen gegen die Neonazis in ihren Reihen und nicht locker lassen, wenn sie Vertreter der extremen Rechten als Referenten zum Vortrag laden.

Deshalb sind wir heute wieder hier.

Zwischen unserer Demonstration im April und unserer heutigen Kundgebung hat es in der "Deutschen Burschenschaft" eine interessante Auseinandersetzung gegeben, die tief in das rassistische Weltbild in dieser Organisation blicken lässt, insbesondere was unsere "Normannia-Nibelungen" betrifft.

Im Sommer dieses Jahres schlugen die Wellen hoch, als eine Burschenschaft aus der "Deutschen Burschenschaft" ausgeschlossen werden sollte. Diese Burschenschaft hatte ein Mitglied aufgenommen, das Teilen der extrem rechten Bünden nicht ins Weltbild passte. Dieser neue Bursche hat einen Deutschen Pass, auch in der Bundeswehr hat er gedient, er bekennt sich nach eigenen Bekunden zur "Schicksalsgemeinschaft der Deutschen", was immer das sein soll, aber dennoch hat er - aus Sicht der rechten Bünde - einen Fehler: Er hat chinesische Eltern. Ihm fehlt, wie "Spiegel-Online" titelte, der "Ariernachweis".

In dieser Auseinandersetzung führte ein Mitglied der Normannia Nibelungen die Hardliner an. Dieses Mitglied ist Jan Ackermeier. Er ist Sprecher der "Burschenschaftlichen Gemeinschaft". Diese ist der am weitesten rechts stehende Flügel innerhalb der "Deutschen Burschenschaft".

Und Jan Ackermeier ist ein wichtiger so genannter "Alter Herr" der "Normannia-Nibelungen". Deutscher ist für Ackermeier nur, wer deutschen Blutes ist. Ackermeier, sowie der gesamte rechte Flügel, dessen Sprecher er ja ist, hält seine rassistische Position bis heute unverändert aufrecht. Durchsetzen konnte er sie im Gesamtverband aber nicht.

Aber Ackermeier ist nicht nur Burschenschafter und Normanne. Mit seinem Engagement im Bundesvorstand der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" ist er auch mitverantwortlich für die größten Nazi-Aufmärsche in Europa, den so genannten Trauermärschen in Dresden. Ackermeier ist hauptberuflicher Mitarbeiter der österreichischen extrem rechten Zeitschrift "Zur Zeit". Bis 2010 war er Mitarbeiter eines FPÖ-Abgeordneten, die FPÖ feuerte ihn, als heraus kam, dass er ein neonazistisches Seminar organisiert hatte. Das war selbst der FPÖ zu viel.

Ackermeier ist kein Einzelfall als extrem rechter Hardliner in der "Normannia-Nibelungen". Andere Aktivisten der Normannia sind zum Beispiel in der neonazistischen Jugendszene unterwegs.

So zum Beispiel Heiko Urbanzyk. Urbanzyk ist Herausgeber des rechtsextremistischen Black-Metal-Magazins "Iut de Asken".

In seinem Magazin veröffentlichte er beispielsweise einen Artikel von Rolf Kosiek. Kosiek wurde lange Zeit als Cheftheoretiker der NPD gehandelt. Zudem war Kosiek von 1991 bis 2005 Vorsitzender der "Gesellschaft für freie Publizistik". Mit Kosiek hatte der Normanne Urbanzyk also dem Chef der "mitgliederstärkste(n) rechtsextremistische(n) Kulturvereinigung in Deutschland" die Tür für sein Magazin geöffnet und so die Möglichkeit gegeben, für seine Ideologie zu werben.

Ebenfalls in Urbanzyks Magazin zu finden ist eine kleine Artikelserie über einen der wichtigsten Ideologen des Nationalsozialismus. Nämlich über Housten Stewart Chamberlain und dem von ihm verfassten ideologischen Standardwerk des Nationalsozialismus "Die Grundlagen des 19. Jahrhundert".

In einem Interview lässt Urbanzyk dann den Rob Darken, den Frontmann der antisemitischen polnischen Black-Metal-Band "Graveland" verkünden: "Hitler musste Polen angreifen, um nachher den Krieg gegen Russland führen zu können. Er brauchte die russischen Gas- und Öl-Ressourcen für die Entwicklung der Industrie. Ohne diese Ressourcen wäre die Entwicklung einer hochtechnisierten Zivilisation früher oder später zum Erliegen ( ... ) Krieg war also seine einzige Wahl."

Der Normanne Urbanzyk ist aber auch noch auf einem anderen Feld der extremen Rechten unterwegs. Er schreibt für das rechte Öko-Magazin "Umwelt & Aktiv". Deren Schreiber und deren Redaktion weist große personelle Überschneidungen mit der NPD auf.

Inzwischen bekannter als Urbanzyk aber hier noch einmal erwähnt sei der "Normannia-Nibelungen"-Bursche Hendrik Stiewe. Er ist Betreiber des neonazistischen Musik-Labels und Versandhandels "Wewelsburg Records". Stiewe produziert CDs wie "Ulfhethnar - Von Deutscher Art", "Todfeind: Die Jagd hat begonnen" oder den Sampler "Altenburg rockt das Reich".

Einige der von Stiewe produzierten CDs wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. Ganz offensichtlich: Stiewe steht mit "Wewelsburg Records" auch im Zusammenhang mit dem international aktiven neonazistischen Netzwerk der Hammerskins.

Die beiden Normannen Stiewe und Urbanzyk verbindet aber nicht nur, dass sie beide aktiv in der neonazistischen Subkultur sind. Sie verbindet auch, dass sie einen christlichen Glauben verwerfen und statt dessen ein neugermanisches Heidentum vertreten. Sie positionieren sich religiös also so, wie dies die meisten neonazistische Aktivisten tun.

Dies irritierend. Entstand die "Normannia-Nibelungen" 1953 doch aus der Fusion zweier Bünde zur "Christlichen Burschenschaft Normannia-Nibelungen".

Um die Vielschichtigkeit der in der Normannia aktiven Burschen und ihre Reichweite in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen darzustellen sei in diesem Zusammenhang noch Dirk Taphorn erwähnt, derzeit ein wichtiger Aktivposten der "Normannia-Nibelungen".

Taphorn strebt offensichtlich eine Politkarriere an. Mehrere Praktika bei der CDU und ein politikwissenschaftliches Studium sollen ihn diesem Ziel näher bringen. Wie will dieser Mann eigentlich seinen politischen Werdegang auf CDU-Linie bringen? Wie geht es, dass Herr Taphorn einerseits in extrem rechten Publikationen wie der "Blauen Narzisse" schreiben und mit neugermanisch und Christen hassenden Neonazis in einer Burschenschaft zu sein - und zum anderen in der Christdemokratischen Union Karriere machen zu wollen? Die Lösung ist einfach, er reduziert sein Denken auf: Hauptsache Mann, Hauptsache rechts, Hauptsache Deutsch - innerhalb der Burschenschaft besser "bio"-deutsch, der Rest sind Nebenwidersprüche?

Ja, dies scheint es zu sein, was eint.

Betrachtet man die Normannia und ihre Mitglieder, so wird klar, hier haben wir es nicht mit einer "nur" sexistischen, männerbündelnden nationalkonservativen Burschenschaft zu tun, hier geht es um ein Gemisch aus extremer Rechter und Neonazis. Und diese machen Politik und sie wollen ihre Werte der Gesellschaft aufdrücken.

Das lassen wir uns nicht gefallen.

Und deshalb müssen wir den Normmannen auf die Finger schauen. Wir dürfen nicht zulassen, das bekennende Rechtsextremisten einen politischen Fuß auf den Boden bekommen und schon gar nicht als Profi der bezahlten Politik.

Deshalb ist unser Protest hier notwendig und wichtig!

Ich danke für eure und ihre Aufmerksamkeit

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2. Redebeitrag: Informationen zum Inhalt und zu den Referenten der "Ideenwerkstatt 2011"

"Völkerwanderung im 21. Jahrhundert - Fluch oder Segen für Europa?", unter dieser Überschrift finden heute und morgen im Haus der "Normannia-Nibelungen" Vertreter der extremen Rechten und Vertreter des Konservatismus zusammen.

Zu den Referenten an diesem Wochenende gehört Michael Paulwitz, ein Publizist der extremen Rechten und Mitglied der extrem rechten Münchener Burschenschaft "Danubia". Er hat zusammen mit Götz Kubischek in diesem Jahr ein Buch veröffentlicht. "Deutsche Opfer, fremde Täter", so der Titel dieses Buches. Zu diesem Buch wird Paulwitz bei der "Normannia-Nibelungen" referieren.

Paulwitz und Kubischek schreiben in ihrem Buch einen Bürgerkrieg herbei. Ich zitiere: Ein "Bürgerkrieg gegen das eigene Volk" sei längst im im Gange, schreiben sie. Paulwitz und Kubischek faseln von einer "bewußten Gewaltanwendung gegen die" angestammte, "autochthone Bevölkerung". Man wolle, schreiben die Autoren weiter, "den Deutschen den öffentlichen Raum streitig machen". Es tendiere die "Landnahme, die mit jeder Masseneinwanderung nicht-integrationswilliger Migranten aus anderen Kulturkreisen" einhergehe "zum Eroberungsfeldzug".

Die Landnahme passiere also schon und aus ihr würde Eroberungsfeldzug. Kann sich Deutschland wehren? Nein, zur Zeit nicht wirklich. Zitat: "Deutschland teil(e) diese Schwäche mit den anderen weißen Völkern und Nationen", schwadronieren Paulwitz und Kubischek weiter. Und sie schreiben von "Bruchlinien" zwischen Deutschen und Nichtdeutschen. Diese "Bruchlinien" würden "in Krisenzeiten und im Ernstfall zu den Frontverläufen ethnischer Bürgerkriegsszenarien".

Und weiter geht es in ihrem militärischen Jargon. "Die Landnahme" sei "längst in vollem Gange, die ethnischen Brückenköpfe" seien "eingerichtet". An solchen Bürgerkriegsszenarien habe sich die Gegenwehr der Deutschen zu orientieren, und so fordern Paulwitz und Kubischek: "Jede Geburten-Politik muss die Deutschen bevorzugen." Und Deutsch ist in der Ideenwelt dieser Rassisten immer noch eine Frage des Blutes und nicht der Staatszugehörigkeit.

So stellen sie sich den Bürgerkrieg vor, den sie herbeireden.

Vor knapp 20 Jahren hatten wir in Deutschland eine bürgerkriegsähnliche Situationen. Deutsche Neonazis und "ganz normale Deutsche" griffen mit Brandsätzen Heime von Asylsuchenden an. Auch damals wurden die realen Brandsätze von verbalen Brandsätzen begleitet. Für die "Junge Landsmannschaft Ostpreußen" beispielsweise waren die rassistischen Übergriffe Notwehrreaktionen gegen eine drohende Überfremdung. Und wer saß damals im Bundesvorstand der "Jungen Landsmannschaft"? Genau: Michael Paulwitz.

Herr Paulwitz, damals wie heute: Ihre Sätze sind Brandsätze! Herr Paulwitz, ihre Thesen befeuern tatsächlich Bürgerkriegsszenarien, nämlich Szenarien wie in Rostock Lichtenhagen vor 20 Jahren oder wie im Sommer diesen Jahres in Norwegen. 77 norwegische Sozialdemokraten wurden von Anders Breivik ermordet, weil der an die Thesen von Kulturkampf und Bürgerkrieg glaubt, die sie verbreiten!

Auch ein weiterer Referent wird an diesem Wochenende solche Bürgerkriegsszenarien bedienen. Udo Ulfkotte, antiislamistischer Hetzer und Verschwörungsideologe referiert zum Thema "Wohlstandsvernichtung durch Zuwanderung". Seine Bücher tragen Titel wie "Der Krieg in unseren Städten" oder "Vorsicht Bürgerkrieg".

Schauen wir uns seine Thesen an! Er schreibt: "Der Krieg der Zukunft wird in unseren Städten stattfinden, und er wird eine Vielzahl von zivilen Opfern fordern, wenn wir nicht rechtzeitig auf die Vorboten der neuen Gefahr reagieren." Die Gegner dieses künftigen Bürgerkrieges sind nach Ulfkotte auch gemäßigte Islamisten. Auch ihnen sagt er nach, dass sie für den Krieg in unseren Städten rüsteten. "Die Minarette sind unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme, die Moscheen unsere Kasernen und die Gläubigen unsere Armee", so malt uns Ulfkotte das vermeintliche Selbstverständnis von Menschen, die wir als Feinde sehen sollen, in schillernden Farben.

Und Ulfkotte bezieht sich auch auf Anders Breivik. "Das Grauen in Norwegen sollte uns aufhorchen lassen, denn es kam nicht völlig überraschend", schreibt er. "Es ist nur ein weiterer deutlicher Beleg für die wachsende Polarisierung und Radikalisierung in Europa" und, so Ulfkotte weiter: "Norwegen wird wohl kein Einzelfall bleiben", da ist er sich sicher.

Was ist die Logik, die hinter Ulfkottes Konstrukt vom Bürger-"Krieg in unseren Städten" steckt? Ganz einfach. Das Massaker von Anders Breivik kann man nur verhindern, wenn man jene, die man als Ausländer bezeichnet, des Landes verweist.

Angesichts solcher Referenten hatte Herr Dirk Taphorn von der "Normannia-Nibelungen" ein Problem. Gemäßigtere Referenten liefen ihm weg. Frau Sylvia Flückiger-Bäni, Nationalrätin der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei sagte ihren Auftritt ab. Sie sollte zur Abschiebekampagne ihrer Partei referieren. Mit den Rechtsextremen der Burschenschaft und mit solchen Mitreferenten wollte sie aber nicht in Verbindung gebracht werden. Das muss man verstehen, denn sie befindet sich im Kommunalwahlkampf.

Ebenfalls nicht erscheinen wird Haluk Yildiz. Als Vertreter einer Migrantenpartei sollte er das pluralistische Feigenblatt für die extrem rechte Grundausrichtung der "Ideenwerkstatt" liefern.

Ganz sicher erscheinen wird aber Prof. Wilhelm Hankel. Als Euro-Kritiker wurde und wird er durch die Talkshows gereicht. Er ist sich nicht zu schade, bei und mit Vertretern der extremen Rechten zu referieren. Völlig aus der Spur geraten, will er an diesem Wochenenden offensichtlich darüber referieren, dass wir AntifaschistInnen die wahren Faschisten seien. Zu dieser Überzeugung brachte ihn ein Schreiben des Bündnisses gegen die "Ideenwerkstatt". Darin wurde er gebeten, seine Teilnahme an der "Ideenwerkstatt" ob des extrem rechten Hintergrundes zu überdenken.

Aber Herr Hankel, vielleicht sind Sie wirklich richtig in der extrem rechten Ecke. Ihr Auftritt vor knapp zwei Wochen in Straubing legt das nahe. Viel Zuspruch bekamen sie da für Ihre Thesen gegen den Euro aus dem Publikum. Zuspruch nicht von irgendwo her, sondern von Vertretern aus dem Vorstand der bayrischen NPD, die sich im Publikum befanden.

Herr Taphorn, wir sind gespannt, wer von Ihren Referenten sonst noch die Flucht ergriffen hat, weil er nicht in einem Haus der extremen Rechten zusammen mit Vertretern der extremen Rechten referieren möchte.

Und in diesem Zusammenhang können wir zwei erste antifaschistische Erfolge verbuchen:

1. Das Konzept der "Ideenwerkstätten" der "Normannia-Nibelungen" geht in in diesem Jahr nicht auf. Seit 2005 versucht die "Normannia-Nibelungen" den eindeutig mit Referenten der extremen Rechten besetzten Kern ihrer "Ideenwerkstatt" mit unverfänglicheren Referenten zu garnieren. Ihr Ziel ist der Brückenschlag zwischen extremer Rechter und dem konservativen Lager. Ihr Ziel ist es so Themen und Thesen der extremen Rechten in honorigen bürgerlichen Kreisen zu platzieren.

Durch dieses Konzept haben wir ihnen einen Strich gemacht und darüber freuen wir uns!

2. Ebenso freuen wir uns darüber, dass wir die Öffentlichkeitsarbeit der "Normannia-Nibelungen" wesentlich einschränken konnten. Bis dato hat sich die "Normannia-Nibelungen" nicht getraut, ihre diesjährigen ReferentInnen öffentlich anzukündigen - nicht auf ihrer Website und nicht in den Lokalzeitungen.

Wir AntifaschistInnen habe so dafür Sorge getragen, dass die "Ideenwerkstatt" der "Normannia-Nibelungen" als das dasteht, was sie ihrem Wesen nach ist: Eine Veranstaltung der extremen Rechten, eine Veranstaltung die wir nicht einmal im Hinterzimmer unwidersprochen tolerieren.

Und so werden wir weiter machen gegen die "Normannia-Nibelungen" und gegen extrem rechte Diskurse, die Brandsätze sind.


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