Neues Deutschland ,
06.09.2003 :
Stalag 326 / Gedenken an Gefangene
Von Velten Schäfer
"Was sich hier dem mitteleuropäischen Auge bietet, ist das Primitivste und Niedrigste, das zur weißen Rasse zählt. Regelrechte Verbrecherphysiognomien, stiernackig, mit flachen Stirnen und einem falschen, hinterlistig flackernden Blick in den Augen, so ziehen sie vorbei, die Kämpfer für die Freiheit der Menschenrechte, knechtliche, vorgebeugte Gestalten, schlapp und schleichend im Gang, eher Dschungelerscheinungen als Soldaten ... " In solchem Ton wurden die ersten Kriegsgefangenen der Roten Armee im Sommer 1941 von der Westfälischen Regionalpresse empfangen. Im "Stalag 326" nahe dem westfälischen Dorf Stukenbrock waren von 1941 bis 1945 Soldaten der UdSSR und Zwangsverschleppte aus anderen Staaten interniert. Nach Angaben des Arbeitskreises "Blumen für Stukenbrock" kamen in diesen wenigen Jahren 65.000 Gefangene im Lager ums Leben.
Seit 36 Jahren kümmert sich der Arbeitskreis um das Andenken der Opfer. Im Beisein von Gewerkschaftern und Vertretern der Kommunal- und Landespolitik wird auch am heutigen Sonnabend wieder ein Blumenkranz zu den Gräbern getragen. Der Hamburger Völkerrechtsprofessor Norman Paech hält die Gedenkrede.
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