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Lippische Landes-Zeitung , 09.09.2011 :

Das Leben von Karla Raveh gibt es jetzt als Film / Beeindruckende Vorführung in der Volkshochschule

Lemgo. Das Schicksal von Lemgos Ehrenbürgerin Karla Raveh spiegelt das Grauen, aber auch das Versöhnen und die Aufbaujahre des 20. Jahrhunderts wider. Genug Stoff für einen Film. Und den gibt es jetzt tatsächlich: Hans-Peter Lübke und Lilach Naishtat-Bornstein zeigten ihren Streifen "Zwischen Heimat und Zuhause" jetzt in der Volkshochschule.

In dem Film beleuchten die Literaturwissenschaftlerin und der Filmemacher mit verschiedenen Perspektiven das Schicksal von Karla Raveh. Sie wurde im Mai 1927 als Tochter der jüdischen Familie Frenkel in Lemgo geboren. Sie und ihre Großmutter überlebten als einzige der Frenkels den Holocaust. Nach der Befreiung lernte sie in Lemgo ihren Mann kennen und wanderte mit ihm nach Israel aus.

Seit mehr als 20 Jahren verlässt Karla Raveh ihr Haus in Tivon jeden Sommer, um für mehrere Monate Lemgo zu besuchen. "Der Film zeigt, dass ich hier zu Hause bin und auch dort zu Hause bin", heißt es in den ersten Minuten.

45 Minuten lang saßen die Zuschauer dicht gedrängt vor einer Leinwand, unter ihnen Karla Raveh. Verschiedene Elemente wie Interviews mit Freunden und der Familie, Fotoeinblenden und private Aufnahmen vervollständigten die Eindrücke aus Tivon und Lemgo. Auch die kürzlich verstorbene Hanne Pohlmann spielte für Karla Raveh eine wichtige Rolle. Viele Zuschauer reagierten sehr bewegt auf die Szenen, in denen die Ehrenbürgerin sehr offen auf Hebräisch schilderte, wie schwer sie es hatte. Wichtig waren ihr trotzdem auch die lustigen Momente und Erinnerungen an ihren Mann und die Entstehung ihres Buches "Überleben". Vor allem ihre unbeschwerten Kommentare während der Vorführung brachten einige Zuschauer zum Lachen.

Auf Englisch erklärte Lilach Naishtat-Bornstein ihre Motivation zu dem Film. Bei den Dreharbeiten und Treffen seien Karla und sie gute Freunde geworden. Trotzdem verstehe sie nicht, wie ihre Geschichte in Deutschland so viele Generationen interessieren könnte und in Israel immer noch sehr unbekannt sei. Dies würde sie gerne ändern.

Wann und in welchen Sprachen ihr Buch über Karla Raveh erscheinen wird, steht jedoch noch nicht fest.

Bildunterschrift: Aus Arbeit wird Freundschaft: Literaturwissenschaftlerin Lilach Naishtat-Bornstein (links) und Karla Raveh haben sich in Israel kennen gelernt und gemeinsam einen Film gedreht.


lemgo@lz-online.de

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