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09.07.2011 :
Tages-Chronologie von Samstag, 9. Juli 2011
www.hiergeblieben.de - Zusammenfassung - Samstag, 9. Juli 2011:
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Am 8. Juli 2011 berichtete die 87-jährige Holocaust-Überlebende Erna de Vries im Detmolder Grabbe-Gymnasium über ihr Leiden in den Konzentrationslager Auschwitz und Ravennsbrück.
Am 10. Juli 2011 findet eine öffentliche Führung durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945 statt.
Am 14. Juli 2011 trifft sich die Rintelner "Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger", Mitglied im revanchistischen "Bund der Vertriebenen" (BdV), im Hotel "Stadt Kassel".
Am 27. Juni 2011 schürten Nachbarn einer städtischen Unterkunft im Ausschuss für Senioren, Jugend und Soziales der Stadt Blomberg rassistische Ressentiments gegen Asylsuchende.
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Detmold: Holocaust-Überlebende Erna de Vries im Grabbe-Gymnasium
Am 8. Juli 2011 berichtete die 87-jährige Holocaust-Überlebende Erna de Vries im Detmolder Grabbe-Gymnasium über ihr Leiden in den Konzentrationslager Auschwitz und Ravennsbrück. Das berichtet heute, am 9. Juli 2011, die Lippische Landes-Zeitung.
Erna de Vries wurde 1923 in Kaiserslautern geboren. Ihr Vater Jacob Korn war evangelischer Christ, ihre Mutter Jeanette Korn, geborene Löwenstein, war Jüdin. Die Eltern erzogen ihre Tochter im jüdischen Glauben. Der Vater betrieb mit einem Geschäftspartner die Spedition "Sauerhöfer und Korn". Er starb 1931.
Im Juli 1943 sollte die Mutter deportiert werden. Erna Korn begleitete ihre Mutter freiwillig zunächst bis Saarbrücken, wo sie ins Gestapo-Gefängnis gebracht wurden. Ihre Mutter sollte in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht werden. Erna Korn bestand darauf, ihre Mutter zu begleiten. Mutter und Tochter trafen Ende Juli 1943 in dem Konzentrationslager an. Sie arbeiteten im Außenlager Harmense in der Fischzucht, wobei sich Erna Korn eine nicht heilende Verletzung am Bein zuzog. Am 15. September 1943 wurde sie deswegen in den Todesblock 25 verlegt. Am frühen Morgen des folgenden Tags wurden die Insassinnen des Blocks zu Lastwagen getrieben.
Erna Korn wurde von der Hinrichtung verschont, weil ein SS-Mann sie aus der Gruppe herausholte, da sie als so genannter jüdischer Mischling ersten Grades in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht werden sollte. Es gelang ihr in der Folgezeit noch, sich von ihrer Mutter zu verabschieden, die am 8. November 1943 ermordet wurde.
Erna Korn arbeitete in Ravensbrück bis zu dessen Schließung am 15. April 1945 im zugehörigen Siemenslager. Nach der Räumung des Konzentrationslagers Ravensbrück ab April 1945 schleppte sie sich beim Todesmarsch der Insassinnen bis Mecklenburg, wo ihr Treck von alliierten Soldaten befreit wurde.
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Büren-Wewelsburg: Führung durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS"
Am 10. Juli 2011 findet eine öffentliche Führung durch die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 - 1945 statt. Das berichtet heute, am 9. Juli 2011, das Westfalen-Blatt.
Die Dauerausstellung bietet - ausgehend von den Ereignissen 1933 bis 1945 in und um Wewelsburg - eine umfangreiche museale Gesamtdarstellung der Geschichte der SS und ihrer Verbrechen. Während der Führung werden Geschichte und Struktur der SS, ihr Personal und dessen Ideologie und Selbstverständnis sowie die zahlreichen Verbrechen der SS thematisiert. Das Schicksal der Opfer der SS-Gewalt wird am Beispiel des Konzentrationslagers Niederhagen-Wewelsburg verdeutlicht.
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Rinteln: "Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger" und die "Varusschlacht"
Am 14. Juli 2011 trifft sich die Rintelner "Landsmannschaft der Ostpreußen, Westpreußen und Danziger", Mitglied im revanchistischen "Bund der Vertriebenen" (BdV), im Hotel "Stadt Kassel". Das berichtet heute, am 9. Juli 2011, das Schaumburger Wochenblatt.
Demnach wird Gustav Denzer aus Hessisch Oldendorf einen Vortrag "Unsere Heimat vor 2.000 Jahren - Die Varusschlacht" halten.
Die "Landsmannschaften sind Zusammenschlüsse von Flüchtlingen und Vertriebenen nach ihren Herkunftsgebieten zur Pflege ihrer Heimatverbundenheit und ihrer Heimatkultur und deren Förderung", heißt es in der Selbstdarstellung.
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Blomberg: Rassistische Heckenschützen - Wohnheim für Asylsuchende
Am 27. Juni 2011 schürten Nachbarn einer städtischen Unterkunft im Ausschuss für Senioren, Jugend und Soziales der Stadt Blomberg rassistische Ressentiments gegen Asylsuchende. Das kritisiert heute, am 9. Juli 2011, Elvira Taverner in einer in der Lippischen Landes-Zeitung veröffentlichten Zuschrift.
In der Sitzung des Ausschusses beantragten die Nachbarn, dass das Haus nicht mehr als Wohnheim für Flüchtlinge verwendet werden soll: Antragsteller Jens Heinke habe "Alkoholkonsum, Rauschgifthandel und Verbindungen zum Zuhältermilieu beobachtet. Die Nachbarn fühlen sich bedroht und haben Angst. Wir sind hier nicht auf dem Kiez in St. Pauli", führte Heinke aus. Die unterschiedlichen Kulturen im Haus stellen aus seiner Sicht ein Problem dar. "Das passt nicht nach Blomberg. Es muss dringend eine andere Unterkunft gefunden werden", forderte er.
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Artikel-Einträge in der Datenbank:
Lippische Landes-Zeitung, 09./10.07.2011:
Zeitzeugin erfüllt Versprechen / 20-Jährige entkam dem Konzentrationslager Auschwitz - Israelische Schüler im Grabbe-Gymnasium zu Gast
Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt, 09./10.07.2011:
Blick auf den Terror der SS
Schaumburger Wochenblatt, 09.07.2011:
Varusschlacht
Lippische Landes-Zeitung, 09./10.07.2011:
Schlag ins Gesicht / "Anwohner trommeln gegen Asylbewerber", LZ vom 29. Juni
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Lippische Landes-Zeitung, 09./10.07.2011:
Zeitzeugin erfüllt Versprechen / 20-Jährige entkam dem Konzentrationslager Auschwitz - Israelische Schüler im Grabbe-Gymnasium zu Gast
Von Cordula Gröne
Sie ist quasi in letzter Minute der Gaskammer entkommen. Erna de Vries hat Schülern im Grabbe-Gymnasium von ihren Erlebnissen in den letzten Kriegsjahren erzählt.
Detmold. Die 87-jährige Zeitzeugin sprach mit ihrer Tochter Ruth de Vries auch vor israelischen Schülern. Lehrerin Anja Vothknecht übersetzte perfekt ins Englische, sodass die 23 Austauschschüler aus Macabin-Reut, die für zehn Tage in Detmold und Berlin weilen, alles genau verfolgen konnten.
Erna Korn wird 1923 in Kaiserslautern geboren. Der Vater ist Mitinhaber einer Spedition, die Mutter jüdischen Glaubens. 1943 begleitet die 19-jährige Erna ihre kranke Mutter ins Konzentrationslager (KZ) Auschwitz - sehr wohl von den Gaskammern wissend.
Im KZ kommen beide in den Quarantäne-Block. "Wir lagen den ganzen Tag auf dem Boden in der Sonne", schildert die 87-Jährige sachlich. Sie trägt das weiße Haar am Hinterkopf eingerollt, die elegante Streifenbluse verdeckt meist ihre Lagernummer, die sie als Häftling kennzeichnete. "Vier Wochen später erhielten wir Arbeit und mussten jeden Morgen eineinhalb Kilometer laufen." Sie bekommt eitrige Wunden an den Füßen. Jeden Morgen sieht die junge Frau "Berge von Leichen".
Zu viert liegen die Häftlinge auf Pritschen in Baracken voller Ungeziefer. "Ich wusste, das kann nicht gut gehen." Als sie in den Todesblock 25 kommt, weiß sie am Vorabend, "dass es am nächsten Tag zur Vergasung kommt". In dem Innenhof stapeln sich die Leichen. "Ich hab mich auf die Erde fallen lassen und gebetet. Ich hatte nur noch den einen Wunsch: noch einmal die Sonne zu sehen." Doch alles kommt anders: Sie wird fast in letzter Minute auf einen Laster zum KZ Ravensbrück verfrachtet. Die Mutter bittet in ihren letzten Worten die Tochter: "Du wirst überleben und alles erzählen, was du erlebt hast." Das tut Erna de Vries seit 1997. Sie blieb in Deutschland und wohnt heute im Emsland.
"Es war sehr berührend. Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Film sieht oder jemand aus erster Hand berichtet", meinte Zuhörer Jonas Wagner anschließend.
Die Schüler präsentierten dann eine Ausstellung mit Projektarbeiten zum Thema "Wenn Steine reden könnten". Darin verbanden sie die eigenen Familiengeschichte mit den Ereignissen während des Holocaust.
Bildunterschrift: Ihre Geschichte rührt an: Zeitzeugin Erna de Vries im Gespräch mit Schülerinnen, nachdem sie ihre schlimmen Kriegserlebnisse geschildert hatte.
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Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt, 09./10.07.2011:
Blick auf den Terror der SS
Büren (WV). Besucher der Wewelsburg können an diesem Sonntag mit Hilfe der Museumspädagogen die Dauerausstellung "Ideologie und Terror der SS" kennen lernen. Die öffentliche Führung beginnt um 15 Uhr, Treffpunkt ist das Eingangsfoyer im ehemaligen Wachgebäude. Der Rundgang führt durch die historischen Räume des Hauses, in denen die lokale Geschichte der SS in Wewelsburg und des Konzentrationslagers Niederhagen aufbereitet worden ist.
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Schaumburger Wochenblatt, 09.07.2011:
Varusschlacht
Rinteln (ste). Am Donnerstag, 14. Juli, 15 Uhr, treffen sich die Ostpreußen, Westpreußen und Danziger im Hotel Stadt Kassel, Klosterstraße 42, in Rinteln. Gustav Denzer aus Hessisch Oldendorf wird einen Vortrag "Unsere Heimat vor 2.000 Jahren - Die Varusschlacht" halten. Neben den Mitgliedern sind sowohl Freunde als auch interessierte Gäste aus dem ganzen Landkreis herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei. Informationen zu den regelmäßig stattfindenden Treffen und zur landsmannschaftlichen Arbeit in Rinteln gibt es beim Vorsitzenden Ralf-Peter Wunderlich unter der Telefonnummer 05751 / 3071.
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Lippische Landes-Zeitung, 09./10.07.2011:
Schlag ins Gesicht / "Anwohner trommeln gegen Asylbewerber", LZ vom 29. Juni
Mit Entsetzen und Fassungslosigkeit habe ich den Artikel gelesen. Wie kann man sich in der heutigen Zeit gegenüber Mitbürgern so äußern wie es Herr Heinke in seiner Stellungnahme tut? Ich kann nachvollziehen, dass es unter den geschilderten Umständen nicht immer einfach ist, ein friedliches Miteinander aufzubauen. Die Kritik von Seiten Herrn Heinkes geht aber zu weit.
Statt Ausländer mit bekannten und längst abgegriffenen Vorwürfen zu verurteilen, sollte man lieber mal überlegen, warum diese jungen Asylbewerber sich so verhalten. Haben diese Leute eine faire Chance auf Integration erhalten? Kümmern sich Verantwortliche nachgiebig darum, dass diese Ausländer Sprachkurse in Deutsch bekommen? Ohne diese ist eine legale Arbeit doch hier nahezu unmöglich. Werden diese Leute nicht einfach abgestempelt und allein gelassen? Wurden sie nicht schon vorverurteilt, bevor sie überhaupt da waren?
Durch die Aussagen von Herrn Heinke "Die Kuhstraße ist eine der reizvollsten Straßen in Blomberg. Uns ist ein ruhiges und vertrautes Umfeld wichtig" wird ganz deutlich, dass die jungen Asylbewerber unerwünscht sind. Was für ein Schlag ins Gesicht! Wie kann man Mitbürgern so beleidigend und respektlos darlegen, dass sie verschwinden sollen? Warum nimmt man sich nicht der Asylbewerber an und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden? Warum sieht man "anders sein" als Bedrohung statt als Bereicherung an?
Stattdessen wird den jungen Asylbewerbern unter anderem "Alkoholkonsum" vorgeworfen. Wie viele Mitbürger müssten dann die Stadt verlassen, wenn das eine "Straftat" ist? Diese Menschen haben in ihren Heimatländern teilweise qualvolle Erfahrungen mit Gewalt, Krieg und Hass machen müssen und erhoffen sich von Deutschland Hilfe, Unterstützung und Fürsorge. Doch was schlägt ihnen stattdessen hier für ein ausländerfeindlicher Wind entgegen? Man kann nur hoffen, dass die Bewohner dieses Hauses den Artikel nicht gelesen haben.
Elvira Taverner
Schweibachstraße 53
Schieder-Schwalenberg
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