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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke , 09.03.2011 :

Lagerbaracke aus Umrührstäbchen

Umrührstäbchen aus Holz, damit lässt sich einiges bauen. Das haben jetzt die Schloß Holte-Stukenbrocker Gymnasiasten bewiesen. Von ihrer Kreativität profitiert nun die Stalag-Dokumentationsstätte in der Senne. Der Leiter Oliver Nickel nahm ein lange vermisstes Ausstellungsstück in Empfang.

Schloß Holte-Stukenbrock (gl). Die Stalag-Dokumentationsstätte verfügt jetzt über ein realitätsnahes Barackenmodell. Es stellt einen jener Holzbauten dar, in denen während des Zweiten Weltkriegs die Gefangenen in dem Lager in der Senne untergebracht waren.

Schüler des Schloß Holte-Stukenbrocker Gymnasiums haben das Modell in einer Projektarbeit erstellt. Am Mittwoch übergaben sie es an den Leiter der Dokumentationsstätte, Oliver Nagel. Der war ganz begeistert: "Das sieht sehr gut aus. Richtig toll."

Oliver Nagel erzählte den Gymnasiasten, vor ein paar Jahren sei daran gedacht gewesen, ein solches Modell bei einem Profi in Auftrag zu geben. Als der dafür 5.000 Euro haben wollte, wurde das Vorhaben aus Kostengründen begraben. Umso erfreuter zeigte sich der Historiker nun, doch noch an ein vernünftiges Modell für die Dokumentationsstätte zu kommen - und das sogar zum Nulltarif.

Der gegenwärtig in der Dauerausstellung gezeigte Nachbau einer Baracke kann damit im Depot verschwinden. Er gilt als wenig realistisch und erinnerte manchen Besucher eher an "ein schwedisches Sommerhaus" denn an eine Lagerbaracke, wie Oliver Nagel zu berichten wusste.

Die Gymnasiasten bauten das Modell bei Projekttagen, die zum zehnjährigen Bestehen der Schule stattfanden. Unter Anleitung der Geschichtslehrer Thomas Schimmer und Christian Schwarz halfen zehn Schüler der Jahrgänge acht bis zwölf mit. Das neue Modell im Maßstab 1 : 20 besteht im Wesentlichen aus hölzernen Stäbchen, die zum Umrühren von Heißgetränken verwendet werden.

Die Fenster sind aus Streichhölzern und Folie. Für das Dach wurde Schleifpapier verwendet, nachdem sich Teerpappe als unbrauchbar erwiesen hatte. Der Anstrich erfolgte mit Wasserfarbe. Als Vorlage dienten historische Fotos und Konstruktionspläne, die Oliver Nagel zur Verfügung gestellt hatte.

Er versprach den Schülern, dass sie als Urheber des Modells in der Ausstellung erwähnt werden. Dazu soll ein Gruppenfoto der Erbauer aufgehängt werden - auch mit dem Ziel, Nachahmer zu finden. Die Lehrer Schimmer und Schwarz kündigten weitere Unterstützung an.

Laut Oliver Nickel waren nach Augenzeugenberichten bis zu 300 Gefangene in einem solchen Gebäude untergebracht. Konzipiert waren sie nur für bis zu 80 Menschen. Eine Baracke im Originalzustand gibt es heute auf dem von der Polizeischule genutzten Gelände nicht mehr. Die einzig noch stehende wurde nach Kriegsende zu einer Kirche umgebaut.

Bildunterschrift: Baracken-Bauer mit ihrem Werk: (v. l.) Fabian Winkel, Sven Ottenstroer, Thorben Freihube, Daniel Winkel, Rick Thomaschewski, Hendrik Deppe und Marwin Gansauge.


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