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Lippische Rundschau , 04.08.1990 :

Diese Woche / Von Karin Koteras-Pietsch

Bei den Problemen um die Asylanten und ihre Unterbringung in der Badestadt scheint kein Ende in Sicht. Erst gestern morgen "belagerten" laut Wolfgang Vögeding, stellvertretender Sozialamtsleiter, wieder an die hundert Roma das Rathaus. Wieviele von ihnen bereits gemeldet sind oder sich noch melden wollten, vermochte Vögeding nicht zu sagen. Und es wird immer schwieriger, die Asylanten unterzubringen. Unterkünfte der Stadt platzen aus allen Nähten. Hinzu kommen die Anpassungsschwierigkeiten der Roma, so dass sie jetzt aus der Erich-Kästner-Schule heraus mussten.

Zum Ärger der Sportler des TuS Ahmsen. Ihnen wurde ein riesiges Zelt dierekt vor die Nase gestellt. Mag sein, dass diese Entscheidung den Verantwortlichen schwer gefallen ist, aber kann man es riskieren, dass unter dieser Situation jetzt die Aktivitäten der Sportler leiden müssen, dass Freizeitspaß, der sonst als so wichtig und so sinnvoll für junge Leute bezeichnet wird, in den Hintergrund rückt? Ausfälle von Spielen und Trainingseinheiten werden bereits in Betracht gezogen. Und sind nicht auch die Sorgen der TuS'ler um die Sauberkeit auf Sportplatz und angrenzendem Gelände berechtigt, denkt man an den Anblick des Gebäudes rund um die Erich-Kästner-Schule oder das Rathaus? Und ob ein Zaun rund um den Platz in Ahmsen zur Verschönerung beiträgt und letztendlich nützen wird, wird sich zeigen. Und was passiert, wenn die Zelte Ende Oktober wieder abgebaut werden müssen?

Die Badestädter Politiker aller Farben haben erkannt, dass ganz schnell etwas getan werden muss. Am Montag werden sie sich um 17 Uhr zu einer Hauptausschuss-Sondersitzung im Rathaus treffen. Tagesordnungspunkte: Unterbringung von Asylbewerbern und Schließung der Erich-Kästner-Schule. Bleibt abzuwarten, ob ihnen eine Patent-Lösung einfällt. Eine Umfrage in dieser Woche hat jedenfalls gezeigt, dass sich in dieser Stadt kein Fremdenhass entwickelt. Die Salzufler akzeptieren jeden, der in der Badestadt Asyl sucht, solange er sich anpasst. Sie wollen und können mit Ausländern ganz gleich welcher Nationalität leben. Aber Ruhestörungen, Belästigungen und Schmutz und die Tatsache, dass sie mit noch mehr Engpässen auf dem Wohnungsmarkt rechnen müssen, wollen sie nicht länger hinnehmen.

04./05.08.1990
wb@westfalen-blatt.de

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