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Lippische Rundschau , 04.08.1990 :

500 Ahmser legten Verkehr lahm

Bad Salzuflen-Ahmsen (ma/kop). Was von den Organisatoren der Demonstration gestern Abend in Ahmsen als gemäßigte Kundgebung geplant war, entwickelte sich zum Forum für die aufgebrachten Ahmser Bürger, die ihrem Unmut über die auf dem Parkplatz des Sportplatzes aufgestellten Zelte für die Unterbringung von Asylanten freien Lauf lassen wollten. Über 500 Menschen kamen zu der Protestaktion, blockierten rund lang zwei Stunden lang die Bundesstraße 239. Der Verkehr staute sich in Richtung Herford und Detmold, so dass die Polizei schließlich dazu überging, den Verkehr umzuleiten.

Eingeladen zu dieser Aktion waren die Fraktionsvorsitzenden sowie Stadtdirektor Dr. Gerd Peter Hendrix und Bürgermeister Heinz-Wilhelm Quentmeier. Die Fraktionsvorsitzenden Hans Immanuel Herbers (Grüne) und Jürgen Riekehof (FDP) standen den Bürgern Rede und Antwort, ebenso der Stadtdirektor, der allerdings erst gegen 21 Uhr am Sportplatz erschien und Heinz-Wilhelm Quentmeier, der wegen einer Bürgermeister-Konferenz gestern aber mit einiger Verspätung eintraf. Vermisst wurden allerdings Georg Zeich (CDU) und Werner Kanne (SPD). Auf eine Diskussion mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Ingrid Tennie (FDP) wollten sich die Bürger nicht einlassen, so viel Mühe sie sich auch gab. Immer wieder riefen sie nach dem ersten Bürger der Stadt.

Bevor die Protestaktion gestern abend gegen halb elf Uhr auf dem Parkplatz des Sportplatzes zuende ging, einigten sich die Beteiligten darauf, dass die Gespräche an diesem Samstag um 11 Uhr im Rathaus weitergehen sollen. Dann werden Vertreter der Stadt und Politiker und eine von den Ahmser Bürgern gewählte Delegation gemeinsam nach einer Lösung suchen. Bevor die Ahmser in dieses Gespräch einwilligten, nahmen sie dem Stadtdirektor und dem Bürgermeister das Versprechen ab, dass die Arbeiten an Zelten bis nach der Hauptausschuss-Sondersitzung am Montag Nachmittag eingestellt werden.

Der Manager des TuS Ahmsen, Hartmut Hoge, stellte klar, dass die Demonstration nicht gegen Ausländer gerichtet sei, sondern gegen die Unterbringung speziell der 250 bis 300 Roma allein an diesem Ort. Hans-Heinrich Greßhöner, Vorsitzender des TuS: "Die Schwierigkeiten, die Bad Salzuflen in Schötmar mit dieser Volksgruppe hat, darf nicht einfach nach Ahmsen verlagert werden, und schon gar nicht mit dieser überstürzten Aktion." Gestern abend noch wurde ein zweites Zelt aufgestellt, für das sogar etliche Bäume weichen mussten.

04./05.08.1990
wb@westfalen-blatt.de

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