Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische ,
02.10.2010 :
Kennzeichen PB - Der Wochen-Kommentar / Umstrittene Kampfdörfer in der Senne / Vom Eingriff in die Natur keine Spur
Ralph Meyer
Was ist nicht alles im Zuge des Genehmigungsverfahrens über die so genannten Kampfdörfer in der Senne geredet worden. Von riesigen Umweltgefährdungen war die Rede, von nicht wieder gut zu machenden Eingriffen in die Natur. Seit Ende September sind die drei Bauwerke bei Schlangen, Hövelsenne und Staumühle fertiggestellt. Sie sollen wie nachgebildete afghanische Dörfer wirken, und sehen aus, als ob sie aus Groß-Lego zusammengesetzt sind. Nichts ist betoniert, und Fundamente sucht man ebenfalls vergebens. See-Container und Fertiggaragen ergänzen das Szenario. Das Ganze kann man Stück für Stück abtransportieren, und am Ende wird nur grüne Wiese übrigbleiben. Auch die so genannten vorgeschobenen Operationsbasen, die innerhalb bestehender Munitionslager erreichtet wurden, erinnern an große Baustofflager, wo große Mauern durch Big Bags simuliert werden. Anstöße in der Öffentlichkeit haben indes bereits die beiden nachgebildeten blau-gelb lackierten Moscheen samt Minaretten in Schlangen und Hövelsenne erregt. Kritiker sprechen bereits von "respektlosen Moschee-Imitationen", die "einzig als authentische Kulisse für den Häuserkampf" dienen. Von britischer Seite wird dies vehement verneint. Nicht der Kampf soll an den Symbolen des muslimischen Glaubens trainiert werden, sondern der respektvolle Umgang mit anderen Kulturen.
Man kann zum Kriegseinsatz in Helmand und im Hindukusch durchaus unterschiedlicher Meinung sein, ja sogar ablehnen; gleichwohl sollte man den Soldaten, die dort in den Einsatz gehen, ein möglichst optimales Training ermöglichen, das ihnen größtmögliche Überlebenschancen sichert.
Die britischen Soldaten sind übrigens nicht die einzigen Nutzer der Kampf- und Übungsdörfer. Auch die Bundeswehr und weitere NATO-Länder in der Senne werden ebenfalls diese Einrichtungen nutzen.
02./03.10.2010
ralph.meyer@ihr-kommentar.de
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