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Westfalen-Blatt , 02.10.2010 :

Lego-Häuser aus Beton / Briten stellen ihre neuen Übungsdörfer in der Senne vor

Von Bernhard Liedmann

Paderborn (WB). 350 tote und 1.500 verletzte britische Soldaten nach acht Jahren Afghanistan-Krieg: In drei neuen Übungsdörfern auf dem Truppenübungsplatz Senne wollen die Briten pro Jahr 4.000 Soldaten auf ihren Kampfeinsatz vorbereiten, um Opfer möglichst zu vermeiden. Am Freitag hat das Militär die neuen Komplexe der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aus den betroffenen Anrainergemeinden der Kampfdörfer war nur Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens erschienen, um sich ein Bild zu machen. "Das war mir wichtig", sagte Berens. Er wollte keinen Kommentar dazu abgeben, dass weder die politischen Spitzen aus Paderborn, Schlangen und Bad Lippspringe noch die Regierungspräsidentin gekommen waren, um sich von Lieutenant Colonel David Holt die drei Beton-Gebilde in der Senne zeigen zu lassen.

"Wir wollten unser Versprechen einhalten, dass nach der Fertigstellung alle Einrichtungen zu besichtigen sind", sagte der Chef aller britischen Übungsplätze in Deutschland. 1,4 Millionen Euro haben die Briten investiert, um auf einer Fläche von drei Fußballfeldern die Komplexe aus Betonblöcken und Fertiggaragen zu bauen.

Von der Patrouille durch das Dorf über die Suche nach versteckten Sprengkörpern bis hin zum Kampf mit den Taliban sollen die Soldaten hier in Gruppen von bis zu 15 Mann über sechs Wochen auf den Einsatz in Afghanistan vorbereitet werden.

"Wir wollen unseren Soldaten für die Zeit des Afghanistan-Einsatzes ein realistisches Umfeld bieten. In dieser Stapelbauweise kann alles auch schnell wieder abgebaut werden", sagte Holt.

Pro Dorf wurden einige tausend Betonklötze mit einem Gewicht von 600 Kilogramm pro Stein bis zu einer Höhe von 2,50 Metern in Lego-Bauweise gestapelt. Kleine Moscheen und sandfarbene Container-Aufbauten als Polizeistationen sowie der Basar dienen den Drehbuchvorgaben der Übungen als Hintergrund. "Auch die Bundeswehr kann die Einrichtungen nutzen", stellte Holt in Aussicht. Der Nachbau von Moscheen war in Teilen der Öffentlichkeit auf Befremden gestoßen. Kreisdirektor Heinz Köhler als Vertreter des Paderborner Landrats Manfred Müller wies jedoch darauf hin, dass in den Übungen auch religiöse Feste simuliert werden sollen.

Im Gespräch mit Bürgermeister Berens versuchte auch der örtliche Ausbildungschef Major Karl Mace Sorgen der Anrainer bezüglich der Lärmzunahme zu zerstreuen. Von den drei neuen militärischen Lagern am Rand des Übungsplatzes würden die Gruppen bei den Einsätzen in das Zentrum hinein verlagert. "Die Nutzung der Panzerringstraße verringert sich damit sogar." Durch die neuen Einsatzanforderungen werde sich der Gefechtslärm auf dem Truppenübungsplatz eher verringern.

Auch die vorgeschobenen fort-ähnlichen Lager, die Militärstützpunkte darstellen sollen, sind aus zusammenklappbaren Körben gebaut, die mit Steinen oder Sand gefüllt werden. Sie kommen auch in Afghanistan zum Einsatz. Fraglich ist noch, ob aus Kostengrünen das Schießhaus bei Schlangen gebaut werden kann. Das sollte 1,8 Millionen Euro kosten.

Bildunterschrift: In Lego-Bauweise sind die drei Übungsdörfer (hier mit einer Moschee) entstanden. Die Betonblöcke sind nur aufgestapelt und können jederzeit wieder abgebaut werden.

Bildunterschrift: Major Karl Mace (links) versucht, bei Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens Bedenken bezüglich des Lärms zu entkräften.

02./03.10.2010
wb@westfalen-blatt.de

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