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Die Glocke , 10.08.2004 :

KZ-Überlebende im Kreishaus zu Gast / "Jeder kann einen Stein hinzufügen"

Kreis Warendorf/Warendorf (gl). "Nazi-Deutschland existiert nicht mehr" - für die 20-köpfige Gruppe von KZ- Überlebenden aus Polen, die derzeit in der Freckenhorster Landvolkshochschule zu Gast sind, ist das eine heilsame und wichtige Erfahrung. Zum Aufbau eines neuen Deutschlandbildes trug gestern auch ihr erster Programmtag mit Besuch im Kreishaus bei.

Insgesamt 14 Tage werden die Senioren auf Initiative des Maximilian-Kolbe-Werks und der Lüdinghausener Pax-Christi-Gruppe im Kreis Warendorf verbringen ("Die Glocke" berichtete). Nachdem sie am Sonntagmorgen um 2 Uhr die Busreise von Polen nach Freckenhorst hinter sich gebracht hatten, wurden die Senioren - alle wurden in ihrer Jugend in KZ wie Dachau, Sachsenhausen, Neuengamme und selbst Auschwitz gefangen gehalten - vom Stellvertretenden Landrat Franz-Josef Buschkamp empfangen: "Sie werden nie vergessen, welches Unrecht Ihnen damals widerfahren ist", so Buschkamp. "Ich verspreche Ihnen, wir werden es auch nie vergessen und unseren Kindern und Enkeln davon berichten, um zu verhindern, dass sich dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte wiederholen kann."

Um zu zeigen, welche Strukturen heute maßgebend sind, hatte Buschkamp einen Bildvortrag über den Kreis vorbereitet. Über die Arbeit des Kreisarchivs, auch im Hinblick auf die Zwangsarbeiterentschädigung, informierte Tina Wittemeier. Die Gäste zeigten sich erleichtert: "Wir bauen ein neues Europa auf", fühlte zum Beispiel Ryszarda Kazimierska-Barcz. Das sei auch ihr Hauptbeweggrund gewesen, nach dem erlebten Alptraum noch einmal nach Deutschland zu kommen: "Jeder kann einen Stein hinzufügen." Abends in der LVHS stellte die Gruppe Pax Christi die Versöhnungsarbeit zwischen Deutschland und Polen vor. Das Fazit: "Voraussetzung zur Versöhnung ist die Begegnung von Mensch zu Mensch."


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