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Warburger Zeitung / Neue Westfälische , 09.08.2004 :

"Ein Appell an die Menschenliebe" / Der Pazifist Felix Fechenbach ist immer noch vielen ein Dorn im Auge

Von Mario Gerwig

Warburg. Am 7. August 1933 wurde der Pazifist und sozialdemokratische Widerständler Felix Fechenbach, der als kritischer Journalist schon früh die Machenschaften der Nazis anprangerte, unter ungeklärten Umständen, von vier SA- und SS-Männern im Kleinenberger Wald erschossen.

Zur 71. Wiederkehr dieses traurigen Ereignisses versammelten sich am vergangenen Samstag 25 Bürgerinnen und Bürger, um Felix Fechenbach zu gedenken. Der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Scherfede-Rimbeck, Friedhelm Lehmkühler, legte im Beisein vom Warburger SPD-Bürgermeisterkandidaten Josef Kremper, Rainer Heller (Kämmerer der Stadt Detmold und Mitglied der Detmolder Felix-Fechenbach-Stiftung) sowie dem Vorsitzenden der Stiftung und ehemaligen Detmolder SPD-Bundestagsabgeordneten Rainer Brinkmann, einen Kranz am Denkmal nieder.

Fechenbach wurde 1894 als Sohn einer jüdischen Bäckersfamilie in der Nähe von Würzburg geboren. Zwischen 1912 und 1914 arbeitete er im Münchner Arbeitersekretariat und in der Jugendsektion der SPD.

Bei seiner späteren Arbeit in einem Münchner Zugdepot kam er mit dem bayrischen SPD-Vorsitzenden Kurt Eisner in Kontakt, dessen Pazifismus Fechenbach übernahm.

Als Sozialdemokrat Eisner nach der Novemberrevolution 1918 Ministerpräsident in Bayern wurde, holt er Fechenbach als seinen Sekretär in die Staatskanzlei.

Die wirklichen Umstände des Todes wurden niemals aufgeklärt

Außerdem schrieb Fechenbach zu dieser Zeit für zahlreiche Zeitungen im In- und Ausland. Nach der Ermordung des Kriegsgegners Eisners durch einen Militaristen im Jahre 1922 wurde Fechenbach wegen angeblichen Landsverrats zu elf Jahren Zuchthaus verurteilt. Auch Artikel zur Kriegsschuld Deutschlands waren Prozessgegenstand. Fechenbach musste aber nur bis 1924 im Zuchthaus sitzen, da der öffentliche Druck gegen das Urteil zu stark wurde.

Von 1929 bis 1933 arbeitete Fechenbach in Detmold als Redakteur beim "Lippischen Volksblatt" und war im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Nach der Wahl am 15. Januar 1933 wurde ihm von den Nazis Redeverbot erteilt und später wurde er wegen Landesverats festgenommen.

Am 7. August wurde Felix Fechenbach auf dem Transport ins Konzentrationslager Dachau im Kleinenberger Wald zwischen Rimbeck und Kleinenberg "auf der Flucht erschossen", so die offizielle Erklärung. Die wirklichen Umstände wurden nie aufgeklärt.

Der Kämmerer und SPD-Bürgermeisterkandidat der Stadt Detmold, Rainer Heller, hielt zum 71. Todestag des Pazifisten, Fechenbach die Gedenkrede. Heller berichtete über das Leben Fechenbachs, über seine politische Einstellung und sein Vertrauen auf Gerechtigkeit.

Der Name Felix Fechenbach sei ein "Appell an Vernunft, an Recht und Gerechtigkeit, an Menschenliebe und an Solidarität", erklärte Heller. Die Erinnerung an Fechenbach verpflichte jeden Einzelnen "nicht tatenlos zuzusehen wenn Menschenrechte missachtet und Menschen systematisch verfolgt, getötet und vertrieben werden", so Heller weiter. Um so trauriger sei es, dass die Gedenkstätte an der B 64 innerhalb der letzten sechs Jahre bereits viermal geschändet wurde. Die Kupferplatte, die an Fechenbach erinnert, sei erneut "systematisch und vorsätzlich" entfernt worden.

Diese Taten könne man keinesfalls mehr als "dumme-Jungen-Streiche" bezeichnen, so Rainer Brinkmann, "Die Täter verkörpern genau das, wogegen sich Fechenbach, der ein wahrer Kämpfer für Freiheit und Toleranz war, sein gesamtes Leben eingesetzt hat", erklärte Brinkmann.

Zur Zeit hat ist ein provisorisches Schild aufgestellt worden. Brinkmann versprach jedoch, zum 111. Geburtstag Fechenbachs, am 28. Januar 2005, eine neue Kupferplatte auf dem Gedenkstein zu installieren.


lok-red.warburg@neue-westfaelische.de

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