Neue Westfälische , 13.01.1981 :

Leerstehender Bau in Detmold geräumt

Großeinsatz der Polizei gegen Fabrikbesetzer

Detmold (Eig.Ber./da.). Die Klingenbergsche Fabrik in Detmold, ein seit Jahren leerstehender Industriebau, der am 2. November letzten Jahres von jungen Leuten besetzt worden war, wurde gestern morgen von der Polizei geräumt. Die Aktion, die um 4 Uhr begann und an der sich etwa 540 Beamte beteiligten, lief gewaltlos ab. Zur Zeit des Eingreifens befanden sich 85 Personen in dem Gebäude, mit Ausnahme von drei Stadtstreichern alle im Alter zwischen 19 und 25 Jahren. Nach Angaben des Einsatzleiters, Lippes Oberkreisdirektor Hilmar Lotz, gehören 17 von ihnen zum "Dunstkreis" der Terroristen-Szene oder sind Mitglieder des Kommunistischen Mundes Westdeutschland (KBW).

Die Besetzer hatten seinerzeit mit der Einnahme des Komplexes die Forderung nach einem "autonomen Kultur- und Kommunikationszentrum" verbunden. Der Detmolder Regierungspräsident als Eigentümer bestand auf einem Abriss. Er will das Gelände zunächst als Parkplatz und später für einen Erweiterungsbau nutzen. Die Mehrheit des Rates der Stadt hatte sich diesen Plänen jüngst angeschlossen.

Die Räumung gestaltete sich zunächst schwierig, weil einige Demonstranten den Giebel des dreistöckigen Gebäudes erklommen hatten. Aufgrund der damit gegebenen Gefahr eines Absturzes wollten die Verantwortlichen zunächst bis zum Tagesanbruch abwarten. Kurz darauf ließen sich auch diese jungen Leute widerstandslos festnehmen. Sie, wie alle anderen auch, wurden zur Feststellung der Personalien vorläufig festgenommen, am Vormittag jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Besetzer erhielten eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs.

Die Lage verschärfte sich gegen 8 Uhr noch einmal, als sich spontan einige Demonstranten zusammenfanden und das Rathaus zu stürmen versuchten. Bis auf einige Schmierereien im Innern richteten sie jedoch keinen Schaden an. Um eine erneute Besetzung der Klingenbergschen Fabrik mit verhindern, wurde noch gestern mit dem Abbruch begonnen.