www.hiergeblieben.de

Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Westfälische , 07.08.2010 :

Suche nach Zeitzeugen / Ausstellung über das Luftwaffenbekleidungsamt

Von Laura Düllmann

Bielefeld. Wie sah es hier eigentlich vor 70 Jahren aus? Diese Frage möchte Dagmar Buchwald mit einer Ausstellung beantworten. Der Gebäudekomplex am Stadtholz 24 - 26 diente in der ersten Hälfte der 1940er Jahre als Produktions- und Logistikzentrum für die Luftwaffe. Die Mitarbeiterin des Museums Wäschefabrik sucht Menschen, die die Jahre 1938 bis 1945 im Luftwaffenbekleidungsamt miterlebt haben.

1.200 Frauen und Männer aus Bielefeld versorgten die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg mit Kleidung und Schuhwerk. In den hohen Sälen wurde genäht und gestanzt. Die fertige Ware verluden die Arbeiter direkt im Gebäude auf Lastwagen oder Züge. Anschlussgleise der Reichsbahn reichten bis in die Verladehalle.

Bielefeld war neben Berlin (Industriepalast) und Sonneberg (Kaufhaus mit Anbau) einer von drei Standorten mit Luftwaffenbekleidungsämtern im Reich. "Dieses Gebäude ist der einzige Neubau", erklärt Buchwald. 1938 begannen die Bauarbeiten und wurden zwei Jahre später, während des Krieges, abgeschlossen.

Ab 1939 waren die Wäschefabrik Schmitz (Feilenstraße / Herbert-Hinnendahl-Straße) und die Wäschefabrik Winkel (das ist unter anderem ein Anknüpfungspunkt für Buchwald) eine Kriegsbetriebsgemeinschaft eingegangen, um weiterhin für das Amt produzieren zu können.

Mit dem Ende des Krieges stoppte die Produktion im Luftwaffenbekleidungsamt. Die Bielefelder litten große Not, viele drangen in das Gebäude in, um sich mit Schuhen, Hemden oder Stoffen zu versorgen. Die britische Besatzungsmacht nutzte es von 1945 bis 1992 als Kaserne.

Frank Wellenbrink hat den Zustand des denkmalgeschützten Baukomplexes fotografisch dokumentiert. Seine Bilder werden auch Teil der Ausstellung im Museum Wäschefabrik sein.

Heute sind die ehemaligen Produktionshallen Anlaufstelle für Flüchtlinge, Migranten und Fachhochschulstudenten.

Im rückwärtigen Bereich des imposanten roten Klinkerbaus wird gebaut. Das hat Buchwald zu der Ausstellung veranlasst, denn "jetzt ist nichts mehr so, wie es einmal war".

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals findet jährlich am zweiten Sonntag im September statt. Das Ziel der bundesweiten Tagesveranstaltung ist, in der Öffentlichkeit die Bedeutung des kulturellen Erbes zu fördern und auf die Wichtigkeit der Denkmalpflege aufmerksam zu machen. Dieses Jahr steht der 12. September (Sonntag) unter dem Motto "Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr".

Bildunterschrift: Mit Gleisanschluss: Dagmar Buchwald zeigt, wo die Güterwaggons in das Gebäude fuhren. Das von dem englischen "Royal Engineers" gebastelte Modell des Produktionskomplexes soll ein Mittelpunkt der Ausstellung werden.

Bildunterschrift: Die Verladehalle: Die Gleisanschlüsse, die nach dem Auszug der Briten abgebaut wurden, liegen auf der anderen Seite.

07./08.08.2010
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

zurück