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Evangelischer Pressedienst Niedersachsen-Bremen , 29.01.2004 :

Jüdischer Architekt tritt in Fußstapfen des Urgroßvaters / Urenkel Edwin Opplers aus den USA will Synagoge in Hameln bauen

Von Michael Grau

Hameln (epd). Die Planungen für die neue Synagoge in Hameln haben eine unerwartete Wende genommen: Die Synagoge soll vom Urenkel des jüdischen Architekten Edwin Oppler (1831 - 1880) entworfen werden, der die alte, 1938 zerstörte Synagoge baute. Der US-amerikanische Architekt Arnold Oppler meldete sich bei der Gemeinde, nachdem er von den Plänen im Internet gelesen hatte. "Besser konnte es für uns nicht kommen", sagte die Vorsitzende der liberalen Jüdischen Gemeinde, Rachel Dohme, dem epd.

Edwin Oppler plante neben Synagogen in Hameln, Hannover, Karlsbad und Breslau auch die Innenräume des Schlosses Marienburg bei Hildesheim. Die alte, 1879 errichtete Hamelner Synagoge wurde 1938 von den Nazis zerstört. Die neue Synagoge soll an genau derselben Stelle errichtet werden. Das Grundstück hat die Gemeinde bereits von der Stadt erworben. Es wäre der erste Neubau einer Reform-Synagoge im Nachkriegs-Deutschland.

Arnold Oppler ist laut Dohme "fasziniert von der Arbeit seines Urgroßvaters" und besitzt eine einzigartige Sammlung von Skizzen und Modellen aus dessen Nachlass. Sein Vater war 1939 aus Deutschland geflüchtet. "Die Chance, eine Synagoge an der Stelle zu errichten, wo bereits sein Urgroßvater arbeitete, kommt für ihn nicht wieder", sagte Dohme. Die neue Entwicklung ist für sie "ein Fingerzeig Gottes". Alle bisherigen Pläne seien nun mit einem Mal überholt.

Innerhalb von sechs Wochen wolle der jüdische Architekt einen Entwurf vorlegen. Derzeit besucht er Hameln, um sich mit den Gegebenheiten und dem Baustil vor Ort vertraut zu machen. Er traf auch mit Schülern eines Kunst-Leistungskurses zusammen, die Modelle für eine Synagoge entwickelt haben. Die neue Synagoge soll mit einem Gemeindezentrum verbunden sein. Rachel Dohme denkt an "eine schlanke Version, die realistisch für unsere Stadt und die Gemeinde ist".

Sie rechnet mit Kosten von 500.000 bis eine Million Euro. Nun sei es nötig, viel Geld zu sammeln. Die neue Situation mit ihren "historischen" Zusammenhängen biete die Gelegenheit, "die Herzen der Menschen zu erreichen". Ein Grundstock an Spenden sei bereits vorhanden. "Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns."

Die Gemeinde, eine von zwei jüdischen Gemeinde in Hameln, hat rund 200 Mitglieder, überwiegend Einwanderer aus Russland. Dohme wies darauf hin, dass die liberale Gemeinde nicht dem Zentralrat der Juden in Deutschland angehört und somit nicht mit finanzieller Hilfe von dort rechnen könne. "Wir müssen es selbst schaffen." Eine Stiftung zugunsten der Synagoge stehe kurz vor der Gründung.


hannover@epd.de

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