www.hiergeblieben.de

Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische , 17.07.2010 :

Lücken in der Geschichte aufarbeiten / Geschichtskreis Espelkamp hofft auf breite Unterstützung durch die Bürgerschaft und die Stadt

Von Hans Kracht

Espelkamp. Im Vergleich mit anderen Städten ist Espelkamps Geschichte recht kurz. Sie hinsichtlich ihrer Vielfalt aufzuarbeiten und fortzuschreiben, ist das Ziel des Espelkamper Geschichtskreises. So umreißt Christel Senckel kurz und knapp die Ziele, die sich ehrenamtlich tätige Bürger auf die Fahnen geschrieben haben. Jetzt stellte sich der der Geschichtskreis, der sich Anfang dieses Jahres gegründet hat, der Öffentlichkeit vor.

"Die Idee zur Gründung eines Geschichtskreises schlummerte schon lange in den Herzen einiger Bürger", sagte Senckel, zumal es seit einigen Jahren "einen Stillstand bei den geschichtlichen Aktivitäten" gegeben habe. Den Anstoß habe schließlich Heinrich Dose im März 2009 gegeben. Die von Stadtheimatpfleger Karl-Heinz Hentschel gestaltete Ausstellung zum 50. Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte sei der Auftakt der Aktivitäten gewesen.

Espelkamps Entstehung und Geschichte in all ihrer strukturellen und insbesondere menschlichen Vielfalt möchte der Geschichtskreis erfassen - ein weites Aufgabenfeld. "Dies ist deshalb so wichtig, weil von Jahr zu Jahr immer weniger Zeitzeugen zur Verfügung stehen und auch erst jetzt eine zunehmende Bereitschaft festzustellen ist, über die schrecklichen Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit und den entbehrungsreichen, jedoch auch hoffnungsvollen Neuanfang in Espelkamp zu sprechen", verdeutlicht Siegfried Nötzel.

Noch gibt es Zeitzeugen, die auch aus Kriegszeiten berichten können; Christel Senckel hat bereits Kontakte aufgenommen. Aber ebenso gibt es noch viele Lücken in der Geschichte. Denn: "Erschwerend kommt hinzu, dass in den Jahren des Umbruchs und Aufbaus wenig Zeit zur Dokumentation nebst Auswertung verblieb", so Siegfried Nötzel. Zwar gebe es Buchveröffentlichungen und diverse Fach- und Presseartikel über Espelkamp, "doch es fehlt an einer sichtenden und zugleich verdichtenden Verdeutlichung sowie der Fortschreibung des ungewöhnlichen Geschichtsverlaufs dieser Stadt und ihrer Bürgerschaft, auch in ihrer Kausalität zum westfälischen Umland und darüber hinaus", bringt es Nötzel auf den Punkt.

Gegen das Vergessen arbeiten

Deshalb möchte der Geschichtskreis mithelfen, dass nicht noch mehr der Vergessenheit anheim fällt, als ohnehin schon geschehen ist. "Dass dies einer besseren Identifikation der Bürgerschaft gleichermaßen dienen kann, dürfte unbestritten sein", so Nötzel.

Allein werde der Geschichtskreis diese Aufgabe jedoch nicht leisten können. Er sei deshalb auf eine breite Unterstützung durch die Bürgerschaft und die Stadt angewiesen, ebenso auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Heimat- und Geschichtsvereinen der Ortsteile und des Umlandes.

Intensiv hilft der Geschichtskreis derzeit dabei, die seit langem geplante Erinnerungsstätte des Barackenlagers der einstigen Muna auf dem Tannenbergplatz realisieren zu helfen. Zwei Informations- und Gedenktafeln sind vorgesehen, die ebenso wie die Tafel der 100-jährigen Altgemeinde etwa zwei mal einen Meter groß sein wird, wie Jürgen Heimsath verdeutlichte.

Die eine Tafel soll über das Barackenlager der Heeres-Munitionsanstalt informieren, die andere mit Bildern und erläuterndem Text über die Keimzelle Espelkamps, die "Kolonie". Derzeit suche man noch nach dem Originalplan des Barackenlagers.

Wer alles dazu gehört

Dem Geschichtskreis gehören derzeit neben Christel Senckel, Siegfried Nötzel und Karl-Heinz Hentschel auch Jürgen Heimsath, Ernst Becker, Hans-Georg Meyer, Hartwig Berges und Reinhard Fritsch an. Interessierte Bürger, die mitarbeiten möchten, sind willkommen. Sie können sich an Christel Senckel wenden, Tel. (05772) 8421, ebenso alle Menschen, die mit persönlichen Erinnerungen oder Lebensbiografien etwas zur Geschichte Espelkamps beitragen möchten.

Bildunterschrift: Maßstabsgetreu: Jürgen Heimsath, Ernst Becker, Christel Senckel, Hartwig Berges, Siegfried Nötzel, Hans-Georg Meyer und Karl-Heinz Hentschel (v. l.) mit dem Entwurf für eine Gedenktafel.

17./18.07.2010
lok-red.luebbecke@neue-westfaelische.de

zurück