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Herforder Kreisanzeiger / Neue Westfälische , 07.07.2010 :

Wie ein verdrehter Asterix

Zur Bürger-Initiative gegen das Jeziden-Zentrum in Laar schreibt uns Volker Schrempf:

Als Herforder, der Jahrzehnte in Diebrock gelebt hat, habe ich mich zunächst geschämt. 18 Menschen hatten im April einen Leserbrief unterzeichnet und darin ihr Gefühl ausgedrückt, als Stiefkinder der Stadt Herford behandelt zu werden. Zu ihnen werde alles abgeschoben, was ansonsten nicht durchsetzbar sei. In diesem Zusammenhang haben sie Belastungen erwähnt und Zumutungen aufgezählt, unter anderem ein Umspann- und Kompostierwerk.

Die zeitweise Unterbringung von Flüchtlingen am Eingangsbereich des Industriegebietes und den Bau einer monströsen Villa am Eickumer Angelteich anstelle eines winzigen Fachwerkhauses haben sie dabei nicht erwähnt. Aber jetzt sei es genug, meinten die Unterzeichner. Neben der enormen Lärmbelastung, der Ferngas- und Hochspannungsleitung, denen sie ausgesetzt seien, sind Jesiden nicht zu ertragen.

Das war ein Anfang. In aller Offenheit haben Vertreter der Initiative danach ihr Misstrauen gegen demokratische Prozesse zum Ausdruck gebracht ("Die pflaumenweichen Auflagen, die Herr Dr. Böhm plant"). Basis weiterer Argumentationen hatten Sippenhaft und Vorverurteilung zur Basis. Die Bürgerinitiative hat weiterhin in Aufrufen vor der Gefahr der Zerstörung des Dorfcharakters, mit sinkender Wohnqualität und sinkenden Hauspreisen gewarnt.

Inzwischen ist eine Gemengelage von Angst und Wut und Mut zu Grenzüberschreitungen entstanden, die mich bedenklich stimmt. Es kommt mir vor wie in einem verdrehten Asterix: Ganz Germanien ist demokratisch, nur der kleine Stadtteil Eicknix wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen.

Vertreter demokratischer Parteien wären gefragt, erregten Bürgern Tipps zur Klärung zu geben und Hinweise, wie man zum Recht kommt. Getan hat das der Eickumer SPD-Ratsherr Horst-Walter Laege ohne Schielen auf Wählerstimmen - und sich damit den Unwillen der Initiative zugezogen. Die Vertreterin der CDU hingegen lief beim Lärmmarsch mit und hat eine Chance versäumt, den Bürgern Wege aus Angst, Wut, Feindlichkeit und Frust zu weisen.

Durch den zu erwartenden Verzicht der Gemeinde der Jesiden ist die Sache anscheinend vom Tisch. Die Erfahrungen sollten aber nicht unter den Teppich gekehrt werden. Wie schnell Angst und Parolen Menschen aus unserer Stadt in eine finstere Richtung treiben kann, muss im Interesse der Demokratie Thema der in Herford vertretenen Parteien sein.

Für Schüler wäre die Laar-Sache ein Thema für "Jugend forscht". Dokumentiert und bewertet die Gegenwart anstelle der finsteren Vergangenheit. Material gibt es in Hülle und Fülle.

Volker Schrempf
Bad Salzuflen


lok-red.herford@neue.westfaelische.de

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