Lippische Landes-Zeitung ,
21.08.1990 :
Grüne warnen vor Übereifer angesichts von Asylproblemen: "Hysterische Reaktion auf Roma"
Bad Salzuflen-Schötmar (gä). Auf Einladung der Grünen-Ratsfraktion informierte sich Michael Vesper, Abgeordneter und Fraktionssprecher der Grünen im Landtag, vor Ort über die Probleme mit der Unterbringung insbesondere rumänischer Roma in der Badestadt.
Gemeinsam mit Sozialdezernent Dr. Wolfgang Honsdorf und den Ratsmitgliedern Gerlies Sandar und Hans Immanuel Herbers besuchte er das Übergangswohnheim in der Schülerstraße.
Dabei suchte Vesper vor allem das Gespräch mit den Flüchtlingen. Beim Meinungsaustausch mit den Sprechern der Roma-Sippen habe sich ein deutlicher Gegensatz zur polizeilichen Sichtweise von Salzuflens Kripochef Martin Grigat ergeben, betont Hans Immanuel Herbers in einer Presseerklärung im Anschluss an den Vesper-Besuch.
Michael Vesper versprach Bürgermeister Heinz-Wilhelm Quentmeier, sich in Düsseldorf für mehr Hilfe des Landes einzusetzen. Einig waren sich die Salzufler Grünen und ihr Gast in der Warnung vor Überreaktionen. Mit rationalen Argumenten sei die "geradezu hysterische Reaktion auf die Roma" (Herbers) nicht mehr zu erklären.
Vesper sprach sich für eine stärkere Landesunterstützung beim Bau von Wohnraum und Übergangsunterkünften aus. Eine Konzentration so vieler Flüchtlinge auf derart engem Raum wie in der Schülerstraße sei "kaum zu verantworten".
Gefragt, warum sie überhaupt nach Bad Salzuflen gekommen seien, gaben einige Roma politische Motive an (die amtierende rumänische Regierung sei nicht viel besser als die einstige Ceaucescu-Diktatur), andere wiesen jedoch auf die besseren Lebensverhältnisse (Geld und Brot) im Westen hin.
Salzuflen@lz-online.de
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