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Lippische Landes-Zeitung , 28.08.1990 :

Liberale warnen vor Ausländer-Diskriminierung: Hausverbot wegen dunkler Hautfarbe

Bad Salzuflen. "Unsere ausländischen Mitbürger, die zum Teil schon über zwei Jahrzehnte in Bad Salzuflen wohnen, sind ebenso von dem Zuzug der Roma und Sinti betroffen wie die deutschen", erklärte in einem Gespräch mit der LZ der Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Salzufler Stadtrat, Jürgen Riekehof. Das "ungebührliche Benehmen" der Roma, deren Mangel an Integrationswilligkeit sowie die Zunahme von Mundraubdelikten in Warenhäusern hätten dazu geführt, dass nunmehr auch diejenigen Ausländer Gefahr liefen diskriminiert zu werden, die seit Jahren Kollegen am Arbeitsplatz oder Nachbarn in der gleichen Straße seien.

Sorgen bereiten den Mitgliedern der FDP-Fraktion bestimmte Praktiken in einigen Geschäften, Supermärkten oder Tankstellen, Kunden mit dunkler Hautfarbe zunächst einmal mit einem Hausverbot zu belegen und dann erst nach der Nationalität zu fragen. "Viele ausländische Mitbürger haben in Bad Salzuflen ein neues Zuhause gefunden. Denken wir einmal an die Italiener, Jugoslawen, Griechen und Türken, die nicht nur die kulturelle, sondern auch die gastronomische Landschaft der Badestadt bereichert haben. Das darf nicht wegen vorübergehender Probleme mit Asyl-Touristen kaputtgehen", betonte der FDP-Fraktionschef, der in diesem Zusammenhang auch an die eigenen Initiativen auf Landes- und Bundesebene erinnerte, die Roma wieder "auszusiedeln". Der Vertreter der Liberalen im Kulturausschuss, Matthias Obenhaus, verwies darauf, dass man gerade jetzt das Kulturgut ausländischer Mitbürger bewahren helfen und entsprechende Festivitäten fördern sollte. Der Kontakt zu ausländischen Kultur- und Sportvereinen dürfe nicht deshalb abreißen, weil die Diskussion über soziale Brennpunkte alles überschatte.

"Wir dürfen das bind nicht mit dem Bade ausschütten", erklärte Jürgen Riekehof angesichts der teilweise erregten Diskussion in der Bürgerschaft, "gerade wir als Politiker müssen sehr deutlich differenzieren zwischen denen, die Gesetze und Gepflogenheiten ihres Gastlandes missachten und die deshalb wohl kaum auf ein Bleiberecht pochen können, und denjenigen, die seit Jahren und Jahrzehnten hier arbeiten und wohnen und sich längst integriert haben."


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