Zeitung für Halle und Borgholzhausen / Westfalen-Blatt ,
12.04.2010 :
Stets eine Stimme der Vertriebenen im Altkreis / Gerd Mahnke übergibt den Vorsitz im BdV an Ingo Eßler - Gedenkstätte in Berlin
Altkreis Halle (vm). Flucht verbindet. Vor allem aber verbindet die gemeinsame Heimat. Der Bund der Vertriebenen macht es sich auch in diesem Jahr zur Aufgabe, seine Mitglieder und andere Vertriebene zu unterstützen, sei es durch kulturelles oder politisches Vorgehen.
"Heimat" - für viele Menschen ein selbstverständlicher Begriff. Für manche ist er eher mit schwerer Erinnerung behaftet. Der Bund der Vertriebenen wurde gegründet von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ihre Heimat zwangsweise hinter sich lassen mussten.
Um ihr kulturelles Erbe nicht einschlafen zu lassen, plant der Verein, gemeinsam mit dem "Zentrum gegen Vertreibung" in Berlin eine Gedenkstätte einzurichten. Im "Deutschlandhaus" sollen Zeitdokumente ausgestellt und für jedermann zu besichtigen sein. CDU-Bundestagsabgeordneter Ralph Brinkhaus ist mit dabei. "Es geht darum, einen Platz zu schaffen, der Hinweise darauf gibt, dass Vertreibung auch heute noch ein Thema ist. Weiter geht es um die Kultur der Landsmannschaften - das Kulturgut soll weiter gepflegt werden", sagte Brinkhaus am Samstag in der Gaststätte Rundheide in Kölkebeck.
Dieses gemeinsame Kulturgut lässt die Vertreter der sechs Ortsvereine Halle, Versmold, Peckeloh, Borgholzhausen, Steinhagen und Brockhagen einmal im Jahr zur Hauptversammlung zusammentreffen, um sich über ihre zukünftigen Aufgaben zu informieren. Hier stehen nicht nur gemeinsame Aktivitäten wie Heimatnachmittage mit Musik und Buchvorstellungen im Vordergrund. Ebenso sieht sich der Verein als Stimme der Vertriebenen, welche auf der Grundlage der Charta der Heimatvertriebenen das "Recht auf Heimat und eine sinnvolle Verteilung der Lasten des Krieges auf das ganze deutsche Volk" einfordert. Diese Stimme wurde in den vergangenen Jahren insbesondere von Gerd Mahnke verkörpert, der als Bezirksvorsitzender das Bindeglied zwischen den Ortsvereinen darstellte.
Im Zuge der Vorstands-Neuwahlen geht das Amt nun an seinen Stellvertreter Ingo Eßler. Sichtlich gerührt bedankte sich Eßler und versprach seinem Vorgänger, immer in seinem Sinne zu handeln. "So lange meine Gesundheit bleibt und Gott mir hilft, werde ich das schaffen", sagte der neue Vorsitzende.
Den stellvertretenden Vorsitz übernimmt ab jetzt Günter Schwarz. Schriftführer ist nun Willi Berger, zweite Schriftführerin bleibt Magdalene Venohr. Der Schatzmeister des Vereins bleibt ebenfalls derselbe: Manfred Hubrig rechnet auch weiterhin für den BdV. Lothar Varchmin wird Hubrig stellvertretend unterstützen und als neue Kassenprüfer konnten mit etwas Überredungskunst Helmut Kretschmer und Irmgard Kille gewonnen werden.
Sieglinde Hackbarth erhielt für ihre Mitgliedschaft die Goldene Ehrennadel. Jürgen Wolff dagegen bekam die Ernst-Moritz-Arndt-Plakette. Wolff und Mahnke lernten sich vor 65 Jahren in Eggeberg kennen. Dort kamen sie zu Weihnachten als Vertriebene an, wie sie berichteten. Die unmenschlichen Umstände ihrer Reise werden sie wohl nie vergessen. Aber der BdV hilft ihnen, die freundschaftlichen Bande zu ihren Landsmännern und -frauen aufrechtzuerhalten. Ein Stückchen Heimat ist das vielleicht auch.
Bildunterschrift: Freuen sich über die Gemeinschaft im Bund der Vertriebenen: (von links) Manfred Hubrig, Lothar Varchmin, Magdalene Venohr, Ingo Eßler, Gerd Mahnke, Günter Schwarz, Sieglinde Hackbarth, Ralph Brinkhaus, Willi Berger und Jürgen Wolff bei der Jahreshauptversammlung.
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