Lippe aktuell ,
10.02.2010 :
Rat stimmt mehrheitlich für die Verlegung der "Stolpersteine" / Auf neue Art die Erinnerung wahren
Bad Salzuflen (mh). In Bad Salzuflen wird auf vielerlei Weise der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Jetzt soll eine weitere hinzukommen: Der Rat hat sich in seiner Sitzung für die Verlegung von so genannten "Stolpersteinen" ausgesprochen und folgt damit einem Vorschlag des "Bad Salzufler Ratschlags".
"Stolpersteine" sind ins Straßenpflaster eingelassene Gedenksteine, auf denen der Name, das Geburtsdatum, das Datum der Verschleppung und der Ermordung eines jüdischen Mitbürgers eingraviert ist. Platziert werden diese Steine vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer. Zahlreiche Städte in Deutschland beteiligen sich an dem Projekt; in Lippe wurden die Steine im vergangenen Jahr in Lemgo verlegt.
Eduard Böger, Fraktionsvorsitzender der SPD, sprach sich für die Steine aus. "Ich finde nicht so sehr das 'Wie' wichtig, sondern vielmehr dass man der Opfer gedenkt. Die Steine helfen, die Erinnerung auch im Alltag wach zu halten, indem sie Fragen erzeugen und die schrecklichen Taten ins Gedächtnis rufen." Robin Wagener von den Grünen stimmte ihm zu: "Je länger ein Ereignis zurückliegt, desto manifestiertere Formen des Gedenkens brauchen wir. Auch die Jüdische Gemeinde heißt die Aktion gut - dann sollten wir es auch tun." Volker Heuwinkel (CDU) meinte: "Man kann in ein Museum oder zu einer Gedenkveranstaltung gehen, muss es aber nicht. An den Steinen kommt man nicht vorbei."
Bereits im Vorfeld der Sitzung war die Diskussion über die "Stolpersteine" kontrovers. So hatte sich zum Beispiel der Heimat- und Verschönerungsverein gegen die Aktion ausgesprochen. In einem Schreiben hatte der Vorsitzende Dr. Stefan Wiesekopsieker unter andern vorgeschlagen, die bewährten Erinnerungsformen weiterzuentwickeln und die Forschung zur Geschichte des jüdischen Lebens in Bad Salzuflens zu fördern.
Kritik an dem Projekt gab es auch im Rat: "Man tritt das Gedenken mit Füßen", vertrat Wolfgang Brehm (FWG) seine persönliche Meinung. "Stolpern ist zudem etwas Negatives und außerdem Zufälliges - und Gedenken kann nichts Zufälliges sein." Die Fraktion der Linken enthielt sich der Abstimmung: "Gedenken in welcher Form auch immer ist wichtig. Aber man sollte nicht nur das rückwärtsgewandte Erinnern unterstützen, sondern auch das vorwärtsgewandte Bekämpfen des Neo-Faschismus", so Matthias Obenhaus.
Neben einigen weiteren Enthaltungen stimmte die große Mehrheit der Ratsmitglieder für die Verlegung der Steine. Voraussichtlich kann der Kölner Künstler Gunter Demning, der die Steine deutschlandweit verlegt, im Herbst anreisen. 64 goldene, gravierte Pflastersteine werden dann in Bad Salzuflen ausliegen - so viele jüdische Bürger wurden Opfer der Nazi-Verfolgung. Die Kosten für die "Stolpersteine" sollen von Paten getragen werden.
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