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Lippische Landes-Zeitung , 05.07.2004 :

Hausbesuche gegen Grenzen im Kopf / Forum informiert sich über Brennpunkte

Bad Salzuflen (gr). "Frieden fängt vor Ort an." Mit diesen Worten begrüßte Jobst Flörkemeier Sandra Linnenbecker und Andreas vom Ende jetzt im Hotel "Meier". Die Sozialpädagogin und der Diakon sind an zwei Brennpunkten der Stadt tätig.

Flörkemeier bat als Moderator des "Bad Salzufler Friedensforums" die Gäste, die Schwerpunkte ihrer Arbeit im "Club C", Ziegelstraße, beziehungsweise im Stadtteiltreff Riestestraße (Pro Regio e.V.) vorzustellen. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmer und Gäste des offenen Verbundes noch lange.

Andreas vom Ende bezeichnete die Ziegelstraße, die vor über 30 Jahren jenseits der Bahnlinie entstand, als "Schmelztiegel unterschiedlicher Nationen und Religionen". Viele Einwanderer versuchten durch Abschottung ihre kulturelle Identität zu bewahren. Der Wille oder die Notwendigkeit zur Integration werde durch den starken Zusammenhalt der jeweiligen eingewanderten Volksgruppe erschwert. In Gesprächen, teilweise auch durch Hausbesuche, versuchen die Mitarbeiter des "Club C" die Bedürfnisse der Bewohner zu ergründen. Umgesetzt wird, was machbar ist - von Angeboten aus dem sportlichen Bereich bis hin zu Glaubensgesprächen. Wichtig ist vom Ende, gemeinsamen mit den Bewohnern das Wohngebiet zu gestalten.

Im Stadtteiltreff an der Riestestraße leistet der Verein Pro Regio soziale Arbeit. Sandra Linnenbecker bietet mit Hilfe von Honorarkräften Förderung und Freizeitgestaltung für unterschiedliche Altersgruppen an: Sprachkurse, Hausaufgabenhilfe, PC-Unterricht, Reden über Probleme sowie Hilfe im Alltag. Alle Angebote sind grundsätzlich offen. Handlungsbedarf war aufgrund der Zusammensetzung der Umgebung durch unterschiedliche Generationen beziehungsweise kinderreiche Familien aus verschiedenen Kulturen entstanden.

In der anschließenden Diskussion blieben viele Fragen offen. Beispielsweise ob es sinnvoll sei, Migranten zu Sprachkursen zu zwingen wie es in einigen europäischen Nachbarländern praktiziert wird oder ob die Kommune Wohnungsraum zuweisen sollte, um eine Gettobildung zu verhindern. Auch die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, Migranten politisch mehr zu beteiligen, blieb offen. Einig waren sich die Teilnehmer, dass Integration keine Einbahnstraße ist und auf wechselseitiger Achtung beruht.

Das Friedensforum, das sich ursprünglich aus Protest gegen den Irak-Krieg bildete, beschloss, sich künftig weiter mit diesen und ähnlichen innerstädtischen Themen zu befassen.


Salzuflen@lz-online.de

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