Die Glocke ,
05.07.2004 :
60 Mitglieder / Aleviten haben jetzt ihren eigenen Verein
Gütersloh (rod). Die Dalkestadt ist um einen Kulturverein von Bürgern mit ausländischer Herkunft reicher: Am Samstag ist der "Demokratisch Alevitische Kulturvereins Gütersloh" in der Schillstraße gegründet worden.
In der Türkei leben laut Schätzung des Vereins "Föderation der Alevitengemeinden in Deutschland" mehr als 20 Millionen Menschen türkischer, turkmenischer, kurdischer und arabischer Herkunft, die sich als Aleviten bezeichnen. In Deutschland sollen es etwa 700 000 sein. Aleviten beten nicht in einer Moschee und betonen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Das Alevitentum ging zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert in Anatolien aus der Verschmelzung schiitischer und altchristlicher Gruppen hervor. Gott lebt nach der alevitischen Lehre im Menschen. Aleviten sind ihrem Namen nach "Anhänger Alis", gemeint ist der Schwiegersohn des Propheten Mohammeds.
Veli Aydin, Bundesvorstandsmitglied der Aleviten-Föderation, war eigens zur Vereinsgründung nach Gütersloh gereist. Er beklagte, dass die Aleviten bis heute in der Türkei eine sozial und politisch diskriminierte Glaubensgemeinde darstellten. Auch für die Schulkinder gebe es keine Religionsfreiheit. Der Vorstandssprecher des neuen Alevitischen Kulturvereins in Gütersloh, Nevzat Sahin, fügte hinzu: "Die nicht-laizistische Türkei ignoriert die Existenz der Aleviten, einzig die sunnitische Glaubensrichtung wird anerkannt". Er befürworte, wie auch die Föderation, die Aufnahme der Türkei in die Europäische Union, da auf diesem Wege eine Verbesserung der ungleichen Situation zu erwarten sei.
Mit dem Kulturverein wolle man alevitische Werte wie Liebe, Respekt und Toleranz vermitteln und pflegen, Gemeinschaft erleben und gemeinsam Probleme lösen. Voraussichtlich werde auch ein Cem-Raum (Gebetsort der Aleviten) eingerichtet.
Eckhard Sander, Ausländerbeauftragter der Stadt Gütersloh, richtete auch im Namen der Bürgermeisterin Maria Unger, die verhindert war, Grüße und Glückwünsche an den Alevitischen Verein aus. Ratsherr Peter Kalley (UWG) appellierte an die Vereinsmitglieder: "Nehmen Sie Ihre demokratischen Rechte wahr." Derzeit gibt es laut Veli Aydin 102 Alevitengemeinden in Deutschland. Vorstandssprecher Nevzat Sahin sprach von derzeit 60 Mitgliedern in Gütersloh, von denen die meisten deutsche Staatsbürger seien. Menschen anderer Glaubensrichtungen würden brüderlich respektiert, so Sahin. "Wir haben auch Sunniten in unseren Reihen."
Der neue Verein ist unter 05241/4032848 erreichbar.
www.alevi.com
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