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Neue Westfälische ,
02.07.2004 :
Regierung warnt vor Muslim-Jugend / Verbindung zu radikalen Organisationen
Von Hubertus Gärtner
Düsseldorf/Vlotho. Zwischen der Muslimischen Jugend in Deutschland (MJD) und islamistischen Organisationen existieren nachweisbare Verbindungen. Dies ist einem amtlichen Schreiben zu entnehmen, das vor wenigen Tagen vom Düsseldorfer Innenministerium an den Jugendhof in Vlotho geschickt worden ist und dieser Zeitung vorliegt.
Die landesweit bekannte Bildungsstätte, die jährlich 350 Tagungen, Kurse und Seminare mit insgesamt etwa 5.500 Teilnehmern durchführt, steht unter der Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Wie berichtet, arbeitet der Jugendhof in Vlotho bei verschiedenen Kursen seit einigen Jahren mit der MJD zusammen.
Laut Innenministerium gibt es Verbindungen seitens der MJD zur Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD), die wiederum den Strukturen der islamistischen Muslimbruderschaft zugerechnet wird. Die Muslimische Jugend vertrete "zumindest in Teilen" Positionen, die "als nicht verfassungskonform zu bewerten sind". Die Organisation sei deshalb "insgesamt kritisch zu betrachten", heißt es.
Als weitere Belege für diese Einschätzung werden (mittlerweile gelöschte) antisemitische und Gewalt verherrlichende Koranzitate auf der MJD-Homepage sowie eine (inzwischen ebenfalls gelöschte) Klausel in der Vereinssatzung genannt, wonach das MJD-Vermögen im Falle einer Vereinsauflösung dem verbotenen Aachener Verein Al Aqsa zufließen sollte.
Trotz solcher Querverbindungen würden MJD-Veranstaltungen "nicht automatisch" zur Verbreitung islamistischen Gedankengutes genutzt, schreibt das NRW-Innenministerium. Eine "kritische Auseinandersetzung" mit den Inhalten sei jedoch angebracht.
Eine Debatte will der Landschaftsverband mit der MJD "permanent" geführt haben. Man habe die Vertreter der Muslimischen Jugend bei den Bildungsveranstaltungen in Vlotho als "offen und integrationswillig" erlebt und werde ungeachtet des Schreibens aus dem Innenministerium weiter mit ihnen zusammenarbeiten, sagte ein Sprecher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
MJD weist die Radikalismus-Vorwürfe zurück
Die MJD hatte die Radikalismus-Vorwürfe ebenfalls zurückgewiesen. Der 1994 gegründete Verein verfügt in Deutschland über etwa 250 Mitglieder.
In der Vlothoer Bildungseinrichtung sieht man die MJD als Opfer einer Kampagne. Auf einer Fachtagung will der Jugendhof am 21. Juli über islamische Kinder- und Jugendarbeit debattieren. Allgemeine Fremdenangst, Misstrauen gegen den Islam und "die Unfähigkeit, zwischen Islam und Islamismus zu differenzieren" hätten zu einer kritischen Berichterstattung über die MJD geführt, heißt es in einer Einladung zu dieser Tagung.
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