Westfalen-Blatt ,
09.12.1986 :
Bielefelder Polizei vereitelte Anschlag auf Siemens-Gebäude / Haftbefehl gegen 24-jährigen Studenten erlassen
Bonn/Bielefeld (WB). Unter dem dringenden Verdacht, als Mitglied einer terroristischen Vereinigung im Umfeld der "Rote Armee Fraktion" RAF ein Bombenattenat auf die Bielefelder Siemens-Niederlassung vorbereitet zu haben, hat das Bundeskriminalamt (BKA) den Studenten Jens Klede (24) in Bielefeld festgenommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurde ein dreiseitiges handschriftliches "Selbstbezichtigungsschreiben" gefunden. Darin heißt es: "Wir haben am 9.12.auf das Bürogebäude von Siemens einen Sprengstoffanschlag verübt." Vier 30-Kilogramm-Gasflaschen, ein Feuerlöscher sowie Anleitungen zum Bombenbau wurden zugleich sichergestellt.
Laut Bundesanwaltschaft gehört Jens Kliede vermutlich einer "eigenständigen" terroristischen Vereinigung an, die ihrerseits die "Rote Armee Fraktion" (RAF) unterstützt. In dem Schreiben wurde die Zusammenlegug der Gefangenen aus der RAF gefordert, es war mit "Kämpfende Einheit Philipp Müller" und einem fünfzackigen Stern unterzeichnet. Der Arbeiter Müller war 1952 bei einer Demonstration in Essen von der Polizei erschossen worden.
Gegen Jens Klede war bereits Anfang der 80er Jahre ermittelt worden. Das Verfahren wegen Unterstützung einer terroristischen Organisation sei damals wegen fehlenden Tatverdachts eingestellt worden.
Klede, gegen den inzwischen Haftbefehl ergangen ist, wohnte seit mehreren Jahren in einem Mehrfamilienhaus im Bielefelder Sanierungsgebiet Kamphof. Im Rahmen der überraschenden nächtlichen Aktion des BKA wurde ein weiterer Hausbewohner festgenommen, jedoch mehrere Stunden später wieder auf freien Fuß gesetzt.
In der Bielefelder Niederlassung des Elektrokonzerns Siemens sind etwa 600 Mitarbeiter in Büros, Lager und Werkstätten beschäftigt. Dort hatte es bereits in der Vergangenheit mehrere Bombendrohungen und Sachbeschädigungen gegeben.
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