Lippische Landes-Zeitung ,
21.09.1990 :
Landesweite antifaschistische Konferenz in Detmold / Pflichtjahr für Mädchen Diskriminierung der Frau
Detmold. Die Frauen hatten sie diesmal in der Hand: die "13. Landesweite Konferenz antifaschistischer Initiativen und Organisationen". Souverän und mit positiver Ausstrahlung für die gesamte Konferenz führte die diesmal "nur" aus Frauen bestehende Konferenzleitung durch das umfangreiche Programm.
Kea Wiese vom Bildungswerk CEBA rief in ihrer Begrüßungsrede noch einmal eindrucksvoll dazu auf, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen. Unterstrichen wurde dies durch das Einspielen eines Videos; im Originalton trug Paul Clean - selbst ehemaliger KZ-Häftling - die "Todesfuge" vor. Diesem Gedicht entstammt auch das auf den Einladungen zur Konferenz zu sehende Graffity: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Begleitet wurde der Vortrag Celans mit Bildern des KZ Auschwitz. Kea Wiese warnte vor dem anwachsenden Rassismus und Nationalismus, den heute besonders neofaschistische Gruppen - und das auch in Detmold - nutzen, um neue Mitglieder zu gewinnen.
Eva Praußner, Mitglied der feministisch-antifaschistischen Initiative Recklinghausen, stellte in ihrem Redebeitrag die Parallelen der Frauendiskriminierung in der Nazizeit und im Neofaschismus heraus. Genauso wie damals - nur heute modern verpackt - forderten Neofaschisten ein "Pflichtjahr für Mädchen" und die "Rückbesinnung der Frau auf ihre natürliche Rolle als Hausfrau und Mutter". Sie machte deutlich, dass dies nicht nur dem Gleichheitsgebot des Grundgesetzes widerspreche, sondern auch einer auf die Emazipation von Frauen ausgerichteten antifaschistischen Bewegung zuwiderlaufe. Kinderbetreuung und Frauenleitung setzten in dieser Beziehung einmal mehr Zeichen.
In zehn Arbeitsgruppen setzten die über 160 Konferenzteilnehmerinnen - davon die Hälfte aus der Region - die Arbeit fort. Das abschließende Plenum hatte dann eine Anzahl von Anträgen und Resolutionen zu bearbeiten. Sie hoffen, dass von dieser Konferenz wichtige Impulse für die weitere antifaschistische Arbeit ausgegangen sind. Besonders auf das bundesweite Schulungszentrum der Nationalistischen Front in Pivitsheide sollte immer wieder öffentlich hingewiesen werden, um dort die Neonazis nicht ungestört wirken zu lassen.
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