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Cable Street Beat Gütersloh , 12.06.2004 :

Ekliger Traditionsbruch von Cable Street Beat-Strictly Antifascist

Der Text "Ekliger Traditionsbruch" ist eine Glosse, eine Satire über eine tatsächlich stattgefunden Aktion an der "Brocker Mühle" im Kreis Gütersloh.

Und - bevor er missverstanden wird. Traditionen sind uns scheißegal, wenn's um Faschismus geht. Wir wissen, wer wir sind, nämlich Punx und Skins, und wir wissen auch sehr genau, warum wir das sind.

Aber gegen Faschismus sollte wohl jeder Kult sein, ob BikerInnen, Scooter, Skater, oder welche Subkultur auch immer.

Wir sind froh über alle, die ihren Arsch gegen Faschos hochkriegen, scheißegal, ob sie nun Crombies, Harringtons oder vollgenähte Lederjacken anhaben, Vespa oder Harley fahren, jung oder alt sind ...

If the kids are united, they will never be divided ...

In diesem Sinne- wir stehen 100% zu dieser Aktion, dazu, wie wir sie gemacht haben und mit wem wir sie gemacht haben.

Fight fascism-have fun

Cable street Beat-strictly antifascist

Viel Spaß beim Lesen der Satire!

Wer nicht über sich selbst lachen kann, ist eigentlich tot oder nur ne Spassbremse ...

Ekliger Traditionsbruch von Cable Street Beat-Strictly Antifascist

Jetzt ist es raus! Wer bisher vielleicht noch mit Cable Street Beat-Strictly Antifascist sympathisiert hat, weil er oder sie dachte, CSB sei seit langem eine der wirklich guten Sachen, die die Punk und Skin Szene hervorgebracht hat, ist seit dem 9. Juni eines besseren belehrt ...

Ein solcher Traditionsbruch kann echt nicht toleriert werden. Ok, Cable Street Beat hat vor dem Laden des bekannten Nazi-Führers Meinolf Schönborn demonstriert und dem anwesenden Publikum, das aus etwa 3000 Personen bestand, klargemacht, dass dieser Laden einem Fascho gehört. Dieser mittlerweile schwer angemoppelte (westfälisch für leicht fett gewordene) Nazi verkauft hier vor allem keltische Sachen, Trinkhörner, Met und Wiking-Schmuck, aber auch kitschige Germanen Figürchen und ähnliches Zeug.

So weit, so gut. Aktionen gegen Nazis gut. Erlaubt.

Sie haben auch an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass dem "Kameraden", der früher mal Generalsekretär der verbotenen "Nationalistischen Front" war, nebenbei auch der widerliche Neonazi-Vertrieb "Z-Versand" gehört. Darüber hinaus hält der heute noch Nazi-Vorträge und hat die Polizei in den neunzigern mal zusammen mit dem Bombenleger Naumann mal zu Nazi-Waffenverstecken geführt, wohl um zu zeigen, wie harmlos er ist.

In Ordnung, sie haben da auch Beifall von den durchaus interessierten Leuten vor Ort dafür bekommen, dass sie diesem Fascho auf die Füße treten.

Alles schön und gut. Immer noch erlaubt.

In Ordnung war ja auch, vor dem mehrheitlich langhaarigen Publikum darauf hinzuweisen, dass dieser gierige kleine Geschäftemacher in dem Laden Meniha, wo die Aktion stattfand, vor Allem langhaariges Volk wie Rocker, Hippies, Metals und Grufties und anderes anspricht.

In seinem "Z-Versand" bietet er aber so "Perlen der Klangkultur" wie "Landser", "Screwdriver", "Brutal Attack" und Kettenhund an. Oder auch völkische Jammer und Winselbarden wie "Renneke" und "Daniel Eggers" oder, oh graus, die bedirndelte Heidi, ach nee, Mutti Annett hieß die ja und sabbelt für die NPD "Eine Rose für Deutschland" vor sich hin. Da er da auch andere Dinge, die die Welt nicht braucht, anbietet, wie zum Beispiel "Kissen mit Rudolf Hess" drauf, oder Tassen mit so super Losungen wie "Einsatz", "Pflichtgefühl", "Ehre", "Treue", alle garniert mit Fressen von leidenden Wehrmachssoldaten, ist schon klar, dass der Kamerad da auf die verstörte Zielgruppe der Scheitelträger, Boneheads und sonstiger Pflegefälle eingeht.

Dass er sogar dazu zu blöd ist, wird wohl daraus deutlich, dass der gute Mann da Cds der bekannten Band "Screwdiver" (häh? Schrauben-taucher? Is dasn Vogel?) verkauft. Tja, wahrscheinlich kann man, wenn man sooooo deutsch ist wie der, eben aus Prinzip kein Englisch.

Eigentlich sogar ziemlich gut, so eine Aktion. Erwünscht, nicht nur erlaubt.

Aber lassen wir das. Kommen wir jetzt zum eigentlichen Skandal. Der Laden ist nämlich an der "Brocker Mühle" im Kreis Gütersloh, und hier ist wöchentlich der größte Biker- und Rockertreff in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 5000 Leuten an warmen Tagen. Genau deshalb hat der Nazi-Knilch ja auch seinen Laden da! Wiking- Schmuck für Langhaarige an der Mühle, und "Wiking-Rock" für Nazis mit kurzen Haaren im Z-Versand, aber alles schön getrennt voneinander ...

Richtig cool wäre jetzt als Punk- und Skin-Gruppe wie CSB gewesen mit unseren 5000 Lambrettas und Vespas anzukommen und ein fröhliches "Remember Brighton- Bank-Holiday-Riot"-Gedächtnisfestival (oder remember the spirit of Quadrophenia, nur ohne den ekligen Sting) mit an Rockerhaaren und Bärten zupfen, Harley und Triumph umschmeißen und die anwesende Polizei in die nebenan gelegene Ems zu tunken ... Und das dann unter fröhlichem singen des ultimativen Schunkel Klassikers: "Come on take them all!"

Wäre besonders gut gewesen! 100 Punkte auf der nach oben offenen Punk- und Skin-Erfolgsskala!

Aber es war ganz anders, diese CSB-Stoffel verbrüdern sich mit Bikern, nein es stellt sich sogar noch raus, dass einige von den Vögeln nicht nur Biker und Bikerinnen kennen, sondern selbst welche fahren! Also, diese CSB-Versuchs-Punks und Skins treffen sich mit Bikern, die auch noch Haare bis zum Arsch haben (Na gut, gepflegt waren sie immerhin), binden sich Kutten mit vorne drauf "gegen Nazis" und hinten drauf dem CSB-Logo um und rauschen mitten in den Rockertreff. Schockierend! Wie sollen sie jetzt den Mods und Scootern wieder unter die Augen treten, vor denen sie ihre Mopeds doch bisher noch so schamhaft versteckt gehalten hatten und dann peinlicherweise zu denen gehörten, die mit Autos zu den Scooter-Runs fuhren? Jetzt ist es raus ... Nicht mehr zu ändern.

Verboten. Überaus verboten. Mega-giga total oberverboten. Überhaupt nicht gut. Völlig un-Skinhead. Und mit Punk hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und überhaupt, seit wann können sich Punks überhaupt Motorräder leisten, sind (noch) im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis oder werden überhaupt älter als 30?

Als späte Rache, als gerechte Strafe gar, mag gelten, dass drei der Bikes natürlich nach Fehlzündungen mehrmals schlappmachten und eher spuckend, röchelnd und knallend ihr Ziel erreichten. Als die Gruppe ankam und der Absprache gemäß vor dem Laden Lärm mit Hupen etc. machte, stellte sich auch noch raus, dass zwei der Punkerbikes gar keine Hupe, sondern eine Kinder-Gummi-Enten-manuelle-Quietschehupe am Lenker hatten. Ich sags noch mal - ENTEN-Quietschhupe, eine davon, wenn ich's richtig gesehen habe, mit grünem Iro!

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass Gerüchten zufolge einige der nennen wir sie mal "Motorräder" weder über die erforderliche TÜV-Zulassung geschweige denn über eine ordnungsmäße Anmeldung verfügten. Über alles andere decken wir mal den Mantel gnädigen Schweigens ...

Und dann stand die ganze Aktion noch unter dem Motto: Für Wicki und Met - aber gegen Nazis.

Da fehlt doch wohl völlig die Ernsthaftigkeit.

Um das ganze abzurunden, muss ich noch hinzufügen, dass die ganze Sache dem anwesenden "Born to be wild"-Volk auch noch gefallen hat. Die haben geklatscht und den Fascho mitbeschimpft, weil sie echt vorher nicht wussten, was er für einer ist.

Also, eigentlich war die Sache ziemlich cool und geschäftsschädigend. Wenn da nicht die Sache mit den Mopeds wäre. Kann doch nicht sein, dass meine Feindbilder sich angekratzt werden, liebgewonnene Gegner zu antifaschistischen FreundInnen werden, ich mir nachher noch die Haare wachsen lassen soll. Wie, ich wird jetzt nicht mehr mit Antriebsketten verwemst, ich soll jetzt mit dem Pack kuscheln?

Nein, nein, so weit darf es niemals kommen!

Aber, ehrlich gesagt, der Nazi hat es verdient, dass und noch viel mehr ...

Das ist so schön! Das ist verboten! Das ist so schön! Das ist verboten! Das ist so schön, ach scheiß auf Verbote! (Für die, die HANS-A-PlAST noch kennen.)

PS: Am 11.Juni hat die politische Polizei öffentlich bekannt gegeben, dass diese Aktion "Folgen haben wird". Na, das hoffen wir ja wohl! "Es wird ermittelt." Ja, und wer jetzt gedacht hat, die Aktion solle Folgen haben für Herrn Schönborn, der hat sich aber schwer getäuscht.

Die Polizei ermittelt gegen "die Veranstalter" der Aktion, weil sie "nicht angemeldet worden sei ... ".

"Peinlichkeit kennt keine Grenze, Peinlichkeit kennt kein Tabu!"

Übrigens, seit wann müssen Spontandemonstrationen angemeldet werden, noch dazu so friedliche, freundliche und auch lustige? Abgesehen davon haben wir den Streifenhörnchen vor Ort sehr wohl Bescheid gesagt.

Da könnte man ja fast auf die Idee kommen, die politische Polizei hat keinen Humor, oder hat sie was gegen Antifas auf Motorrädern? Oder hat sie einfach was gegen CSB oder nix besseres zu tun?

"Staatsschutz in die Produktion", bei der Landgewinnung und der Ernte werden immer Leute gesucht, und sinnvoller als das, was die sonst so machen und wir auch noch bezahlen müssen, ist das ja wohl allemal ...


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