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Lippische Landes-Zeitung , 18.06.2004 :

Der Held oder der Mythos? / 2000 Jahre Varusschlacht: Titel für lippische Ausstellung umstritten

Detmold (te). Der "Mythos Varusschlacht" ist den Kreispolitikern als Oberbegriff einer Ausstellung in Lippe zum Jubiläum des Kriegsgeschehens anno 2009 nicht handfest genug. Auch wenn gestern dazu noch keine Entscheidung fiel - im Ausschuss für Wirtschaft und Verkehr des Kreises forderten viele Seiten, Arminius als "Befreier" Germaniens stärker in den Mittelpunkt des Titels und der Vermarktung zu stellen.

Vier Orte wollen die Niederlage des römischen Feldherren Varus' im Teutoburger Wald gemeinsam aufarbeiten und präsentieren. In Haltern soll es schwerpunktmäßig um die Römer gehen, in Osnabrück um die Germanen, in Kalkriese um die Varusschlacht und im Schatten des Hermannsdenkmals um den Mythos, der sich um die Kämpfe gebildet hat. Der Landesverband mit dem Landesmuseum und der Kreis kümmern sich um die Vorbereitungen des lippischen Parts.

Am Oberbegriff hat sich die Diskussion entzündet, auch wenn Landesverbandsvorsteher Joachim Bünemann in ihm primär einen Arbeitstitel sieht. Die Sorge der Kritiker: Lippe fällt mit dem Thema Mythos "hinten runter". Markus Schiek (FDP) forderte deshalb, schnell an der Vermarktung des welthistorischen Ereignisses zu arbeiten. Dafür sei Arminius als zentrale Figur besser geeignet, fügte Kurt Kalkreuter (SPD) an. Eine Argumentation, die Wolfgang Lippek vom Verein "Arminiusforschung" stützte. Bleibe für Lippe nur der Mythos, würden die meisten Besucher wohl eher Kalkriese ansteuern, obwohl längst nicht bewiesen sei, dass dort wirklich die Schlacht getobt habe.

Ausschussvorsitzende Wilma Gläsker (Grüne) fasste zusammen: "Der Name ist noch verbesserungswürdig" Dr. Lucas Heumann (CDU) hielt es für zu früh, jetzt schon einen Titel festzulegen. Erst müsse Konzept erweitert und abgearbeitet werden.

Der regionale und archäologische Bezug werde in der lippischen Ausstellung nicht zu kurz kommen, versprach Bodendenkmalpflegerin Dr. Elke Treude. So werde in einem Forschungsprojekt das Siedlungsbild Lippes zur Zeitenwende für die Ausstellung rekonstruiert. Und: "Der Mythos Varusschlacht ist das spannungsreichste Thema, weil wir Bezüge bis in die Gegenwart herstellen können", sagte sie gestern.

"Es ist uns besonders wichtig, alles auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Aber wir arbeiten auch bereits an der Vermarktung", sagte Landrat Friedel Heuwinkel. Ein Marketing-Konzept existiere, so Gerd Przybyla (Lippe Tourismus- und Marketing AG). Denkbar sei zum Beispiel eine Einbindung von Arminiusfestspielen oder anderer, bereits vorhandener touristischer Angebote. Die Deutsche Zentrale für Tourismus werde die Varusschlacht 2009 in den Vordergrund ihrer Werbung stellen. Er warnte gemeinsam mit Bünemann und Heuwinkel davor, die überregionale Zusammenarbeit aus einem lokalpatriotischen Blickwinkel heraus zu zerreden. "Das wäre fatal."


detmold@lz-online.de

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