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Mindener Tageblatt , 06.06.2009 :

Damit niemand jemals vergisst - 14 neue "Stolpersteine" in Minden verlegt

Von Christian Niemann

Minden (mt). In Minden erinnern jetzt 14 neue Stolpersteine an die Leidenswege von unter dem NS-Regime verfolgten Menschen: ein Zeichen gegen das Vergessen.

Erinnert werden soll vor allem an Ereignisse, die in jüngster Geschichte stattfanden - und zwar mit der Verlegung von "Stolpersteinen" in Minden - kleinen Gedenkplaketten.

Zu den bereits vorhandenen 40 Steinen kamen gestern 14 neue hinzu. Sie wurden unter anderem in der Wilhelmstraße, der Kampstraße, der Ritterstraße und der Ortstraße vor den ehemaligen Häusern einiger Opfer des NS-Terrors verlegt. Mit dabei waren unter anderem Schüler der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, die die tragischen Lebensläufe der Opfer verlasen.

Die Steine bestehen aus zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten, die auf Betonsteinen verankert in den Boden eingelassen werden und an die Opfer des Nazi-Regimes erinnern.

Der Künstler Gunter Demnig möchte mit seinen "Stolpersteinen" dafür sorgen, dass diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten.

Menschen wie Albert Müller, der in der Wilhelmstraße 18 in Minden wohnte und sich besonders in der jüdischen Gemeinde engagierte. Er verlor im Jahre 1939 nicht nur sein Haus. Er wurde auch in ein sogenanntes "Judenhaus" zwangseingewiesen, wo er mit anderen jüdischen Familien auf engstem Raum zusammenleben musste. Ende Juli 1942 wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Später wurde er ins KZ Treblinka verschleppt, wo er ermordet wurde.

Ähnlich erging es auch der Familie Israelsohn, die im Jahre 1919 nach Minden zog und ebenfalls in der Wilhelmstraße 18 wohnte. Familienvater Julius wurde 1938 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, wo er erst Ende September 1939 wieder entlassen wurde. Die Familie wurde gezwungen, in das "Judenhaus" in der Heidestraße 21 zu ziehen, und am 13. Dezember 1941 in das Getto Riga deportiert. Die Familienangehörigen wurden getrennt und fanden in den Jahren 1944 und 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern den Tod.

Gunter Demnig hat bereits in ganz Deutschland seine kleinen Gedenktafeln verlegt. Er wird mit seiner Arbeit fortfahren: "Je mehr Steine verlegt und zu sehen sind, um so größer wird das Interesse. Auch wenn es schmerzhaft sein kann, Geschichte nicht dem Vergessen anheimzugeben", so der Künstler. Die Gedenksteine, die jetzt in Minden verlegt wurden, sollen dafür sorgen. Wie ein Schüler bemerkte: "Man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen."

Für Gunter Demnig war es sicher nicht der letzte Besuch in Minden. Er bedankte sich ausdrücklich bei der Aktionsgemeinschaft "Stolpersteine" der Aktionsgemeinschaft Friedenswoche Minden, ohne deren Engagement seine Arbeit nicht möglich sei. Auch in Petershagen hat er übrigens bei seinem Besuch im Mühlenkreis Stolpersteine verlegt.

Bildunterschrift: Gunter Demnig beim Verlegen der "Stolpersteine" an der Wilhelmstraße.




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06./07.06.2009
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