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Neue Westfälische ,
12.06.2004 :
Schönborn im Fokus des Staatsschutzes / Neonazi nach Haft weiter aktiv
Von Rainer Holzkamp
Gütersloh. Auch sechs Jahre nach seiner Haftentlassung steht der frühere Anführer der verbotenen "Nationalistischen Front" (NF), Meinolf Schönborn, ständig im Fokus des polizeilichen Staatsschutzes. Das erklärte der stellvertretende Leiter der Bielefelder Behörde, Harald Brüntrup, nach den jüngsten Protesten gegen den Neonazi und seine geschäftlichen Aktivitäten.
Insbesondere seit dem Anschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof im Juni 2000 bekommt Schönborn ständig Besuch von den Beamten - im Rahmen von "Gefährder-Ansprachen" bei rechten Sympathisanten. Zudem wird der Katalog seines Versandhandels ständig auf indizierte oder verbotene Artikel hin überprüft.
In zwei Fällen wurden daraufhin Strafverfahren eingeleitet. Im ersten ging es um Gegenstände mit dem Totenkopfsymbol der Waffen-SS, die Schönborn in seinem Versand anbot. Das Verfahren wurde voriges Jahr eingestellt, nachdem die verfassungswidrigen Kennzeichen geschwärzt worden waren.
Derzeit ist noch ein Verfahren gegen den 49-Jährigen, der Mitte der 90er Jahre wegen Fortführung der NF zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, beim Amtsgericht Rheda-Wiedenbrück anhängig. Hier geht es um den Vertrieb einer CD der rechtsextremistischen Musikband Landser.
Schönborns Einfluss innerhalb der rechten Szene stufen die Staatsschützer im Vergleich zu dem Bielefelder Bernd Stehmann, Kopf der "Freien Kameradschaften" in der Region, als gering ein. Er verfolge vor allem monetäre Ziele, verbinde sie freilich mit seiner Gesinnung.
"Schönborn hat nichts dazu gelernt", lautet die Einschätzung von Antifa-Gruppen, die am Mittwoch vor Schönborns Wikinger- und Esoterik-Laden in Herzebrock-Clarholz demonstrierten. Sie glauben, der Neonazi, der im März auch Teilnehmer einer Schulung im Vlothoer Collegium Humanum war, leiste mit seinem Geschäft Vorfeldarbeit, um der Kundschaft den Weg ins offen rechtsextremistische Lager zu öffnen.
Gegen die Veranstalter der Protestaktion leitet der Staatsschutz laut Behördenchef Dirk Butenuth nun Strafverfahren ein. Grund: Die Versammlung sei zu spät angemeldet worden.
12./13.06.2004
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