Neue Westfälische ,
01.06.2004 :
"Greise Polizisten jagen junge Räuber" / Gewerkschaft der Polizei schlägt Alarm
Von Jobst Lüdeking
Bielefeld. Nach Bekanntwerden der Studie zur Alters- und Personalsituation der Polizei in OWL (diese Zeitung berichtete), schlägt die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Alarm. Claus Kynast, Vorsitzender der GdP im Kreis Minden-Lübbecke, der laut Studie neben Höxter am stärksten von der drohenden Alters- und Stellenstruktur betroffen sein wird: "Der Personalschwund gefährdet die Sicherheit der Bürger."
Schon jetzt schreite die Überalterung in den Ermittlungsdiensten sowie im Wach- und Wechseldienst stark voran. Für ältere Kollegen sei es beinahe unmöglich geworden, von diesem aufreibenden Dienst, der sich aus stets wechselnden Tag- und Nachtschichten zusammensetzt, auf so genannte Tagdienststellen zu wechseln.
Dazu kommt die verlängerte Arbeitszeit bis zum 62 Lebensjahr. Kynast: "Überspitzt werden künftig greise Polizisten jugendliche Räuber jagen." Obwohl bekannt sei, dass körperliche Fitness ab einem bestimmten Alter nachlasse. Die Aussicht direkt aus dem Wachdienst in Pension zu gehen, sei für viele Kollegen bereits aufgrund der derzeitigen Arbeitsbelastung eine Horrorvorstellung.
"Schon jetzt ist es vielfach nicht möglich bei Einsätzen – etwa bei Schlägereien – auf die Eigensicherung zu achten", erklärt der Gewerkschafter. "Bei Schlägereien konzentrieren sich streitende Parteien binnen kürzester Zeit auf die Polizei."
Vielfach stünden Beamten in solchen Situationen keine Kollegen mit Streifenwagen als Verstärkung zur Verfügung.
Sie seien einfach zu weit entfernt oder ebenfalls durch Einsätze gebunden. Diese Situation werde sich zukünftig weiter verschärfen.
Der Personalabbau, so Kynast, habe im Kreis Minden-Lübbecke schon dazu geführt, dass seit 1998 die Zahl der Stellen von 437 auf 416 reduziert worden sei. In anderen Polizeibehörden sehe es ähnlich aus.
Kynast: "Die 21 abgebauten Stellen entsprechen der Kollegenzahl, die üblicherweise auf einer Wache Dienst tun." Die Belastung für die Beamten steige dadurch stetig an.
Die Grenze der Belastbarkeit , so der Vorsitzende der GdP im Mühlenkreis, sei erreicht.
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