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Lippe aktuell , 29.05.2004 :

100 Tage an der Spitze der Lipperland-Brigade / Oberst Manfred Hofmann zieht eine erste Bilanz als Kommandeur

Augustdorf (bo). Seit 100 Tagen ist Oberst Manfred Hofmann heute Kommandeur der in Augustdorf stationierten Panzerbrigade 21 "Lipperland". Aus diesem Anlass sprach Lippe aktuell-Mitarbeiter Stefan Boscher mit Oberst Hofmann.

Frage: Seit 100 Tagen sind Sie nun im Lipperland stationiert. Haben Sie sich gut eingelebt?

Hofmann: Ich bin noch nicht nach Augustdorf umgezogen, aber dennoch lebe ich schon sehr intensiv hier und habe auch die ersten Monate sehr intensiv erlebt, denn die Anfangszeit hat mich stark gefordert. Das wird auch so bleiben, denn dieses Jahr ist vollgepackt mit Aufgaben und Übungen. Aber auch wenn ich hier noch nicht wohne, haben sich schon zahlreiche Kontakte ergeben, ich habe viele Menschen kennen gelernt. Daher kann ich nur sagen, es ist eine runde Sache hier in Lippe, ich fühle mich rundum wohl.

Frage: Wie haben Sie die ersten Tage nach der Kommandoübergabe erlebt? Welche Aufgaben und Arbeiten hatten Sie zu erledigen?

Hofmann: Es ist so, dass man in der Übergabewoche mit sehr vielen Informationen überhäuft wird. Der erste Tag alleine an diesem Schreibtisch ohne den Vorgänger war ziemlich spannend. Aber ich habe einen sehr guten Stab hinter mir, der viele Informationen sehr gut vorbereitet hat und mir auch viele Hintergründe vermittelt hat. Das war sehr von Vorteil. Aber ich war auch sehr bemüht, möglichst viele Leute kennenzulernen und mir Einblicke zu verschaffen. Ich habe die Bataillone besucht und musste feststellen, dass das Zeitmanagement eine sehr wichtige Rolle in so einer Position spielt. Gerade bei dieser Brigade, die so weit verstreut ist. Mein Ziel ist es aber nicht, jeden Tag mit Stabsarbeit zu verbringen. Ich will draußen bei der Truppe sein. Das ist es, wie ich meine Führungsrolle verstehe.

Frage: Die Standorte der Brigade sind weit verteilt. Insgesamt stehen mehrere tausend Soldaten in sechs Standorten in drei Bundesländern unter Ihrem Kommando. Hatten Sie schon Gelegenheit alle Dienststellen zu besuchen?

Hofmann: Ja, die hatte ich, obwohl mich die Zeit, in der die Bindehautentzündung grassierte, um drei Wochen zurückgeworfen hat. Das war für den Zeitplan nicht gerade förderlich. Aber mittlerweile habe ich auch fast alle Kompaniechefs kennen gelernt, so dass ich jetzt mit den Namen auch endlich Gesichter verbinden kann. In den nächsten Monaten habe ich aber auch noch ausgiebig Gelegenheit, die Männer und Frauen kennen zu lernen. Es stehen demnächst zwei große Übungen an, an der zweiten werden rund 75 Prozent der Brigade teilnehmen.

Frage: Es war sicherlich eine große Umstellung für Sie persönlich von Ihrer letzten Verwendung im Personalbereich des Verteidigungsministeriums zu Ihrer jetzigen als Kommandeur eines aktiven Großverbandes. Haben Sie sich die Arbeit im Vorfeld so vorgestellt?

Hofmann: So vorgestellt ja, denn die Ausbildung die wir alle durchlaufen, deckt die ganze Bandbreite der Verwendungen ab. Die Arbeit an sich ist natürlich nicht zu vergleichen. Hier in Augustdorf ist die Aufgabenvielfalt sehr viel größer. Was besonders auffällt ist, dass die Verantwortung überall gleich groß ist in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Aber bei der Größe dieser Brigade ist auch klar, dass die Menschen noch deutlicher im Mittelpunkt stehen.

Frage: In den letzten Jahren war auch die Lipperland-Brigade und der Standort Augustdorf von zahlreichen Änderungen im Rahmen der Bundeswehr-
Struktur-Reformen betroffen. Unter anderem mussten Ihre beiden Vorgänger mehrere Bataillone und Einheiten außer Dienst stellen oder an andere Verbände abgeben. Sind in naher Zukunft weitere Veränderungen für den Großverband Panzerbrigade 21 und den Standort Augustdorf zu erwarten?

Hofmann: Wir stehen mit Sicherheit vor weiteren großen Veränderungen. Wir wissen, dass es in Zukunft nur noch einen kleineren Kreis von Brigaden in der Bundeswehr geben wird, die dort stationiert werden, wo die wirtschaftlichen Kriterien ebenso wie die militärischen erfüllt werden, die Planungsarbeiten dafür laufen. Augustdorf erfüllt eine Menge dieser Kriterien, allerdings werden die Entscheidungen nicht hier, sondern an höherer Stelle getroffen. Wir hoffen natürlich alle, dass Augustdorf als Standort erhalten bleibt, aber letztendliche Gewissheit werden wir erst haben, wenn der Minister Ende des Jahres seine Entscheidung bekannt geben wird.

Frage: Sind Einheiten der Brigade gerade im Auslandseinsatz oder ist absehbar, wann ein Einsatz kommen wird?

Hofmann: Wir haben zur Zeit alle Verbände hier in Deutschland. Im Moment befinden wir uns in der Phase zwischen zwei Einsätzen, in der Übungen im Vordergrund stehen. Wir rechnen damit, dass wir Mitte nächsten Jahres in den Einsatz gehen werden, aber es ist noch unklar, wo wir eingesetzt werden. Im Spätsommer 2004 werden wir schlauer sein und dann mit konkreten Vorbereitungen beginnen.

Frage: Wie sieht ein typischer Arbeitstag als Kommandeur der Panzerbrigade 21 "Lipperland" aus?

Hofmann: Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Natürlich macht man sich seine Pläne, aber die Tagesabläufe gerade in diesen bewegten Zeiten bedingen eine große Flexibilität. In aller Regel hat der Arbeitstag zwölf Stunden, oft auch mehr. Auch wenn ich gerne draußen bei der Truppe bin, vergeht natürlich viel Zeit mit organisatorischen Dingen. Bei den teilweise großen Entfernungen zwischen den Einheiten muss ich leider viel Zeit im Auto verbringen, aber es vergeht keine Fahrt, bei der nicht auch eine Menge Papier mit mir unterwegs ist und ich viele Schreibsachen erledige. Ich stelle oft nachteilig fest, dass einem die Zeit förmlich unter den Fingern verinnt. Ich möchte es vermeiden, einen Großteil meiner Zeit am Schreibtisch zu verbringen, dass gelingt aber logischerweise nicht in jeder Woche.

Frage: Die ersten 100 Tage haben Sie hinter sich. Wie sind Ihre Eindrücke der Brigade?

Hofmann: Die Panzerbrigade 21 ist ein in Ehren groß gewordener und gewachsener Verband. Ich sehe hier ein riesiges Potential, was die Soldaten und ihre Einsatzbereitschaft angeht und ich bin mir sicher, dass jeder Auftrag, der an diesen Verband gegeben wird, optimal gelöst werden wird.

Lippe aktuell: Vielen Dank für dieses Gespräch. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg an der Spitze der Lipperland-Brigade.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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