Schaumburger Zeitung ,
22.05.2004 :
"Es geht allein um das individuelle Empfinden des Heimatloswerdens" / Museum Rinteln bereitet Ausstellung "Wypededzenia – Vertreibungen" vor
Rinteln (ur). Überwiegend mit ehrenamtlichen Helfern bauen Museumsleiter Stefan Meyer und Projektbetreuer Florian Heidtmann derzeit im Museum Eulenburg die Ausstellung "Wypededzenia - Vertreibungen" auf. Deren deutsch-polnischer Titel verrät schon, dass hier die Schicksale von Flüchtlingen und Vertriebenen aus beiden Staaten aufgearbeitet werden, dargestellt in einer gemeinsamen Initiative der Regionalmuseen von Stroda Slaska (Neumarkt/Schlesien) und Rinteln. Dorthin hat es neben dem Landkreis Hameln-Pyrmont viele der ehemaligen Neumarkter verschlagen, deren Platz in der alten Heimat dann von Menschen eingenommen wurde, die ihrerseits aus Ostpolen vertrieben worden waren.
Die Ausstellung, die vom 29. Mai bis zum 31. Oktober der Öffentlichkeit in Rinteln zugänglich sein wird und vom 20. Januar des kommenden Jahres an auch in Stroda Slaska zu sehen sein wird, macht gar nicht erst den Versuch, die Frage nach Schuld und Gerechtigkeit klären zu wollen, sondern stellt das Schicksal der Vertreibung und das Los der Vertriebenen selbst in den Mittelpunkt und veranschaulicht mit Augenzeugenberichten, Informationstafeln, Dokumenten und persönlichen Gegenständen aus der Habe der Opfer das unsägliche Leid, das diese in den großen Migrationsbewegungen nach dem zweiten Weltkrieg ohne individuelle Schuld bewältigen mussten: "Es geht um das individuelle Empfinden der Entrechtung und des Heimatloswerdens" , heißt es dazu von den Ausstellungsmachern aus Polen und Deutschland übereinstimmend.
Ergänzt werden die visuellen Botschaften durch akustische Beiträge über Audiogeräte, die aus Sponsoring-Mitteln der Stiftung Niedersachsen, der Sparkassenstiftung, der Bezirksregierung, der Sparkasse Schaumburg und des Kulturvereins "Schaumburger Landschaft" beschafft wurden und für den Rundgang gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen werden können. Außerdem wurde ein Begleitbuch geschaffen, das nach der Ausstellungseröffnung auch im Buchhandel erhältlich sein wird.
"Für wie bedeutungsvoll das Projekt auch von polnischer Seite bewertet wird, mag die Tatsache belegen, dass selbst der polnische Generalkonsul zur Eröffnung aus Hamburg anreisen wird", hob Stefan Meyer im Gespräch mit unserer Zeitung hervor.
Einige Resonanz erwartet man nicht nur bei Schülern, den hier wohnenden Vertriebenen und historisch Interessierten, sondern auch seitens der Teilnehmer des Neumarkt-Treffens, das während der Pfingsttage in Hameln stattfinden wird.
22./23.05.2004
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