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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 14.05.2004 :

Unvertretbarer Stolz / Bezug: Artikel vom 12. Mai über die Renovierung der Richthofen-Treppe ("Lehrpfad soll durch den Trappenwald führen")

Im Ersten Weltkrieg verehrten viel Leute Manfred von Richthofen als Kriegshelden, jeder kannte die aktuelle Zahl seiner Erfolge, das heißt der von ihm abgeschossenen feindlichen Piloten. Mit deren Zahl wuchs sein Ruhm. So propagierten es die Zeitungen, so dachten viele, sonst wäre der Name Richthofen-Treppe in Rüthen niemals populär geworden, der auf einem ziemlich makaberen Zahlenspiel beruht (81 Stufen - 81 tote Piloten).

Ich verurteile keinen, der damals so wie die meisten dachte, obwohl es warnende Stimmen und weitsichtigere Menschen gab.

Die heutigen Generationen aber sollten - über 80 Jahre später, nach der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg, nach den schrecklichen Kriegen und Kriegsfolgen bis in das Jahr 2004 - begriffen haben, dass eine solche Art von Heldenverehrung sich als verhängnisvoll erwiesen hat und mehr als unvertretbar geworden ist. So kann die Erinnerung an den Namen "Richthofen-Treppe" nur mit Bedauern erfolgen, keinesfalls aber mit Stolz.

Das Schild an der Treppe ist völlig unangebracht und sollte schnellstens entfernt werden, zumal die Formulierungen darauf teilweise zynisch und geschmacklos wirken. Es ist kein gutes Aushängeschild für Rüthen.

Franz Josef Risse
Studiendirektor (Deutsch und Geschichte)
Pöggeler Straße 6
Rüthen


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