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Gütersloher Zeitung / Neue Westfälische , 10.05.2004 :

Erinnerung an ein dunkles Kapitel / Gedenktafel für verstorbene Zwangsarbeiter enthüllt

Gütersloh (hm). Wie eine mahnende Insel der Trostlosigkeit stechen die 65 schlichten, grauen Grabplatten aus dem Meer der liebevoll gepflegten Gräber auf dem katholischen Friedhof an der Bultmannstraße heraus. Hier sind 65 Menschen bestattet, die während der NS-Diktatur nach Gütersloh verschleppt worden sind, um sie als Zwangsarbeiter auszubeuten und an den Folgen der inhumen Behandlung gestorben sind. Seit Samstag erinnert nun auch eine Gedenktafel am Rande des Gräberfeldes an das Schicksal der Zwangsarbeiter in Gütersloh.

Im Rahmen einer kleinen Gedenkfeier enthüllte Bürgermeisterin Maria Unger die bronzene Tafel, deren Aufstellung der "Initiativkreis Zwangsarbeit an der Anne-Frank-Gesamtschule" auf den Weg gebracht hatte. Mit Zitaten aus Briefen junger nach Deutschland verschleppter Frauen und der Auflistung von Todesursachen in Gütersloh verstorbener Zwangsarbeiter machten Judith Kratzert, Ingrid Mohn und Jürgen Zimmermann deutlich, dass die Dalkestadt während des Hitlerregimes genauso ein Hort des Terrors war wie der Rest des Landes.

Von den insgesamt etwa 3.500 nach Gütersloh verschleppten Zwangsarbeitern, die vor allem aus Russland, Polen Belgien und Frankreich kamen, starben 156 in der Dalkestadt. Die meisten davon waren Opfer der unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Ursache waren für Krankheiten wie Lungentuberkulose. Andere wurden aus nichtigem Anlass erschossen, wie etwa eine junge Frau, die sich in einen Deutschen verliebte und mit ihm eine Beziehung unterhielt.

Die Tafel soll, so wünschen es sich die Mitgliedes des Initiativkreises, vor allem mahnen, damit sich die Gräuel der Nazi-Zeit niemals wiederholen. Deswegen schlossen Judith Kratzert, Ingrid Mohn und JürgenZimmermann ihre Rede mit dem dreistimmigen Ausruf: "Nie wieder Faschismus!".

Neben dem Mahnmal an der Stadtbilbiothek, dass 2001 im Beisein mehrerer ehemaliger Zwangsarbeiterinnen aus Russland, enhüllt wurde, ist die Tafel auf dem katholischen Friedhof nun die zweite Gedenkstätte, die an ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte erinnert.


lok-red.guetersloh@neue-westfaelische.de

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