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Mindener Tageblatt , 27.11.2008 :

Was ist mit Collegium Humanum? / Nach der Schließung im Mai gehen Schüler der Frage nach, wie es um die rechte Szene steht

Vlotho (zt). Freude und Genugtuung empfanden viele Vlothoer, als das Collegium Humanum im Frühjahr verboten wurde. Doch schon ein halbes Jahr später sind sich viele Oberstufenschüler des Weser-Gymnasiums einig: Der Rechtsextremismus ist nicht auf alle Zeit aus der Stadt verschwunden. Was ist aus den Neonazis geworden?

Von Peer Biedermann, Nele Grabowski, Marcel Krüger, Nora Saathoff und Martin Thomson, Wesergymnasium Vlotho, 8b

Das Collegium Humanum wurde am 7. Mai 2008 geschlossen und das Haus, das Vereinsvermögen, die Zeitschrift "Stimme des Gewissens" von Frau Haverbeck, etc. wurden beschlagnahmt.

Der Zeitungstreff befragte dazu Oliver Plöger, Redakteur beim Vlothoer Anzeiger. Er sagt: "Ich möchte auf keinen Fall spekulieren, ob sich ehemalige Mitglieder des Collegium Humanum noch bei Frau Haverbeck privat treffen. Aber ich glaube, dass es auch leider hier in Vlotho Leute gibt, die man als Rechtsextremisten bezeichnen kann. Beweisen kann ich das nicht." Auf die Frage, ob erneut so ein Verein wie das Collegium Humanum gegründet werden könnte, mutmaßte er, dass es möglicherweise schon so einen Verein gebe, wenn auch nicht in Vlotho. Glücklicherweise sei die Bauernhilfe, die als Auffangverein denkbar gewesen wäre, gleich mit verboten worden.

Im Jahre 1963 gründete Georg Werner Haverbeck den Verein Collegium Humanum (CH) als eine Lernstätte für Friedensbewegte und Grüne. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das CH dann zu einem rechtsextremistischen Verein. Nach dem Tod von G.-W. Haverbeck übernahm seine Ehefrau Ursula Haverbeck-Wetzel 1999 die Leitung. Die Neonazis des Collegium Humanum kamen aber nicht nur aus Vlotho, denn es sind auch Holocaustleugner aus Frankreich, Österreich und der Schweiz bekannt. Die Bauernhilfe war einer der Vereine, mit dem das CH zusammengearbeitet hat, bevor es im Mai 2008 geschlossen wurde. Weitere "Geschäftspartner" sind durch die Verflechtung der rechtsextremistischen Szene kaum zu ermitteln. Existent ist allerdings der Verein "Gedächtnisstätte", welcher in Borna eine Immobilie für die Rechtsradikalen kaufte. Der Verein wurde 1992 auch von Ursula Haverbeck-Wetzel in Vlotho mitgegründet.

Wenn hier in Vlotho ein neuer rechtsextremistischer Verein gegründet werden sollte, müssten die Neugründer aber nach Meinung des Polizisten und Collegium Humanum-Experten Hans-Jürgen Schwarze erst einmal an den Rechtshürden vorbeikommen.

Viele Oberstufenschüler des Weser-Gymnasiums Vlotho befürchten, dass der Rechtsextremismus bald wieder nach Vlotho kommt: "Das Collegium Humanum wurde zwar verboten, aber das hält die Nazis nicht davon ab, sich weiter zu treffen", so die oft gehörte Meinung an der Schule.

Bildunterschrift: Nach dem Verbot durch das Innenministerium hat der Bielefelder Staatsschutz im Mai das Vlothoer Collegium Humanum geräumt.

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