www.hiergeblieben.de

Mindener Tageblatt , 22.11.2008 :

Erinnerungen an das Kriegsende / Karl-Heinz Petersen erzählt von seinen Kindheitserfahrungen nach dem Zweiten Weltkrieg

Porta Westfalica-Holzhausen (zt). Karl-Heinz Petersen erzählt, wie er als Kind die Vertreibung durch amerikanische Soldaten aus dem Elternhaus miterlebte.

Von Sven Petersen, 8a, Realschule Hausberge

Etwa am 4. April 1945 erreichte die zurückweichende Westfront der Deutschen Armee Porta Westfalica und bis zum 12. April 1945 wurde noch in der ganzen Umgebung gekämpft. Karl-Heinz Petersen berichtet, dass an einem dieser Tage ganz nah bei seinem Elternhaus Granaten einschlugen und Splitter das Haus beschädigten. Alle Hausbewohner verkrochen sich im Keller und hatten Angst vor einem Volltreffer.

Als die deutschen Soldaten sich weiter ostwärts nach Bückeburg zurückgezogen hatten, wurden überall weiße Tücher aus den Fenstern gehängt.

Am Samstag, 14. April 1945, als die Familie Petersen gerade beim Abendessen saß, fuhren vor dem Haus LKWs mit amerikanischen Soldaten vor. Sie forderten die Familie auf, sofort das Haus zu verlassen, da die Amerikaner das Haus brauchten. Er erzählt, seine Mutter, seine Oma und er hätten nichts mehr mitnehmen können.

Total geschockt hätten sie beim Nachbarn, wo keine Soldaten waren, Unterschlupf gesucht. Auch anderen Familien, die an dieser Straße wohnten, erging es so. Bei ihnen quartierten sich ebenfalls Amerikaner ein. Karl-Heinz Petersen erinnert sich, dass alle voller Angst beobachtet hätten, was bei ihnen zu Hause geschah. Auf dem Grundstück seiner Familie standen, versteckt unter den Obstbäumen, drei LKWs, aus denen 30 bis 40 Soldaten kletterten. Die Amerikaner verdunkelten alles und richteten sich für die Nacht ein. Es wurde schnell ruhig auf dem Grundstück.

Am nächsten Morgen begannen die Soldaten Feuerholz für Lagerfeuer zusammenzutragen, wobei sie aber nicht sehr wählerisch waren. Sie rissen Holzzäune ein, zerschlugen das Bauholz, was auf dem Grundstück lag und entzündeten damit ihre Kochfeuer. Sie trugen alle möglichen Sachen, auch Nahrungsmittel, aus dem Haus.

Im Haus fand die Familie ein Durcheinander vor

Sie fuhren mit einem Motorrad, was sie in einem Schuppen der Familie Petersen gefunden hatten, kreuz und quer über das Grundstück.

Gegen Mittag seien die Amerikaner dann weiter gezogen. Die Bewohner trauten sich nur zögernd zurück in ihre Häuser. Auch Petersen kehrte voller Angst, was zu Hause alles passiert sein könnte, mit seiner Mutter und seiner Oma ins Haus zurück. Dort fanden sie ein fürchterliches Durcheinander vor.

Das ganze Gebäude war von oben bis unten durchsucht worden. Nahrungsmittel, Geld und Wertsachen waren gestohlen worden. Überall lag zerbrochenes Geschirr und Glas herum. Die Bettwäsche, das Motorrad und andere Dinge aus dem Haus fanden sie draußen im Dreck wieder. Das gesamte Grundstück war verwüstet.

Karl-Heinz Petersen berichtet, besonders der Diebstahl seiner Armbanduhr hätte ihn getroffen, aber das Schwein im Stall und auch die Hühner hätten zum Glück alles überlebt. Nach der deutschen Kapitulation übernahmen dann die Engländer die Kontrolle über das Gebiet.

Bildunterschrift: Neben alten Bildern und Fotos hat Karl-Heinz Petersen auch noch einige Erinnerungen parat.

Hinweis: Texte und Bilder aus dem Mindener Tageblatt sind urheberrechtlich geschützt. Eine Weiterverwendung ist nur mit Zustimmung der Chefredaktion gestattet.

22./23.11.2008
mt@mt-online.de

zurück