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Deister-Leine-Zeitung , 13.11.2008 :

Stolpersteine erinnern an die Schicksale / Gehrden Teil des dezentralen Denkmals

Gehrden (we). Inzwischen ist es das größte dezentrale Denkmal der Welt: Die Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Über 15.000 dieser Steine gegen das Vergessen hat er bereits verlegt und die Namen von jüdischen Opfern der national-sozialistischen Gewaltherrschaft in die Bürgersteige in über 300 Orten in Deutschland und in Österreich, Ungarn und Niederlanden einbetoniert. Jetzt wurden auch zwei Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Dammann an der Dammstraße 26 in Gehrden verlegt.

Eine Messingplatte auf der Oberfläche nennt mit der Inschrift "Hier wohnte ... " den Namen, den Geburtstag und die Umstände des Todes. In Gehrden sind es Amalie Dammann, Jahrgang 1861, deportiert 1942, Theresienstadt, ermordet 1. Januar 1943, und deren Sohn Ludwig Dammann, Jahrgang 1897, verhaftet 10. November 1938, Sachsenhausen, ermordet 4. Januar 1940. Diese beiden Stolpersteine sollen auch symbolisch an 15 weitere jüdische Mitbürger erinnern, die in Gehrden geboren oder gewohnt haben und völlig rechtlos ermordet wurden.

Bevor Gunter Demnig die beiden Stolpersteine in der Dammstraße verlegte, begrüßte Bürgermeister Hermann Heldermann zahlreiche Bürger im Bürgersaal, darunter auch den Kantor der Jüdische Gemeinde Hannover, Andrei Sitnow, als Stellvertreter für den Landesvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Michael Fürst. Unter den Gästen war auch Rolf Dammann als Sohn der Eheleute Ludwig und Margarete Dammann. Die Schüler der 9. Klasse der Burgbergschule nahmen an der Verlegung der Stolpersteine teil.

Bürgermeister Heldermann erinnerte an den einstimmigen Beschluss des Rates der Stadt Gehrden für dieses Vorhaben, der vor einiger Zeit auf Initiative der SPD-Fraktion zustande kam. "Viele Gehrdener werden das ehemalige Dammannsche Haus künftig mit anderen Augen sehen und daran denken, welches furchtbare Leid den Menschen, die hier einmal gelebt haben, von einem verbrecherischen Regime zugefügt worden ist", sagt Horst-Detlev Illemann als Initiator der Aktion gegen das Vergessen. "Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist", zitierte er den Künstler Gunter Demnig. Illemann erinnerte an das Schicksal des Halbjuden Felix Pichet, der am 8. April 1945, einem Tag vordem Einrücken der Amerikaner in Gehrden, auf einem Grundstück an der Nordstraße von einer NS-Streife erschossen wurde.

Auch die Erinnerung an ihn sollte durch einen Stolperstein oder eine Gedenktafel wach gehalten werden.

Bildunterschrift: Für die Jüdische Gemeinde Hannover nimmt Andrei Sitnow (links) an der Verlegung der Stolpersteine teil, rechts neben ihm Rolf Dammann als Sohn von Ludwig Dammann und Großsohn von Amalie Dammann. Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt zwei Stolpersteine in der Dammstraße. Damit ist Gehrden auch Teil des größten dezentralen Denkmals der Welt gegen das Vergessen geworden.


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