Herforder Kreisblatt / Westfalen-Blatt ,
10.11.2008 :
Kerzen erinnern an jüdisches Leben / Gedenken an den 70. Jahrestag der Reichspogromnacht
Herford (tm). Mit 130 Kerzen in der Innenstadt haben die Herforder gestern Abend an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 erinnert. Die Kerzen wurden im Gedenken an den 70. Jahrestag der so genannten Reichskristallnacht an den letzten Wohnorten der jüdischen Mitbürger aufgestellt. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im Deutschen Reich jüdische Mitbürger getötet sowie jüdisches Eigentum zerstört, Synagogen gingen in Flammen auf und jüdische Friedhöfe wurden verwüstet.
Bürgermeister Wollbrink, Vertreter der Ratsparteien, Mitglieder der Kirchengemeinden und viele weitere Herforder nahmen an der Gedenkveranstaltung in der Komturstraße teil. Einige Dutzend Menschen in der Synagoge und mehr als 100 Herforder vor dem Gebäude gedachten der Ereignisse vor 70 Jahren. "Wir können die Geschehnisse nicht rückgängig machen, aber wir alle tragen ein hohes Maß an Verantwortung, dass die Geschichte sich nicht wiederholt", sagte Bürgermeister Wollbrink. Pfarrer Mathias Stork äußerte seine Freude darüber, dass bald in Herford wieder eine Synagoge steht und verwies auf das im Bau befindliche Haus in der Komturstraße. "Der Massenmord begann mit Wegschauen." Mit diesem Satz erinnerte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Harry Rothe, an die Ermordung von sechs Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs. Die gestrige Veranstaltung war der Auftakt für die im kommenden Jahr geplante Verlegung von "Stolpersteinen" durch den Kölner Künstler Gunter Demnig.
Bei den Steinen handelt es sich um mit einer Messingplatte verkleidete Pflastersteine. Auf der Messingplatte sind der Name und das Geburtsdatum der jüdischen Mitbürger sowie ihr weiteres Schicksal während der NS-Zeit eingraviert. Vor dem letzten Wohnsitz der Opfer werden sie in den Boden eingelassen.
Bildunterschrift: Anika Sterna, Heide Nowitzki und Lara Eberlein (von links) von der Olof-Palme-Gesamtschule zündeten Kerzen vor der Synagoge an und verlasen die Namen der jüdischen Bürger, die einst dort wohnten.
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