Die Glocke ,
08.11.2008 :
Harsewinkel: 67-Jähriger entdeckt Grab seines Vaters in der Ukraine
Harsewinkel (hebo). Zwei Jahre war er alt, als sein Vater als "in der Ukraine vermisst" gemeldet wurde. Jahrzehntelang hat es an ihm genagt, dass nicht festzustellen war, wo genau das Grab war. Jetzt hat er es selbst gefunden. Jedenfalls ist Heinz Ketteler (67) aus Harsewinkel ziemlich sicher, die letzte Ruhestatt seines Vaters Heinrich entdeckt zu haben. Letzte Gewissheit wird eine Exhumierung und Umbettung der Gebeine durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge im kommenden Jahr bringen.
Am 15. September 1943 war Elisabeth Ketteler mitgeteilt worden, dass ihr Ehemann Heinrich (Dienstgrad: Obergefreiter) als vermisst gemeldet worden sei – zusammen mit einem Feldwebel Aspodin. Eine genaue Ortsangabe machte die damalige Wehrmacht nicht. Erst später reimten sich die Hinterbliebenen zusammen, dass das Ganze wohl in der nordöstlichen Ukraine gewesen sein müsse, weil das Regiment der siebten Infanterie-Division, der Heinrich Ketteler angehörte, zu jener Zeit dort im Einsatz war.
Seit 1973 stellte Sohn Heinz Ketteler mehr oder weniger intensive Nachforschungen an, wo sein Vater abgeblieben sein könnte. Eine Spur nach der anderen verlief im Sand. So stellte sich auch eine Mitteilung, der Obergefreite sei vermutlich in Nowogrod Sewersk gefallen, als falsch heraus.
Der Hinweis auf ein Dorf Fominzy, den Heinz Ketteler 1992 erhielt, brachte ihn zunächst ebenfalls nicht weiter, denn er fand es auf keiner Karte. Allerdings intensivierte er seine Suche, als er 2004 von der zuständigen Berliner Dienststelle konkret erfuhr, dass sein Vater und der Feldwebel Aspodin am 15. September 1943 wohl bei Fominzy verschwunden seien. Und anhand alter Wehrmachtskarten sowie ganz neuer Aufnahmen in "Google Earth" fand Ketteler schließlich 2008 heraus, dass es in der Nähe der Stadt Romny in der Ukraine, etwa 200 Kilometer östlich von Kiew, ein Dorf gibt, das heute Chominzy heißt.
Ketteler schaltete den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein. Der schrieb an den Bürgermeister von Chominzy, und der berichtete, es gebe in seinem Dorf einen Mann namens Viktor, der sich an zwei verwundete deutsche Soldaten erinnern könne. Allerdings passte der Zeitpunkt (Mai 1943) nicht, und es gab auch weitere Unstimmigkeiten. Als er schließlich merkte, dass Briefe ihn nicht weiter brachten, beschloss Heinz Ketteler, sich einmal selbst an Ort und Stelle umzusehen.
Bildunterschrift: Heinz Ketteler mit einem Foto von der bewaldeten Höhe in der Ukraine, wo sein Vater vermutlich vor 65 Jahren erschossen worden ist.
08./09.11.2008
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