www.hiergeblieben.de

Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 05.11.2008 :

Beitrag gegen das Vergessen / Jost Wedekin stellt sein 250-seitiges Buch über die Landjuden von Haaren vor

Von Simone Flörke

Bad Wünnenberg-Haaren. 300 Jahre Geschichte hat Jost Wedekin auf knapp 250 Seiten zusammengefasst: "Die Landjuden von Haaren – eine fast vergessene Minderheit", heißt sein Buch, das jetzt in der Volksbank in Haaren vorgestellt wurde. Der Autor und ehemalige Schulleiter schildert darin die Historie der Haarener Kultusgemeinde, die exemplarisch ist für das Schicksal vieler kleiner dörflicher Synagogengemeinden, die im Holocaust zu Grunde gingen.

Groß war die Zahl der Interessierten bei der Vorstellung des Werkes. Groß ist auch die Anzahl der Stunden, die Wedekin in die Recherche und Quellenarbeit in Archiven und bei Zeitzeugen gesteckt hat. "Das Buch hat eine Vorgeschichte von über sechs Jahren", sagte Wedekin. Das Buch wende sich in erster Linie an die Haarener Bevölkerung, darüber hinaus aber auch an einen größeren Kreis Geschichtsinteressierter und ergänze die Geschichte, die bereits über Stadtjuden geschrieben wurde. Die ersten jüdischen Mitbürger seien gegen 1700 nach Haaren gekommen.

1704 seien zwei Familien mit 15 Personen aufgeführt – eine Zahl, die bis 1864 auf 64 Personen stieg und bis 1930 auf 18 Personen sank. "Nach der Deportation der Familie Tobias 1943 gab es in Haaren keine Juden mehr", berichtete der 73-Jährige. Im Manufaktur-Bereich, im Vieh- oder Getreidehandel, im Geldverkehr und mit fünf Ladengeschäften, die um 1900 entstanden, hätten die Juden von Haaren ihr Auskommen gehabt, "auch wenn sie nicht so reich wurden wie einige Stadtjuden".

In drei Abschnitte hat der Neuhäuser das Buch unterteilt: Vom Schutzjuden im Fürstbistum Paderborn bis zum Staatsbürger in der Weimarer Republik ist das erste überschrieben. Im zweiten und größten Teil beschreibt Wedekin die Verfolgung und den Untergang der Synagogengemeinde Haaren, beschreibt die erzwungene Abwanderung, die Folgen der Pogrome und den Beginn der Abtransporte ab Dezember 1941. Für die Zeit nach der Flucht, dem Holocaust und dem Krieg stehen die wenigen Überlebenden. Auch der rmordeten wird gedacht.

Norbert Münster vom Heimat- und Verkehrsverein Haaren, dem Herausgeber des Werkes, und Ortsvorsteher Josef Stratmann betonten, dass es dem Verein wichtig sei, die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger zu wecken und wach zu halten. "Zwei Jahre nach der Einweihung des Gedenksteins am jüdischen Friedhof und der Dokumentation ist dieses Buch nun der Höhepunkt", so Stratmann.

Jost Wedekin habe an der Aufarbeitung der Haarener Geschichte mit seiner Arbeit an mehreren Büchern einen besonderen Anteil. Volksbank-Vorstand Heinz Sonntag – die Volksbank Büren und Salzkotten ist Unterstützer des Buch-Projektes – sprach von einem "Beitrag gegen das Vergessen". In der Volksbank in Haaren ist in den nächsten vier Wochen auch eine Ausstellung zu den Landjuden in Haaren zu sehen.

1. Auflage mit 320 Exemplaren

Das Buch "Die Landjuden von Haaren" ist in einer ersten Auflage von 320 Exemplaren erschienen. Es kostet 10 Euro und ist bei der Volksbank in Haaren sowie beim Vorsitzenden des Heimat- und Verkehrsvereins Haaren, Norbert Münster, Tel. (02957) 1332 erhältlich.

Bildunterschrift: Arbeit von sechs Jahren: So lange hat Autor Jost Wedekin (r.) an dem Buch über die Haarener Landjuden gearbeitet. Bei der Vorstellung zeigen auch Norbert Münster, der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins (l.), und Bankvorstand Heinz Sonntag das Werk.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

zurück