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Bielefelder Tageblatt (OH) / Neue Wstfälische , 30.10.2008 :

Das düstere Geheimnis der Zahl 88 / Schüler klären Schüler bei Ausstellungen über Rechtsradikalismus und -extremismus auf

Von Matthias Tonhäuser

Bielefeld. Lea Defort (16) hat zwar noch keine persönlichen Erfahrungen mit Rechtsradikalimus und -extremismus gemacht, sie hat aber bereits dagegen demonstriert. "Es ist einfach falsch, 'Ausländer raus' zu sagen", meint sie. Es sei heutzutage sowieso schwierig zu erklären, wer ein Deutscher sei. Defort war jetzt mit ihren Mitschülern in den beiden Ausstellungen der Projektwoche "Extrem gegen Rechts".

"Rechts Rock" sowie "Neonazis und die soziale Frage", heißen die beiden Ausstellungen, die die Bildungsreinrichtung "Arbeit und Leben" im Kleinen Saal der Ravensberger Spinnerei bis zum 6. November zeigt. Die Schüler Kasimir Kohlhage und Markus Mader (beide 16) von der Realschule Jöllenbeck führen an diesem Vormittag die Klasse 10c der Martin-Niemöller-Gesamtschule durch "Rechts Rock", Melanie Füchtenkötter klärt über "Neonazis und die soziale Frage" auf.

Mader zeigt den Schülern zum Beispiel die Tafel über die "Schulhof-CD" der NPD. "Die Partei verteilt diese CD mit rechtsradikaler Musik kostenlos auf deutschen Schulhöfen", sagt er. Mader erläutert den Schülern auch, wie sich Menschen mit rechtsradikaler und -extremer Gesinnung mit speziellen Abkürzungen auf ihrer Kleidung zu erkennen geben. "Die Zahl 88 steht für Heil Hitler". Die Schüler wissen das schon. "Das H ist der achte Buchstabe im Alphabet" erklären sie ihrer Lehrerin Gabriele Weissenborn.

Tarek Afifi (15) findet diese Informationen sehr interessant: "Ich habe zwar in Bielefeld noch nie Neonazis gesehen, ich werde aber in Zukunft verstärkt darauf achten." Sebastian Storz (16) hat die Ausstellung ebenfalls gut gefallen: "Ich habe gelernt, dass Rechtsradikale und Rechtsextreme viel vorsichtiger auf die Suche nach neuen Mitgliedern gehen und dabei gar nicht so aggressiv sind, wie ich dachte."

Weissenborn findet die Ausstellung ebenfalls sehr gut: "Wir müssen das Thema im Unterricht aber noch ausführlich nachbesprechen." Sie lobt ihre Schüler: "Sie interessieren sich sehr für das Thema und wissen auch schon sehr viel." Insgesamt haben sich 650 Schüler für Führungen angemeldet, berichtet Sabine Beinlich von Arbeit und Leben.

"Hinter verschlossenen Türen"

Die Ausstellung "Rechtsrock" startete vor sieben Jahren als Schülerprojekt des Oberstufenkollegs. Heute aktualisiert der "Bielefelder Verein für demokratisches Handeln" die 50 Tafeln der Wanderausstellung. "Rechtsradikalismus und -Extremismus geschieht in Bielefeld hinter verschlossenen Türen", sagt der Ausstellungs-Gestalter Thomas Wydler. Ihre Zeichen seien aber für jeden sichtbar: "Am Jahnplatz kleben rechtsradikale Aufkleber, es gibt ein spezielles Musiklabel und am Kesselbrink auch einen Laden, der bei Neonazis beliebte Klamotten verkauft."

Bildunterschrift: Tatort Stadion: Kasimir Kohlhagen berichtet Maike Hüttemann, Nadine Rother, Robin Fiedler, Charlene Freier, Philipp Troullier und Lea Defort (v. l.) wie sich Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus im Fußball und in Fußballstadien zeigt. Ein Beispiel sind Plakate der NPD zur WM 2006 (links).


lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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