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Lippische Landes-Zeitung , 24.03.1993 :

Asylbewerberheim: Erneut emotionsgeladene Versammlung im Bürgerhaus / "Dann nehmen Sie bei sich doch selber welche auf!"

Bad Salzuflen-Wüsten (Rei). Die Volkesseele kochte: Mit einem Übergangswohnheim für Asylbewerber nahe der Grundschule will sich ein Teil der Wüstener partout nicht abfinden. Deutlich zu spüren bekamen Bürgermeister Heinz-Wilhelm Quentmeier und Sozialdezernent Dr. Wolfgang Honsdorf am Montagabend im Bürgerhaus, wie sehr die Gegner der Pläne der Stadtverwaltung mißtrauen und sich von der Eile der Entscheidung überfahren fühlen.

Hörbare "Buuh-Rufe" waren die Reaktion, als Quentmeier (gleichzeitig Ortsausschussvorsitzender) seine Hand für die Mitarbeiter im Rathaus ins Feuer legte: "Wir müssen der Verwaltung schon vertrauen." Und Quentmeier ergänzte: "Ich werde nicht zualssen, dass die Asylbewerber auf der Straße stehen." Prompt folgte der Ruf aus dem Publikum: "Dann nehmen Sie bei sich selber doch welche auf!"

Dr. Honsdorf erläuterte zu Beginn der Ortsausschusssitzung, warum alternative Standorte für das Übergangswohnheim nicht in Frage kämen (die LZ berichtete). Das von Bürgern favorisierte Grundstück am Ende der Parkfläche am Sportplatz sei laut Nutzungsplan Außenbereich und damit nicht bebaubar. Eine in der Versammlung angeregte Nachfrage beim Regierungspräsident wird laut Honsdorf kein anderes Ergebnis bringen.

"Unglücklich gelaufen" ist für den Dezernenten, dass der für das Wohnheim vorgesehene Platz nahe der Grundschule in den neuen Nutzungsplänen für Wüsten als Grünfläche ausgewiesen worden sei: "Das ändert aber nichts daran, dass das ein Baugrundstück ist."

Hartmut Topehlen sammelte mit drei weiteren Wüstenern über 1000 Unterschriften gegen die Plände der Stadtverwaltung und kritisierte gestern im Gespräch mit der LZ das gesamte Verfahren: "Die Stadt nimmt sich keine Zeit, unsere Vorschläge sorgfältig zu prüfen und andere Standorte zu suchen." Niemand in Wüsten sei gegen die Aufnahme von Asylbewerbern: "Aber es muss möglich bleiben, die Leute in unsere Gemeinschaft zu integrieren." Das sei bei einem Wohnhaus für 70 Personen, in dem später wahrscheinlich sowieso 100 Menschen leben müssten, von vornherein ausgeschlossen. Die Bürgervertretung stütze den CDU-Antrag, der den Bau eines Hauses für 50 Asylbewerber vorsieht.

Der im Hauptausschuss formulierte Auftrag an die Verwaltung, gleichzeitig in Ahmsen und Wüsten ein Übergangswohnheim für Asylbewerber zu bauen, wird heute ab 17 Uhr im Stadtrat diskutiert.


Salzuflen@lz-online.de

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