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Lippische Landes-Zeitung , 04.03.1993 :

Häufige Polizeieinsätze rund um das Asylbewerber-Wohnheim in Kalletal-Niedermeien / Golabeck: "Bisher keine Gewaltdelikte"

Kalletal-Niedermeien (ThK). "Mittlerweile werden wir drei- bis fünfmal pro Woche nach Niedermeien gerufen", erklärt Lemgos Kriminalpolizei-Chef Udo Golabeck im LZ-Gespräch. Ursache sind nach Angaben des Polizeibeamten die Bewohner des Asylbewerberheimes im ehemaligen "Niedermeiner Hof".

Untergebracht hat die Gemeinde Kalletal dort junge Rumänen, deren Anzahl zwischen 50 und 80 schwankt. "Die Fluktuation", so heißt es aus der Verwaltung, "ist sehr hoch". Bisher sind es vor allem in Lemgoer und Kalletaler Geschäften begangene Ladendiebstähle und Einbrüche in der näheren Umgebung sowie Auto- und Fahrraddiebstähle, in deren Zuge die Polizei in Niedermeien ermittelte. Udo Golabeck: "Gewaltdelikte waren bisher nicht zu verzeichnen." Anzeige erstattet habe jetzt allerdings der bei der Gemeinde beschäftigte Hausmeister, der bei einem Besuch von einigen jungen Männern tätlich angegriffen worden war.

Inzwischen hat das Kreisgesundheitsamt die hygienischen Zustände der Einrichtung bei einer Visite unter die Lupe genommen, hat jedoch nichts beanstandet. Die Einwohner Niedermeiens sind alles andere als glücklich über ihre Nachbarschaft zum Wohnheim. Einige haben Angst und fragen besorgt: "Wann richtet sich das Gewaltpotential gegen uns?" Bundestagsabgeordnete Claire Marienfeld (CDU) will sich auf Einladung örtlicher Christdemokraten am 15. März vor Ort informieren. Bereits für den morgigen Freitag, 5. März, hat CDU-Ratsmitglied Erich Witte zu einer Bürgerversammlung in den "Tannenhof" in Henstorf eingeladen. Vertreter von Polizei, Ausländerbehörde und Gemeinde werden ab 20 Uhr aus ihrer Sicht Stellung beziehen.

Gemeindedirektor Klaus Fritzemeier äußerte im Vorfeld die Überzeugung, dass derartige Probleme nur "dann in den Griff zu kriegen sind, wenn alle Behörden und die politischen Vertreter an einem Strang ziehen".


Lemgo@lz-online.de

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