Schaumburger Nachrichten ,
09.08.2008 :
Ehrenamtlicher von Vergangenheit eingeholt / Linke schwärzen Mitglied der Feuerwehr Messenkamp an / Brandmeister: "Der Mann ist sauber"
Am Rande der Neonazi-Demonstration am vergangenen Wochenende in Bad Nenndorf hatte die Polizei auch einen Einsatz in Messenkamp. Dort hatten zwei Schaumburger Handzettel an Haushalte verteilt, die einen 25-jährigen Messenkämper rechtsextremer Umtriebe bezichtigten. Dieser hat eine leitende Funktion bei der Jugendfeuerwehr. Die Polizei hat die Handzettel sichergestellt und den Vorfall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Messenkamp. Wie die Sprecherin der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, Gabriela Mielke, mitteilt, geschah der Vorfall am vergangenen Sonnabend. Zwei Männer, Mitte 20, aus dem Landkreis Schaumburg seien von Messenkämper Einwohnern dabei beobachtet worden, wie sie die Flyer verteilt haben. Als die Einwohner die beiden zur Rede stellen wollten und die Polizei alarmierten, seien diese auf einen Rübenacker geflüchtet. Die Verteiler, die der linken Szene zugerechnet werden, wurden von der Polizei aber noch angetroffen. Auf den verteilten Zetteln wurde ein leitendes Mitglied der Jugendfeuerwehr bezichtigt, der rechtsextremen Szene anzugehören. Der Betreffende wollte sich gegenüber den SN zu dem Vorwurf nicht äußern.
Dafür nimmt aber Samtgemeindebrandmeister Jürgen Wilkening Stellung, der dies mit dem Messenkämper abgestimmt habe. "Es ist richtig, dass er vor Jahren Kontakt zur rechten Szene gehabt hat", so Wilkening. Der heute 25-Jährige habe damals "einen Fehler gemacht" und sei "mit den falschen Leuten auf einer Demonstration in Hamburg mitgelaufen". Dies sei Wilkening bekannt gewesen. "Er hat sich aber davon distanziert", ist er sicher. Der Betroffene habe bei der Feuerwehr "nie rechtes Gedankengut verbreitet". "Der Mann ist sauber."
Wilkening, der die Vergangenheit des Ehrenamtlichen als jugendliche Verfehlung sieht, ist es wichtig, dem Messenkämper über die Strukturen der Feuerwehr "vernünftiges und demokratischen Denken" zu vermitteln. In diesen Zusammenhängen könnten Jugendliche lernen, "was Kameradschaft wirklich bedeutet". Zudem habe er sich bei der Polizei erkundigt. "Es liegt überhaupt nichts gegen ihn vor" und er werde nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Polizei bestätigt das. "Es ist nichts bekannt über ihn", sagt Mielke. Weder rechten noch linken Gruppierungen werde er zugerechnet.
"Er ist für uns ein unbeschriebenes Blatt wie jeder andere Bürger auch", so Mielke. Diejenigen, die den Messenkämper bezichtigt haben, müssen allerdings mit Ermittlungen rechnen. Es wird bei der Staatsanwaltschaft Bückeburg geprüft, ob Straftatbestände vorliegen, beispielsweise vorsätzliche Beleidigung. Messenkamps Bürgermeister Frank Witte (SPD) sieht keinen Grund, weitere Konsequenzen zu ziehen. Er sei sicher, dass sich die Gesinnung des Betroffenen geändert habe. "Man sollte ihm keine Knüppel zwischen die Beine werfen." Niemand habe etwas dagegen, dass er weiter Jugendarbeit mache.
Anmerkung von www.hiergeblieben.de:
Artikel über Mirko Briese aus Messenkamp, der trotz seiner Teilnehme an mehreren Neonazi-Demonstrationen noch immer Jugendwart bei der örtlichen Feuerwehr ist.
Foto von Mirko Briese auf: www.tsf-w.de/News-file-article-sid-1951.html
09./10.08.2008
sn@madsack.de
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