Vlothoer Anzeiger ,
23.04.2004 :
Prozess gegen Haverbeck-Wetzel / Vlothoerin muss sich wegen Verdacht auf Volksverhetzung vor Gericht verantworten
Von Oliver Plöger
Vlotho (plö). Die Vlothoerin Ursula Haverbeck-Wetzel wird sich am Freitag, 18. Juni, vor dem Amstgericht Bad Oeynhausen verantworten müssen. Der Vorwurf: Verdacht auf Volksverhetzung.
Der 75-jährigen Ursula Haverbeck-Wetzel wird zur Last gelegt, Schriften hergestellt und für ihre Verbreitung gesorgt zu haben, die den Holocaust leugnen. Den Prozesstermin bestätigte gestern Richter Bernd Frickemeier. Sollte sich der Verdacht zur Tatsache erhärten, müsse Haverbeck-Wetzel mit einer Geldstrafe oder sogar mit Freiheitsentzug rechnen. Weiter angeklagt ist Ernst-Otto Cohrs aus Rothenburg an der Wümme. Der 82-Jährige ist als so genannter „Schriftleiter” ebenfalls für den Inhalt der in Vlotho publizierten „Stimme des Gewissens” verantwortlich, die die Leugnungen offenbar enthält.
Bereits im November vorigen Jahres hatten Beamte des Bielefelder Staatsschutzes das Collegium Humanum an der Brettorststraße durchsucht. Anlass war eine den Ermittlern zugespielte Ausgabe der „Stimme des Gewissens”, die den Holcaust in mindestens zwei Beiträgen verharmloste oder in der bekannten Form leugnete. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass in einer Folgenummer der Zeitschrift auch die Vernichtung der europäischen Juden in Abrede gestellt wurde. Ursula Haverbeck-Wetzel hatte sich laut Staatsanwaltschaft Bielefeld zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Bereits im November wurde die Möglichkeit einer Anlage geprüft.
Offiziell gegründet wurde das Collegium Humanum bereits 1963 durch Werner-Georg Haverbeck. Seit Jahren, so die Staatsanwaltschaft Bielefeld, werde die Bildungsstätte von Rechtsextremisten unterschiedlicher Ideologien genutzt. Für Aufsehen hatten im vorigen Jahr mehrere Besuche des ehemaligen NPD-Anwalts Horst Mahler gesorgt. Am 9. November 2003 soll es in Vlotho dann zur Gründungsveranstaltung des „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocausts Verfolgten” gekommen sein. Horst Mahler soll diesen Verein maßgeblich initiiert haben.
Im Zuge der Aktivitäten des Collegium Humanum kam es im Vorjahr zu mehreren Demonstrationen vor dem Seminargebäude an der Bretthorststraße. Seminarbesucher wurden am Betreten des Geländes behindert.
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