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Sputnik , 24.04.2004 :

Demobericht aus Bünde

Gestern, am 23.04. demonstrierten ca. 150 Menschen in Bünde/Westfalen unter dem Motto "We want it all - für ein Autonomes Zentrum".

Vorgeschichte: Vor ca. einem Jahr hat die CDU beschlossen, das Autonome Zentrum „Villa Kunterbunt“ in Bünde aus fadenscheinigen Gründen zu schließen. Schnell wurde es abgerissen. Eine Reihe von Protestaktionen in Bünde folgte.
Die letzte Demonstration für ein Autonomes Zentrum in Bünde am 07.01.2004 wurde durch den Staat kriminalisiert, da sich anscheinend einige Polizisten durch 2 Feuerwerkskörper verletzt fühlten.

Demobericht: Die Demo sollte eigentlich um 18 Uhr beginnen, was jedoch durch unglaubliche Zufälle bei Bahnfahrenden und durch einen Defekt an der Musikanlage für Verzögerung sorgte. Dadurch startete die Demo erst gegen 19.00 bis 19.30 Uhr.

Dann zog die Demo vom Bahnhofsvorplatz los. An der Demo nahmen ungefähr 150 Personen - vor allem Autonome - teil. Die Polizei beschränkte sich anfangs noch darauf den Verkehr zu regeln. Wie man aber aus gewöhnlich gut informierten Kreisen hörte, waren noch zwei Hundertschaften aus Gelsenkirchen und Münster in Bereitschaft und vor Ort.

Der Demozug, an dem sich sogar noch einzelne Jugendliche angeschlossen haben, marschierte in engen Ketten und mit lauten Parolen, wie „Kein Tag ohne - Autonomes Zentrum“, „Alles für alle und zwar umsonst“, „Was will ich, was willst du – das Verbot der CDU“ oder „Bünde, Bünde deutsche Stadt – wir haben dich zum Kotzen satt“ in Richtung Innenstadt. Durch ein Megaphon wurde den Passanten der Grund der Demo erklärt und über Machenschaften der CDU informiert. Auch Flugblätter wurden verteilt. Entlang der Route, konnte man immer wieder sehen, dass fast an jedem Laternenpfahl und an jeder dritten Wand Aufkleber bzw. Parolen für „die Villa“ standen.

Nachdem es aus der Konsummeile rausging, ging es geradeaus zur SPD-Zentrale. Aus ca. 100 m Entfernung war zu erblicken, dass sich vor dem Gebäude Polizisten mit aufgesetzten Helmen befanden. Die Stimmung in der Demo wurde durch diese Provokation aggressiver und es ertönten „BRD-Bullenstaat, wir haben dich zum Kotzen satt“-Sprechchöre. Kurz davor wurde heruntergezählt, was die Polizei sehr verwirrt hat. Jedoch war das nur ein gezieltes Täuschungsmanöver seitens der Demo, um die Polizei aufzuwecken und wieder daran zu erinnern, dass es „ohne Bullen kein Krawall“ gibt.

Zur Freude aller ging die Musikanlage plötzlich wieder und vor der SPD-Zentrale wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. Fast frenetisch wurde einem Redner applaudiert, der augenscheinlich vielen aus der Seele sprach. Er wandte sich hauptsächlich an die eingesetzten Polizisten, die immer noch in Reih und Glied vor der SPD standen. Er muss wohl so sehr den Nerv der Polizisten getroffen haben, dass einigen das aufgezwängte Lachen verging und die Polizei darauf drängte weiterzugehen.

Weiter ging es dann durch eine Straße (Gegend), die voll von Villen stand. Exemplarisch waren wir schon ganz in der Nähe der heute stattfindenden CDU-Veranstaltung.

Als wir in die Straße einbogen, sahen wir schon, dass die Polizei ihre Fahrzeuge nutze, um die Straße 20 m vor dem CDU-Veranstaltungsort abzusperren. Die Polizei lenkte uns auf einen Platz (Kessel?) vor der Halle, der mit Absperrband vorsorglich „versiegelt“ wurde. Einige beherzte Demonstranten entfernten diese aber recht schnell und gewährten der Demo den Weitergang direkt zur CDU-Veranstaltung.

Die Polizei stellte sich locker mit ca. 20 Polizisten vor den Eingang der Halle. Daraufhin formierte sich die Demo wieder, die sich auf dem Platz etwas zerstreute und zählte wieder von zehn runter. Diesmal sollte es aber nicht mehr beim Täuschungsmanöver bleiben. Somit liefen ca. 80 Personen gegen 20 Polizisten. Danach gab es ein paar Rangeleien, aber nichts ernstes. Es sollte sowieso nur ein symbolischer Akt sein. Denn wenn die Demonstranten es gewollt hätten, wäre das ohne Probleme möglich gewesen.

Diese Szenerie erinnerte irgendwie an die 80ger Jahre, wo sich „vermummte“ Demonstranten in Ketten Auge in Auge gegenüber der Polizei stellten. Auch hier war klar. Die Demoteilnehmer akzeptierten zu keiner Zeit das staatliche Gewaltmonopol und die Polizei spürte das auch. Zu Verletzen oder Festnahmen kam es nach meinen Information an dieser Stelle, wie auch am ganzen Tag nicht.

Während die Demonstranten so in Ketten vor der Polizei stehen blieben, wurden mehrere Redebeiträge abgehalten.

Anschließend sollte es ursprünglich zum Endpunkt am Museumsplatz gehen. Allerdings wurde die Demoroute bis zum Bahnhof verlängert. Dort wurde die Demo dann „offiziell“ aufgelöst.

Bleibt noch zu sagen, dass die Demo recht gut war und viel Spaß bei allen Beteiligten gemacht hat. Was dann doch sehr blöd war, dass Seitentransparente verboten wurden. Vielleicht sollte man darüber nachdenken so was einfach durchzusetzen.

Es wurde angekündigt noch mehrere Demos in Bünde folgen zu lassen! Ich komme gern wieder! Fotos und Videos werden bestimmt auch noch folgen.

Aus aktuellem Anlaß: Solidarität nach Hamburg!
Zusammen sind wir stark!
Für viele Hafenstraßen überall!


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