Die Glocke ,
24.04.2004 :
24. April 1944 / Denunziert und ermordet: Franziskaner Kilian Kirchhoff
Rietberg/Rheda-Wiedenbrück (hec). "Mit einem letzten Gruß an alle meine lieben Freunde, mit einem Gedenken vor Gott an alle meine Mitbrüder, die mir verbunden waren und an meine Verwandten sterbe ich, von jeder menschlichen Hilfe gänzlich verlassen, einzig im Vertrauen auf Gottes Beistand." Das schrieb Pater Kilian Kirchhoff, der heute von 60 Jahren, am 24. April 1944, im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet wurde, am Tag seiner Verurteilung.
Franziskanerpater Kilian war von 1924 bis 1943 mit seelsorgerischen Aufgaben unter anderem auch in den Klöstern Rietberg und Wiedenbrück betraut. An der Klosterkirche in Rietberg ist eine Gedenktafel angebracht, die an den Franziskanerpater erinnert. Im Sauerland geboren, wurde der spätere Pater Kilian von seinen Eltern auf den Namen Josef getauft. Nach Beendigung der Gymnasialzeit trat er am 19. April 1914 in die Gefolgschaft des Heiligen von Assisi ein. Sein Theologiestudium wurde vom Ersten Weltkrieg unterbrochen, den der junge Student an der Ostfront als Soldat erleben musste. 1922 wurde Pater Kilian zum Priester geweiht. Neben seinen seelsorgerischen Aufgaben widmete er sich besonders wissenschaftlichen Tätigkeiten in Zusammenhang mit der ostkirchlichen Liturgie. Sie einzudeutschen, wortwörtlich wie nach dem Sinngehalt, der dem Abendland entfremdet war, wurde die Aufgabe seines Lebens. In Klöstern der westfälischen Heimat - unter anderem in Rietberg und Wiedenbrück - hat er sie erfüllt.
Pater Kilian Kirchhoff pflegte unter anderem eine Bekanntschaft und den Briefwechsel mit einer katholischen Familie in Koblenz. Eine der Töchter des Hauses war eine fanatische Nationalsozialistin. Während eines Aufenthalts in der Familie im Jahre 1942 verwickelte sie den ahnungslosen Pater in ein politisches Gespräch und denunzierte ihn später bei der Gestapo. Der Pater habe sich während seines Besuchs in ihrer Familie wiederholt in staatsabträglichem Sinne geäußert und sich in gehässiger Art und Weise über führende Persönlichkeiten geäußert, lautete die Aussage der Frau bei der Gestapo. Nach Verhören und Haussuchung wurde der Ordensmann im Oktober 1943 in der Wohnung eines Schulkameraden, Pfarrer in Dortmund-Hörde, verhaftet. Am 7. März verurteilte ihn der damalige Volksgerichtshof in Berlin zum Tode.
Am Tage seiner Hinrichtung schreibt er an seinen Provinzial: "Die letzte Stunde soll Dir und dem Abschied von allen lieben Mitbrüdern, Freunden und Verwandten gewidmet sein. Ich habe mich gut auf das Sterben vorbereiten können. ( ... ) Ich bitte nun, allen, auch meinen lieben Verwandten und Brüdern ein herzliches Lebewohl zu sagen. ( ... ) Ich verzeihe meinen Feinden, wie auch Christus am Kreuz den Feinden verziehen hat. ( ... ) Sorge bitte dafür, dass die vorbereiteten Hymnenbände erscheinen können. Auf Wiedersehen in der seligen Ewigkeit."
24./25.04.2004
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