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Antifaschistische Aktion Osnabrück , 16.06.2008 :

Die Nazis vor unserer Haustür

Das NPD-Zentrum am Harderber ist Dreh- und Angelpunkt aller organisierten Nazi-Aktionen im Raum Osnabrück. Seit Anfang der 1990er Jahre vom NPD-Unterbezirk Osnabrück (damals noch NPD-Kreisverband) gepachtet, wird es als Schulungszentrum und Veranstaltungsort für verschiedenste Anlässe, beispielsweise interne Koordinationstreffen und publikumswirksamen Veranstaltungen wie Vorträgen, Parties und 'Liederabenden' genutzt. Es dient der NPD als Anlaufpunkt um Interessierte an die organisierte Struktur zu binden. Das NPD-Zentrum ist der Kristallisationspunkt der extremen Rechten in der Region, dessen Wirkungskreis geht allerdings noch über den Raum Osnabrück hinaus.

So fand beispielsweise am 23. Februar 2007 eine Veranstaltung zum Themengebiet "Frauen in der nationalen Bewegung" mit TeilnehmerInnen aus dem gesamten norddeutschen Raum sowie dem angrenzenden Teil Nordrheinwestfalens im NPD-Zentrum statt, welche in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gründung des RNF (Ring Nationaler Frauen) in Niedersachsen stand.

Der regionale Wahlkampf zur Landtagswahl in Niedersachsen 2008 wurde ebenfals von dort aus organisiert. Das "NPD-Zentrum" dient nicht nur der NPD als Aktionsraum und Rückzugsort, sondern auch anderen extrem rechten Organisationen. So musste ein Mitte Juni 2007 geplantes Zeltlager der HdJ (Heimattreue deutsche Jugend) im Kreis Diebholz und Melle aufgrund antifaschistischer Intervention und darauf folgender polizeilicher Maßnahmen schließlich zum Harderberg verlegt werden. Nach dem Ende 2007 der Verpächter und Hauseingentümer Walter Tournee verstab, besteht derzeit die bereichtigte Hoffnung das dieser Ort der extremen Rechten in Zukunft endlich genommen wird.

Die Vielzahl und die Bandbreite der Veranstaltungen und Aktionen in den letzten Jahren belegen, dass der Organisierungs- und Vernetzungsgrad der regionalen Naziszene recht hoch ist. Exemplarisch dafür waren der NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2007 in Vechta und die Aktionen zum Landtagswahlkampf 2008 in Niedersachsen. Dabei bestehen enge Beziehungen zum NPD-Stützpunkt Vechta und zu den NPD-Kreisverbänden Münster und Steinfurt. Hinzu kam die Gründung des NPD-Ortsverbandes Rheine. Diese ist im Zusammenhang mit der Entscheidung der NPD zu sehen, den Landkreis Steinfurt bereits frühzeitig zu einem Schwerpunktgebiet für die Kommunalwahlen in NRW im Juni 2009 zu erklären.

Die in letzter Zeit verstärkten Aktivitäten im Landkreis Streinfurt die maßgeblich durch die NPD-Aktivist_Innen Iris Niemeyer und Gerrit Gerdes (NPD Rheine), Markus Pohl (NPD Münster, NPD-Landesvorstand NRW), Mathias Pohl (NPD Steinfurt, NPD-Landesvorstand NRW) und Denis Dormuth (NPD Münster) organisiert wurden, zeigen das es der NPD mit ihrem Ziel, den Einzug in die Kommunalparlamente ernst ist.

An Christian von Velsen (NPD-Unterbezirk Osnabrück) und Christian Fischer (Stützpunktleiter NPD-Vechta) lässt sich die verstärkte Zusammenarbeit mit der NPD Vechta aufzeigen. Deutlich wurde die Kooperation unteranderem durch die Doppelkundgebung in Georgsmarienhütte und Vechta am 17. November 2007 zur Landtagswahl Niedersachsen. Gemeinsam mit Fischer, der als Redner auf diversen Demonstrationen fungierte, ist von Velsen im NPD-Bundesordnerdienst unter Manfred Börm aktiv. Weiterhin sind beide sowohl in der HdJ engagiert und in der Vergangenheit an bundesweiten Zeltlagern beteiligt gewesen, als auch für das extrem Rechte Medienportal "NS-Media" aktiv.

Gegen beide und weitere Nazis aus dem osnabrücker Raum wird nach der Teilnahme an einem paramilitärischen Sommerlagers im Jahr 2006 in Wilsum bei Nordhorn, wegen "Bildung bewaffneter Gruppen" und "Verstößen gegen das Waffengesetz" ermittelt. Im Zuge dessen kam es im Jahr 2007 zu Hausdurchsuchungen bei 30 Nazis im Raum Osnabrück und Vechta, bei denen u.a. Waffen und Munition gefunden wurden. Das nicht allzu häufig von extrem rechten Gewalttaten im Raum Osnabrück zu hören ist, liegt daran, dass die regionale NPD in der Vergangenheit versucht hat gewalttätige Auseinandersetzungen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit zu halten oder umzudeuten, um sich als biedere NationalistInnen und somit als eine wählbare Opposition für das bürgerliche Spektrum darzustellen. Dahinter steht allerdings eine antisemitische, rassistische, sexistische und völkisch-nationalistische Ideologie, der es entschieden entgegenzutreten gilt.

Keine Sonne für Nazis!


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